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Magistrat setzt auf umfassende Aufarbeitung des Handelns der Fuldaer Stadtverwaltung während der NS-Zeit

In der Debatte um die Rolle des ehemaligen Fuldaer Oberbürgermeisters Dr. Franz Danzebrink (Amtszeit 1930-1945) während der NS-Zeit sowie eine mögliche Umbenennung der Dr.-Danzebrink-Straße in Fulda hat jetzt der Magistrat der Stadt einen neuen Impuls gegeben: Während seiner jüngsten Sit-zung erteilte das Gremium den Auftrag, die Tätigkeit der gesamten Stadtverwal-tung Fulda während der NS-Zeit wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen dann die Basis für eine Bewertung der Person und Handelns Danzebrinks liefern.

Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld begrüßte das einmütige Signal des Ma-gistrats: „Eine wissenschaftliche solide und breit angelegte Untersuchung durch die Historische Fakultät einer Universität oder durch eine Forschungseinrichtung wie das Institut für Zeitgeschichte in München bietet die Möglichkeit, die Stadt-geschichte der NS-Zeit und das Verwaltungshandeln dieser dunklen Jahre einmal von Grund auf zu untersuchen – so wie das auch andere Städte längst getan haben. Es ist spät, aber noch längst nicht zu spät dafür.“

Eine im vergangenen Jahr ins Leben gerufene Kommission von Experten aus der Region hatte hinsichtlich einer Bewertung der Tätigkeit Danzebrinks keinen Kon-sens herstellen können. Die sechs Mitglieder unter Vorsitz des Leiters der Fuldaer Stadtarchivs, Dr. Thomas Heiler, hatten sich darauf geeinigt, die zum Teil diffe-rierenden Einzelvoten dem Magistrat vorzulegen. Der Magistrat dankte den Mit-gliedern der Kommission ausdrücklich für ihre umfangreiche Arbeit, stellte aber zugleich fest, dass die Ergebnisse für eine abschließende Bewertung der Person Danzebrinks zu heterogen ausgefallen seien – die Urteile reichten beispielsweise von „Stütze des Systems“ bis „anerkannt bewährter Verwaltungsfachmann, der … [sich] dafür verantwortlich fühlte, Bürger und Stadt vor dem Schlimmsten zu bewahren“.

Die umfassende Aufarbeitung der Stadtgeschichte zwischen 1933 und 1945 durch ein externes wissenschaftliches Institut (wie sie zuletzt etwa auch die Stadt Eschwege in Auftrag gegeben hatte), bietet nach Ansicht des Magistrats nun die Chance, alle etwa 3000 erhaltenen und möglicherweise relevanten Akten aus dieser Zeit systematisch nach be- oder entlastenden Sachverhalten zu Dr. Danzebrink, aber auch zur gesamten Stadtverwaltung zu durchleuchten und so auch „blinde Flecken“ in der Stadthistorie zu tilgen. Das Kulturamt der Stadt Ful-da wird sich unter Federführung von Dr. Heiler nun zeitnah darum bemühen, ein geeignetes Institut für das Forschungsprojekt zu gewinnen.

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