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Läufergottesdienst in der Kreuzkirche in Fulda „Gemeinsam läuft und glaubt es sich eben leichter“

Der Pfarrer im neongrünen Marathonshirt an der Kanzel. Viele Gottesdienstbesucher in Laufklamotten. Fitnessfrühstück mit Gemüsesticks, Obstsalat und belegten Brötchen. Kaffeeduft liegt in der Luft. Das ist der Läufergottesdienst der Evangelischen Kreuzkirche in Fulda-Neuenberg an einem leicht regnerischen Aprilsonntag.

Ein Warming-Up vor dem Altar mit Lauftrainer Hartmut Ruppenthal und ein Interview mit dem letztjährigen Fuldaer Halbmarathonsieger Ilyas Iman lässt schon zu Beginn des Gottesdienstes keine Langeweile aufkommen. Pfarrer Stefan Bürger ist Läufer aus Leidenschaft, es hält ihn gesund, es macht seinen Kopf frei und schafft bei ihm Raum für Ideen. Viele Besucher sind dem Aufruf zum Läufergottesdienst in der Kreuzkirche in Fulda gefolgt. „Warum nicht Frühstück, Gottesdienst und Laufen verbinden“, meint der 47-Jährige, der dadurch auch mal neue Zielgruppen erreichen wolle, erzählt er. In Kooperation mit dem Fitnessbäcker Papperts gab es zunächst die Begegnungsmöglichkeit beim Frühstück mit leckerem Obst, Cappuccino und Brötchen. Begegnung bei etwas zu essen schaffe viel Integration und Gemeinschaft, so der Pfarrer, und Gemeinschaft suche der Mensch.

In seiner Predigt hebt er dabei viele Parallelen zwischen Laufen und Glauben hervor: Der Satz ‚Glauben ist wie Laufen – beides lernt man als Kind‘ mache deutlich, dass Glauben wie Laufen eine Laufens- bzw. Glaubensschule brauche. Kirche und Gottesdienst sei so etwas für den Glauben. Und in Gemeinschaft laufe und glaube es sich einfach besser. Bürger wies aber auch auf die Gefahr des übertriebenen Ehrgeizes hin. So haben Untersuchungen gezeigt, dass beispielsweise Führungskräfte im Laufen manchmal keinen Stress abbauen, sondern im Ausdauersport ihren Leistungswillen fortsetzen, was ab einem bestimmten Level in Laufsucht umschlagen könne. 4,5 % der Läufer seien, so die Studie, suchtgefährdet, was sich in sozialer Isolation und Training über die natürliche Schmerzgrenze hinaus zeige. Dass alles nicht nur auf unsere eigene Kraft und unser eigenes Training ankomme, wurde im Gottesdienst durch die Segnung deutlich. Groß und Klein, Läufer und Nichtläufer, viele nahmen die Möglichkeit an, sich Gottes Segen und seine Kraft durch Handauflegung zusprechen zu lassen.

Der AAAndere Gottesdienst (Ausschlafen-Aufatmen-Aufeinander zugehen) verzichtet jetzt schon im elften Jahr auf Orgelmusik. Die Kreuzkirchenband lässt die Gemeinde bei frischen, modernen Liedern mitsingen. ‚Quäl die fit, alle machen mit …‘ – so nahm die Kreuzkirchenband humorvoll das Gottesdienstthema auf. Die Liedtexte sind an die Altarwand projiziert. „Der AAAndere Gottesdienst lebt von den vielen Ehrenamtlichen, die in Technik, Musik, Moderation, Kindergottesdienst und Catering ihre Gaben einbringen und so den Gottesdienst bunt machen“, erzählt der Neuenberger Pfarrer. Zum Team gehören rund 30 Ehrenamtliche.

Zwar kam die Sonne an diesem Sonntag nicht so richtig heraus, aber doch ließen sich rund 40 Läufer in Läufergruppen nicht davon abhalten, nach dem Gottesdienst noch eine Stunde zu trainieren. Gemeinsam läuft es sich und glaubt es sich eben leichter.

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Kirche, Sport