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Digitale Pager ersetzen analoge Feuerwehr-„Piepser“

Zum Teil fast 40 Jahre alt waren die analogen Funkmeldeempfänger, mit denen Feuerwehrkräfte in der Stadt Fulda bis vor Kurzem alarmiert wurden. Jetzt hat auch hier das digitale Zeitalter Einzug gehalten: Digitale Pager vom Typ P8gr ersetzen nach und nach die alten „Piepser“. Die Stadt lässt sich die Investition in die Sicherheit ihrer Bürgerinnen und Bürger einiges kosten: 262.000 Euro sind für die Beschaffung veranschlagt, davon trägt die Stadt Fulda mit 198.000 Euro den Löwenanteil, den Rest teilen sich das Land Hessen und der Landkreis Fulda.

Geld, das gut investiert ist, meint Fulda Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, der sich in dieser Woche sich bei einem Ortstermin in der Feuerwache selbst ein Bild von der Funktionsweise der Geräte machte. „Allein die Tatsache, dass die neuen Pager eine Antwortfunktion haben, ist ein enormer Fortschritt für die rasche und zuverlässige Einsatzplanung und –abwicklung durch die Leitstelle“, betonte der OB.

Die alten analogen Melder wurden über ein spezielles Funknetz im UKW-Frequenzbereich ausgelöst. Der gravierende Nachteil: Mussten mehrere Feuerwehren gleichzeitig alarmiert werden, nahm dies einige Zeit in Anspruch und blockierte gleichzeitig den Funkbetrieb für Feuerwehr und Rettungsdienst. Nach der Auslösung wurde außerdem von der Leitstelle Fulda eine Durchsage gemacht. Je nach Signalqualität war der Funkspruch von den betroffenen Feuerwehrkameraden mehr oder weniger gut zu verstehen. All dies wird mit der neuen digitalen Alarmierung wesentlich einfacher und entlastet die Mitarbeiter der Leitstelle Fulda erheblich: Selbst ein kompletter Alarm mehrerer Feuerwehren geht in wenigen Sekunden über die Bühne. Durchsagen gibt es keine mehr, stattdessen steht auf dem Pager-Display eine Alarmnachricht, welche die wichtigsten Informationen umfasst. Neu ist, dass sich die jeweilige Einsatzkraft per einfachen Knopfdruck zurückmelden kann: Nämlich „ich komme“ oder „ich komme nicht“. Einsatzkräfte die z.B. ihren Arbeitsplatz weit außerhalb des Landkreises haben oder sich im Urlaub befinden, können sich mit ihrem Melder schon im Vorfeld als „nicht verfügbar“ melden. So bekommt man künftig, wenn auch die Leitstellentechnik dafür umgerüstet ist, schon kurz nach der Alarmierung eine Übersicht, ob genug Einsatzkräfte der alarmierten Wehr unterwegs sind oder man ggf. eine weitere Feuerwehr hinzuziehen muss.

Für die Mindestausstattung der Feuerwehr Fulda (376 Geräte) übernimmt das Land einen Zuschuss. Insgesamt wurden 510 Geräte beschafft. Jedes Gerät kostet in Vollausstattung rund 500 Euro. Erstmals hat die Stadt Fulda künftig ihre komplette Feuerwehr mit ca. 450 Einsatzkräften plus Zusatzaufgaben und Reservegeräten ausgestattet. Somit sind alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Einsatzkräfte rund um die Uhr zuverlässig zu alarmieren. Die Sirenen in den Stadtteilen werden aber auch weiterhin zusätzlich bei bestimmten Einsatzstichworten heulen, unter anderem um ggf. die Bevölkerung zu warnen.

Bevor die Melder an die Feuerwehren übergeben werden konnten war eine Menge Arbeit zu erledigen. Maßgeblich beteiligt waren dabei Marc Janele, Oliver Krüger, Florian Grösch und Sebastian Schütz von der Feuerwehr Fulda. Im Vorfeld wurden alle auszustattenden Einsatzkräfte gezählt, um die Bestellmenge festzulegen. Listen der zu programmierenden Daten wurden erstellt, Programmierschulungen durchgeführt, Programmierprofile erstellt, Melder mit Kennzeichnungen beklebt, programmiert, überprüft und anschließend an die 17 ehrenamtlichen Einsatzabteilungen und die hauptamtlichen Kräfte übergeben. Insgesamt leisteten die involvierten Feuerwehrkameraden rund 500 Arbeitsstunden. Die komplette Umstellung hat mehrere Monate, die Verteilung etwa drei Wochen gedauert. Insbesondere die Administratoren der Leitstelle – Christoph Uhl und Thomas Steinbrucker – hatten bzw. haben darüber hinaus immer noch alle Hände voll zu tun, um die Daten in das Einsatzleitsystem einzupflegen, denn die Feuerwehren im Landkreis haben zum Teil auch schon umgestellt oder werden dies in den nächsten Wochen und Monaten noch tun.

Hintergrund: Bei der Feuerwehr Fulda wurden bereits in den 1970er Jahren per Funkmeldeempfänger ein Teil der Einsatzkräfte alarmiert. Der überwiegende Teil jedoch, wie auch heute in den Stadtteilen zusätzlich noch üblich, per Sirene. Die ersten Geräte waren so groß wie ein Kofferradio. Man konnte sie nur zu Hause am Stromnetz betreiben. Diese können schon heute im Feuerwehrmuseum begutachtet werden. Später gab es die ersten mobilen Geräte, die noch sehr groß und unhandlich und mit begrenzter Akkukapazität waren. Ende der 1970er Jahre brachte Motorola den beliebten Pageboy II auf den Markt. Nicht wenige Geräte dieser Reihe aus den 80er Jahren waren bis vor wenigen Tagen noch zuverlässig im Dienst bei der Feuerwehr Fulda. Zahlreiche Modelle von Swissphone, auch bis zuletzt im Dienst, folgten in den 80 und 90er Jahren. Erstmals großflächig wurde in 2003/04 auf den Motorola Skyfire II umgestellt.
Das neue Gerät von der Firma AIRBUS Defence & Space hat den Namen P8gr (sprich: Pager). Er wurde durch das Land Hessen in einem Ausschreibungsverfahren ausgewählt und befindet sich nun nach und nach landesweit in der Beschaffung für alle Feuerwehren sowie Rettungsdienste, THW, DLRG und Katastrophenschutzeinheiten.

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