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Kampfansage an Volksleiden Diabetes: Mit Dimini soll Zahl der Neuerkrankungen in Hessen sinken

Patienten der AOK Hessen mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes haben erstmals die Möglichkeit, gemeinsam mit ihrem Hausarzt – im Rahmen eines wissenschaftlich begleiteten Projektes – einen Ausbruch der Krankheit zu verhindern. Mit „Dimini – Diabetes mellitus? Ich nicht!“ setzen die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH) und die Gesundheitskasse auf Prävention durch Lebensstiländerungen. Das Programm ist für Patienten kostenfrei und dauert 15 Monate. Die Beteiligten wollen die Neuerkrankungsrate – jedes Jahr steigt die Zahl der Betroffenen um weitere 500.000 – bis 2019 messbar senken. Das Projekt, das zeitgleich auch in Schleswig-Holstein erprobt wird, ist Teil des vom Bund geförderten Innovationsfonds.

“Mindestens jeder zweite Patient über 40 Jahre ist schon auf Basis einer reinen Blickdiagnose übergewichtig, mitunter sogar adipös. Eine genauere Anamnese offenbart bei vielen von ihnen ein ausgeprägtes Risikoprofil und somit die Gefahr, einen manifesten Diabetes zu entwickeln. Hinzu kommt, dass die Krankheit zumeist auffallend spät diagnostiziert wird und sich dann bereits erste Komplikationen bemerkbar machen“, sagt Frank Dastych, Vorstandsvorsitzender der KV Hessen. Aktuell sind mehr als 6 Millionen Menschen in Deutschland an Diabetes erkrankt. „Es wird viel getan für diese Patienten, doch wir wollen jetzt schon um einiges früher ansetzen. Mit dieser Form der Diabetesvermeidung betreten wir tatsächlich Neuland“, meint Dastych. Die teilnehmenden Ärzte ermitteln zunächst ein Risikoprofil auf Basis des bewährten FINDRISK-Tests, der aus acht Fragen besteht. Im Anschluss finden eine oder sogar mehrere Beratungen zu Ernährung, Bewegung und Lebensstil in der Praxis statt.

Einfach und verständlich
„Dadurch steigt die Gesundheitskompetenz der Patienten, sie ernähren sich zum Beispiel bewusster und ausgewogener, ohne sich deshalb einem Diät- oder Intensivsportprogramm unterwerfen zu müssen“, ergänzt Dr. Isabella Erb-Herrmann, Bevollmächtigte des Vorstandes der AOK Hessen. Es ginge darum, bessere Entscheidungen für die eigene Gesundheit zu treffen. „Die Patienten werden hier so früh wie möglich und nachhaltig mit individuellen, medizinischen Präventionslösungen gestärkt. Denn wir müssen diese Volkskrankheit unbedingt in den Griff bekommen“, meint Erb-Herrmann. DIMINI biete hierfür die passenden Bausteine und ein einfaches Konzept zur Umsetzung – und das auf Basis wissenschaftlicher Evidenz. Denn ein langfristig schlecht eingestellter Diabetes kann sehr schwere Folgewirkungen verursachen, zum Beispiel Nervenschädigungen an den Beinen. Auch das Risiko für Schlaganfall und Demenz sind deutlich erhöht. Sogar Depressionen kommen bei Menschen mit Diabetes häufiger vor.

Patienteneinschreibung ab Januar 2018 möglich
In Hessen können vorerst bis zu 1.800 AOK-Versicherte an der Studie mitwirken, wenn ihr Hausarzt eine Teilnahme empfiehlt. Bis zu dieser Schwelle ist eine vollständige Finanzierung aus dem Innovationsfonds vorgesehen. Eine Anmeldung ist bei Arbeitssuchenden sogar über das jeweilige Jobcenter möglich, wobei im Anschluss immer eine an DIMINI teilnehmende Praxis eingebunden wird. Es werden Schulungsprogramme für Hausärzte angeboten, die schon seit September dem Versorgungsvertrag beitreten können. Die Patienten können dann – ab Januar 2018 – in Kürze bei ihrem eingeschriebenen Arzt an DIMINI mitwirken.

Fakten zu DIMINI

– Start für Patienten: 1. Januar 2018 (Teilnahmebeginn bis Ende 2018 möglich)
– Den Patienten entstehen keine Kosten
– Dauer: 15 Monate
– Beratung(en) beim teilnehmenden Hausarzt
– Studienende: Frühjahr 2020 (danach: Evaluationsphase)
– Vergütung für Ärzte: extrabudgetäres Honorar bis max. 70 Euro
– Regional auf Hessen und Schleswig-Holstein beschränkt
– Wissenschaftliche Leitung: Dr. Carsten Petersen (Facharzt für Innere Medizin, Diabetologe)
– Partner in Hessen: AOK Hessen und KV Hessen
– Weitere Partner: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und Deutsche Gesellschaft für
Prävention und Rehabiliation (DGPR), das forschende Pharmaunternehmen
MSD, das Institut für angewandte Versorgungsforschung (inav) sowie die
Bundesagentur für Arbeit

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