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Den Körper wahrnehmen und Stress bewältigen


Entspannung durch Anspannung – klingt paradox, funktioniert aber trotzdem. Bei der Progressiven Muskelentspannung (PME) nach Jacobsen arbeiten Körper und Geist Hand in Hand. Die Methode ist leicht zu erlernen. Diana Schleicher, Kursleiterin für Entspannungstechniken und Stressbewältigung bei der Volkshochschule Fulda, zeigt gestressten Menschen, wie PME geht.

„Das Prinzip ist ganz einfach. Man spannt der Reihe nach bestimmte Muskelgruppen an, hält die Spannung in den jeweiligen Muskeln für fünf Sekunden, lässt wieder locker und spürt dann 30 Sekunden nach“, erklärt die Kursleiterin. Die 40-Jährige führt die Übenden mit sanfter Stimme durch den eigenen Körper – von den Händen und Armen, über die Gesichtsmuskeln weiter zur Schulter-Nacken-Muskulatur und dann über den Bauch zu den Beinen und Füßen. „Der Grundgedanke der PME ist es, seine Anspannungen im Körper bewusst wahrzunehmen und durch die Übungen aktiv dagegen zu steuern“, so Schleicher.

Entwickelt wurde das Entspannungsverfahren von Edmund Jacobson. Der US-amerikanische Arzt und Physiologe hatte in seinen wissenschaftlichen Untersuchungen in den 1920er und 1930er Jahren einen Zusammenhang zwischen übermäßiger muskulöser Anspannung und verschiedenen körperlichen und seelischen Erkrankungen nachgewiesen. Er fand heraus, dass eine Reduktion der Muskelspannung positive Auswirkungen auf das vegetative Nervensystem hat. Mit bewusster Anspannung und Entspannung von Muskelgruppen können sich nach Jacobsen auch mehr Ruhe und Gelassenheit im Geist einstellen. Diana Schleicher sieht in ihrem Kursangebot den „Hilfe zur Selbsthilfe-Ansatz“.

„Ein Kurs besteht aus insgesamt zehn Übungsstunden. Eine Stunde beinhaltet Dehn- und Kräftigungsübungen für den Körper, Atemübungen aus dem Achtsamkeitsbereich, die PME-Einheit sowie zum Abschluss eine Phantasiereise oder einen Bodyscan zur Verfeinerung der Körperwahrnehmung“, berichtet die Kursleiterin. Anhand ausgedruckter Anleitungen könnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Progressive Muskelentspannung auch zu Hause üben und damit in ihren Tagesablauf integrieren. „Mit einer Übungseinheit von zirka 15 Minuten ist dies im Alltag schon gut möglich“, weiß die gelernte Arzthelferin, die in Abtsroda zu Hause ist.

Die Fortbildung zur Kursleiterin für Entspannungstechniken und Stressbewältigung habe sie aus zweierlei Gründen gemacht: „Zum einen begegne ich immer mehr Menschen, die davon berichten, im beruflichen oder privaten Bereich sehr angespannt oder gestresst zu sein. Zum anderen habe ich selbst erlebt, wie sich starker Stress beziehungsweise die Reduktion von Stressfaktoren auf die Gesundheit auswirken kann. Ich hatte den Wunsch, gestressten Menschen, die auch aus schulmedizinischer Sicht von einer Entspannungsmethode profitieren können, einen Einstieg in eine entsprechende Methode zu ermöglichen, damit sie selbst etwas Gutes für sich tun können“, erläutert Diana Schleicher ihre Motivation.

Nach VHS-Kursen in Abtsroda, Wüstensachsen und Poppenhausen läuft aktuell ihr vierter PME-Kurs – und zwar in Dipperz. Dafür hat die Arztpraxis Dr. Hölper/Dr. Medebach, bei der Diana Schleicher als Arzthelferin angestellt ist, einen Seminarraum zur Verfügung gestellt. Die Kursklientel sei immer bunt gemischt: „Von der Oberstufenschülerin über Mütter, die einen stressigen Alltag zu bewältigen haben, bis hin zu Senioren ist alles dabei“, so die Kursleiterin, die im Herbst den nächsten PME-Kurs und in Zukunft auch noch autogenes Training sowie Stressbewältigung über die Volkshochschule des Landkreises anbieten will.

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