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Diözesan-Caritasverbände Fulda, Limburg und Mainz thematisierten auf ihrer Vollversammlung das Phänomen der Fremdenfeindlichkeit in Kirche und Gesellschaft

Auf der jüngsten Vollversammlung der Hessen-Caritas, der gemeinsamen Arbeitsplattform der Diözesan-Caritasverbände Fulda, Limburg und Mainz, deren Vorsitz derzeit Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch aus Fulda inne hat, sorgte ein Impulsreferat von Andreas Belz vom Referat Politische Bildung des BDKJ Mainz, über „Verdeckte und offene Fremdenfeindlichkeit in Kirche und Gesellschaft“ für rege Diskussion. Belz, der auch im Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus Rheinland-Pfalz und in der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche & Rechtsextremismus aktiv ist, analysierte, dass sich im Zuge der Flüchtlingswelle der jüngsten zwei Jahre eine breite rechte Bewegung in Deutschland etablieren und an Stärke dadurch gewinnen konnte, weil sie nicht neonazistisch dominiert war und offenbar punktuell auch immer wieder an Mehrheitsmeinungen aus der Bevölkerung anknüpfen konnte. Dabei, so der Referent, ermögliche die Strategie des Rechtspopulismus die Konstruktion eines Wir-Gefühls auf Basis rassistischer Vorurteile, eine Abgrenzung von „uns“ dem Volk gegenüber Establishment – „denen da oben“  und allen von außen – den Fremden, den Muslimen. Zu „Feinden des Volkes“ mutieren somit die Regierungsinstitutionen, Konzerne, demokratische Parteien, Lobbyverbände, Engagierte, Zugewanderte.

Obwohl, so Belz, die Kirche sich stark in der Unterstützung von Flüchtlingen engagiere, gebe es durchaus auch hier konservative Strömungen, welche den Themen der neuen Rechte gegenüber und ihrem Bemühen, diese in die Gesellschaft zu tragen, offen seien oder diese Bestrebungen sogar förderten. Fremdenfeindlichkeit sei dabei leider längst kein gesellschaftliches Randphänomen mehr, sondern manifestiere sich in der Mitte der Gesellschaft. Sie beträfe nicht nur Ausländer sondern alle, die mit ihrer wie auch immer begründeten „Andersheit“ die eigenen Ordnungsvorstellungen tangierten. Opferschutz sei dabei am besten durch konsequente und öffentliche Parteinahme für Geflüchtete und sonstige durch fremdenfeindliche Ausgrenzung Betroffene. Die Caritas könne sich in diesem Zusammenhang als kirchlicher sozial- und gesellschaftspolitischer Akteur besonders profilieren, indem sie klare Signale aussendet, dass die Geflüchteten unbedingt Schutz und Unterstützung erhalten. Dazu, so der Referent, könne jeder Einzelne durch sein Tun, seine Sprache und seine Einflussnahme auf das Umfeld zur Entwicklung einer inklusiven Kirche und damit auch einer inklusiven Gesellschaft beitragen.

Bei der anschließenden Diskussion des Vortrages waren sich die Vertreter der Hessen-Caritas darin einig, dass die Caritas einer wie auch immer gearteten Neiddebatte entgegentreten müsse, es werde zu viel für die Flüchtlinge und zu wenig für alle anderen Bedürftigen getan. Hessen-Caritas-Vorstandsvorsitzender Juch betonte, der Vortrag von Andreas Belz habe eine wichtige Wissensgrundlage geschaffen, sich in der hessischen Caritas offensiv mit diesem Thema auseinanderzusetzen und gegen rechtspopulistische Strömungen vorzugehen.

Ein anderer Themenschwerpunkt der Vollversammlung betraf die Aufstellung der Hessen-Caritas in den sogenannten Caritas-Landesarbeitsgruppen (CLAG). In einer Diskussion unterzog man dieses System einer Überprüfung. Das Resümee: Die CLAG haben sich bewährt, jedoch müsse man in einigen Arbeitsfeldern die Aufstockung personeller Ressourcen ins Auge fassen, einige Themenfelder den CLAG neu zuordnen, den Zugriff der Landesarbeitsgruppen auf Fachreferenten der Diözesan-Caritasverbände einheitlich regeln und die Zuständigkeiten der Vorstandsmitglieder für die CLAG intensivieren.

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