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Grußwort zum Kongress „Freude am Glauben“ am 7. Juli 2017, 16.00 Uhr, in der Kongresshalle Fulda

Immer wieder haben die Kongresse „Freude am Glauben“ mit ihren Themen konkret in eine hochproblematische gesellschaftliche Entwicklung hineingegriffen.
So beim letzten Kongress hier in Fulda vom 31. Juli bis 2. August 2015 mit dem Thema „Ehe und Familie – gottgewollter Auftrag und Weg zum Glück“; so nicht minder aktuell bei diesem Kongress zum Thema „Fürchte dich nicht, du kleine Herde!“ (Lk 12,32).

Vom Kongress 2015 bis zu diesem führt eine direkte thematische Linie mit fataler Entwicklung. Schrittweise wurden seitdem die fundamentalen Grundlagen von Ehe und Familie ausgehebelt oder gar demontiert bis hin zum „schwarzen Freitag“ vor einer Woche, als eine Mehrheit von 393 Abgeordneten des Deutschen Bundestages – darunter mehr als 70 der Union – für die Möglichkeit stimmten, dass homosexuelle Paare künftig eine Ehe schließen können. Für mich ein klarer Verstoß gegen Artikel 6 des Grundgesetzes.

Möglich wurde die „Hals-über-Kopf-Abstimmung“ durch Frau Merkels Kehrtwende im Rahmen eines Podiumsgesprächs mit der Zeitschrift „Brigitte“. Es zeigte sich, dass der Bundeskanzlerin Machterhaltung wichtiger ist als die Treue zu Prinzipien, zumal alle in Frage kommenden zukünftigen Koalitionspartner sich bereits auf die „Ehe für alle“ festgelegt hatten.

Die Entscheidung der Abgeordneten führt zu einer Spaltung des Verständnisses von Ehe und zu deren schleichender rechtlicher Auflösung. Für die katholische Kirche ist solche fatale Änderung des allgemeinen Bewusstseins und Spaltung als Resultat der Bundestagsabstimmung grundsätzlich inakzeptabel.

Bereits der Schöpfungsbericht zu Beginn des Alten Testaments reflektiert die geschlechtliche Differenz als die von Gott gewollte und bestimmte soziale Urzelle der Weitergabe des Lebens (Gen 1,27f). Da die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft aus sich heraus keine Kinder hervorbringen kann, wird durch diese Öffnung der „Ehe für alle“ eine tiefe Konfusion des Verständnisses von Ehe herbeigeführt.

Das Ergebnis der Abstimmung vom 30. Juni, das für mich vor wenigen Jahren noch ganz und gar undenkbar war, ist ein weiterer gesellschaftlicher Dammbruch und wird Folgen haben, wenn ich an mögliche juristische Auseinandersetzungen für kirchliche Einrichtungen denke.

Ich möchte in diesem Kontext noch eine für mich signifikante Belastung im ökumenischen Dialog hinzufügen, zumal in diesem Jahr des Reformationsgedenkens:
Es lässt sich nicht verdrängen, dass es in der Frage der „Ehe für alle“ und der Ehe als Sakrament einen deutlichen ökumenischen Dissens in der Glaubensüberzeugung und in der Praxis gibt. Während alle katholischen Bischöfe die Entscheidung des Bundestages ablehnen, begrüßt die evangelische Kirche in Deutschland (EKD) die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partnerschaften.

Immer wieder wurde in diesem Jahr betont, dass die Ökumene weit fortgeschritten sei. Indes stehen wir nun vor einer großen Ernüchterung. Es gibt grundsätzliche Unterschiede zwischen der katholischen Kirche und der EKD.

Nach meiner Erfahrung im ökumenischen Dialog seit nunmehr 48 Jahren entfernen wir uns in ethischen und bioethischen Fragen immer weiter voneinander. Die im November 1989 von der Bischofskonferenz und der EKD herausgegebene Schrift zum Lebensschutz „Gott ist ein Freund des Lebens“ wäre angesichts der ganzen Dissensen heute nicht mehr möglich.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!
Es hängt alles davon ab, dass wir zur konsequenten Alternative fähig werden ─ gemäß dem Jesus-Wort „Bei euch aber soll es nicht so sein…“ (Lk 22,26). Dann wird „die kleine Herde“ (Lk 12,32) zum Sauerteig und zum Licht in einer Welt voll Zwielicht und Schatten.
Gott segne diesen Kongress dazu!

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