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Mit Medienkompetenz gegen Internetsucht: Projekt Netz mit Web-Fehlern startet durch

Die Hessische Landesstelle für Suchtfragen (HLS) und die Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen kooperieren 2016 erneut in dem Projekt „Netz mit Web-Fehlern“. Zum Auftakt läuft das Projekt in einer Kindertagesstätte in Münster bei Darmstadt. Kinder, Pädagogen und Eltern werden dort für eine bessere Medienkompetenz geschult. Weitere Veranstaltungen in Hessen sind bislang in Frankfurt, Eschwege, Bad Hersfeld und Fulda geplant.

„In Zeiten, in denen WhatsApp und Facebook die meisten Menschen den ganzen Tag über auf dem Smartphone begleiten, ist es wichtig, vor allem Kinder und Jugendliche für den Umgang mit Medien und das Internet fit zu machen“, sagt Dr. Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung Hessen. Die sozialen Netzwerke sind zu festen Bestandteilen der Kommunikation geworden und unterstützen damit auch vielfach die sozialen Kontakte. Allerdings sind auch die Schattenseiten der digitalen Kommunikation spürbar, wie beispielsweise durch Cybermobbing, exzessivem Medienkonsum oder Missbrauch von persönlichen Daten.

Die Fachstellen für Suchtprävention organisieren in dem Projekt Netz mit Web-Fehlern landesweit Angebote, die sich an Kinder, Jugendliche, Eltern und Pädagogen richten. Die möglichen Aktionen sind breit gefächert: Von Mediencamps, Aktionstagen an Schulen, Fotocomicprojekten mit Smartphones, Theaterstücken und Schülerworkshops über Fortbildungen für Lehrkräfte und Eltern-Lan-Partys. Die Rückmeldungen aus den Fachstellen für Suchtprävention haben gezeigt, dass es großen Aufklärungsbedarf im Umgang mit dem Internet bei Eltern, Schülern und Lehrkräften gibt. Auch die Sorge vor Onlinesucht treibt viele Eltern um. Die TK in Hessen sieht die Chance, mit diesem Projekt den möglichen gesundheitlichen Fehlentwicklungen, durch die zunehmend digitalisierten Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen, sehr gezielt entgegenzuwirken. Aus diesem Grund hat die TK in Hessen entschieden, das Projekt „Netz mit Web-Fehlern“ für 2016 weiter zu fördern.

„Gerade auch, weil die sozialen Netzwerke für Jugendliche eine Parallelwelt darstellen, zu denen Betreuungspersonen oft keinen Zugang haben, müssen wir sie aufklären. Für die Präventionsarbeit heißt das, den Blick zu weiten. Oft liegt der Fokus auf Ernährungs- oder Bewegungsprojekten. Den Aspekt Medienkompetenz müssen wir künftig noch viel stärker in unsere Arbeit integrieren“, sagt Voß.

Eltern besorgt – aber nicht informiert
Einer Forsa-Umfrage zufolge, die 2014 im Auftrag der TK durchgeführt wurde, sehen die meisten hessischen Eltern (87 Prozent) im Internet zwar eine große Hilfe bei der Informationsbeschaffung für Hausaufgaben, Referate oder bei der Freizeitorganisation der Kinder. Über die Hälfte (55 Prozent) macht sich jedoch zugleich Sorgen, dass ihr Kind im Internet schlechte Erfahrungen durch Mobbing, Belästigung oder Betrugsversuche machen könnte. Viele hessische Eltern (17 Prozent) glauben, dass ihr Kind durch die lange Zeit, die es im Internet surft, chattet oder spielt, die Familie Freunde und Hobbys vernachlässigt. Ein Fünftel der hessischen Eltern (21 Prozent) weiß indes gar nicht, was ihr Kind im Internet macht.

„Computer und Internet haben in sehr kurzer Zeit unseren Alltag geprägt und verändert. Parallel dazu erreichen uns immer mehr Anfragen von Eltern, Angehörigen oder Lehrpersonal“, sagt Wolfgang Schmidt-Rosengarten von der HLS in Frankfurt. Besonders verunsichert seien Eltern und Pädagogen bei internetbasierten Rollenspielen, wie etwa „World of Warcraft“, oder Community orientierten Bereichen, wie Chats, sozialen Netzwerken und Foren, so Schmidt- Rosengarten. Da Medien heutzutage im Leben der Kinder einfach dazugehören, ist es für die Prävention von Medienabhängigkeit oder unsachgemäßen Medienumgang, wie etwa bei Cybermobbing oder Sexting, wichtig, ihnen ebenso selbstverständlich die altersgemäße Medienerziehung zuteilwerden zu lassen.

Medienabhängigkeit gibt es bei Jung und Alt
Die Bedeutung der Prävention von Medienabhängigkeit wird durch die Studie „Prävalenz der Internetabhängigkeit – Diagnostik und Risikoprofile (PINTA-Diari) unterstrichen: Die Autoren gehen davon aus, dass ein Prozent der Menschen im Alter von 14 bis 65 Jahren internetabhängig ist. Anhand der zunehmenden Bedeutung digitaler Medien in der Gesellschaft, dürfte die Dunkelziffer jedoch weit höher liegen. In der Studie, die vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert wurde, gaben 37 Prozent der befragten Abhängigen an, dass sie hauptsächlich Online-Spiele spielten, während weitere 37 Prozent der Abhängigen in sozialen Netzwerken aktiv waren. 27 Prozent nutzten andere Internetanwendungen. Insgesamt sind Männer und Frauen fast gleichermaßen von Internetabhängigkeit betroffen. Deutliche Unterschiede bestehen allerdings in der Art der exzessiven Internetnutzung: Während abhängiges Computerspielen primär bei Männern anzutreffen ist, sind Frauen eher von der Nutzung Sozialer Netzwerke abhängig. Erfahrungen aus dem Projekt webC@RE, das die HLS ­– gefördert durch die TK – seit 2013 umsetzt, zeigen aber auch die Tendenz, dass Frauen zunehmend in die Welt der Online-Rollenspiele eintauchen.

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