Selbstbestimmt Wohnen ohne Barrieren
„Jeder Mensch hat das Recht selbst zu bestimmen, wie er oder sie wohnen möchten“, so sagte es Referent Prof. Dr.Henning Daßler (Hochschule Fulda) bei der Vortragsveranstaltung des Fuldaer Bündnisses Aktion Grundgesetz zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. „Um das jedoch gerade für Menschen mit Beeinträchtigungen durchzusetzen sind oft kreative und auf die jeweilige Person individuell zugeschnittene Ansätze notwendig.“ Und die gebe es noch viel zu selten. Die Rede ist von Menschen, für die aufgrund von angeborenen oder erworbenen Beeinträchtigungen ein Wohnen außerhalb von spezialisierten Einrichtungen oft nur mit Hindernissen möglich ist.
Dass diese trotzdem umsetzbar, durchsetzbar und finanzierbar sein kann, wird im Rahmen der Vortragsveranstaltung in den Räumen des Hochschulzentrums Transfer Fulda am Dienstagabend deutlich. Initiiert und organisiert wurde die Veranstaltung durch das Aktionsbündnis Grundgesetz und der „Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Stadt und Landkreis Fulda (AWO, Caritas, Parität, DRK, Diakonie, Jüdische Gemeinde Fulda)“ im Rahmen der bundesweiten Aktion Grundgesetz zum Europäischen Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen.
Neben der Einordnung von inklusivem Wohnen in die rechtlichen Rahmenbedingungen des Bundesteilhabegesetzes lag der Schwerpunkt der Vortragsreihe vor allem auf Beispielen, wie inklusives Wohnen denn in der Praxis gelingen kann. So stellte Annelore Hermes (Geschäftsführerin der Parität Fulda) das Darmstädter Projekt des inklusiven Wohnquartiers Martinsviertel vor. Hier wurde unter Initiative der Stadt Darmstadt unter Beteiligung von Betroffenen, Institutionen, Behörden und vielen interessierten Mitmenschen, über Jahre ein ganzes Wohnquartier mit Blick auf Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigungen umgestaltet.
Frau Beh vom Verein Miteinander-Füreinander Oberes Fuldatal und der Gemeinde Ebersburg zeigt auf, wie mit einfachen Mitteln und überschaubaren Kosten das bestehende Wohnumfeld von Menschen umgestaltet werden kann, dass auch nach erworbenen Beeinträchtigungen ein Leben in der eigenen Wohnung und mit eigenen Wohnumfeld möglich ist. Es solle keine Scheu bestehen, sich hier bei den verschiedenen Beratungsangeboten in Stadt und Landkreis Fulda beraten zu lassen.
Rückfragen aus dem Publikum nach den Vorträgen und im Rahmen der anschließenden Podiumsdiskussion machten deutlich, dass auch in Fulda in vielen Bereichen eine Unsicherheit über Möglichkeiten und Rechten bei den Betroffenen besteht und dass ein enges Zusammentun von Betroffenen, Behörden, Kommunen, Hochschule und Trägern von Einrichtungen und Beratungsstellen bei der Gestaltung von Lösungen gewünscht wird. Hier kann die Veranstaltung ein guter Anfang sein.
Für den Bürgermeister der Stadt Fulda Herrn Dag Wehner schafft die Initiative der LIGA „immer wieder ein Stück Bewusstsein für Handicaps“. Das sehe man beispielsweise daran, dass das Thema der Aktion Grundgesetz 2015 „Einfache Kommunikation“ bereits jetzt in der Stadt angegangen wird, z.B. bei der Gestaltung der Homepage. In seinem Grußwort dankte er den Trägern für ihr Engagement und hofft, dass dadurch neue Überlegungen und Erkenntnisse in die Fuldaer Bevölkerung hinausgetragen werden.
Begleitet wurde die Veranstaltung von einem bunten Angebot an Informationsständen von Einrichtungen und Initiativen, die mit ihren Angeboten bei einer selbstbestimmten Leben- und Wohngestaltung unterstützen können. Gefördert wurde die Veranstaltung durch die Aktion Mensch.