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KAB wählt neue Führung – Digitalisierung ist Schwerpunkt der Bildungs- und Aktionsarbeit

Der 29. Diözesantag der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Diözesanverband Fulda wählte in Margretenhaun nicht nur einen neuen Vorstand sondern legte auch das Schwerpunktthema für die nächsten beiden Jahre Fest. Die Delegierten der KAB Ortsvereine aus dem Bistum waren sich einig, dass das Thema „Digitalisierung“ im Vordergrund stehen müsse. „Es gibt hier keine schwarz/weiß Abgrenzung“ so die Vorsitzende Marga Hundenborn, „sondern viel mehr Facetten. Deswegen muss es unsere Aufgabe sein, die Entwicklung zu verfolgen und dort Einfluss zu nehmen, wo Digitalisierung überwiegend dem Profit und nicht den Menschen dient.“

Die Bundesvorsitzende der KAB Deutschlands, Maria Etl, Köln, hatte die Versammlungsteilnehmer auf das Thema eingestimmt. „Selbstbestimmt oder ferngesteuer? – Menschlichkeit in der digitalen Welt“, das Motto des diesjährigen Diözesantags, war der Ausgangspunkt ihrer Ausführungen. Sie machte deutlich, dass sich die Gesellschaft in einem extremen Veränderungsprozess befindet. Unter dem Stichwort „Industrie 4.0“, auch als 4. Industrielle Revolution bezeichnet, gehen sehr viele Veränderungen von der Wirtschaft aus. Der Einsatz von modernen und neuen IT-Möglichkeiten soll unter anderem Produktionsabläufe optimieren und damit einer Gewinnoptimierung in die Arme stimmen. Wenngleich viele Experten die Bezeichnung „Industrie 4.0“ eher als Marketingbegriff apostrophieren, haben die Politiker in Berlin jedoch rechtzeitig erkannt, dass sich damit durchaus zumindest ein großer Wandel in der Arbeitswelt vollzieht. So stieß 2015 die damalige Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles mit einem „Grünbuch“ einen Dialogprozess an, der im Weißbuch „Arbeit 4.0“ zusammengefasst und bewertet wurde. Darin wurde schon deutlich, dass es nicht darum gehe, neue Wege grundsätzlich als gut oder schlecht zu bewerten, sondern die Entwicklung aufmerksam zu verfolgen und Tendenzen zum Nachteil von Arbeitnehmern und Verbrauchern zu verhindern und den Prozess aktiv mitzugestalten. „Rationalisierungsumbrüche stellten uns vor völlig neue Anforderungen, ihre Folgen lassen sich bestenfalls erahnen“ so Etl und weiter „hier müssen wir als KAB wie Gewerkschaften und andere gesellschaftlich relevanten Gruppen ein Augenmerk darauf legen. Problemlagen sieht die KAB Bundesvorsitzende im Bereich von Arbeitsplatzab- und -umbau, steigenden Qualifizierungsanforderungen, Zunahme flexibler Formen von Arbeit, steigenden Anforderungen an die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wie eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft. „Wir brauchen eine Ordnungspolitik hin zu einer ökologischen und sozialen Marktwirtschaft!“ forderte Etl und führte als zentrale Punkte die soziale Absicherung und den Ausbau der Mitbestimmung hin zu einer Unternehmensverfassung auf. Die KAB werde weiterhin ein Augenmerk auf der Gleichrangigkeit von Erwerbs-, Familien- und gesellschaftlicher Arbeit legen.

Dass Digitalisierung den KAB´lern im Bistum Fulda eine ernste Angelegenheit ist, machten sie am Diözesantag mit einem Grundsatzentschluss deutlich. „Digitalisierung, die den Menschen dient und zu einer humaneren Gesellschaft führt: ja, rein Profitorientiere Entwicklungen: nein“ so KAB Diözesansekretär Michael Schmitt. So werde man insbesondere in den nächsten beiden Jahren sehr wachsam sein. Beispielhaft nannte Schmitt den Einsatz von Robotern in der Pflege-Betreuung. Ob es jeder zu pflegende Mensch gut findet, sich nur noch mit `Alice`, ein Roboter der in den Niederlanden schon verstärkt zum Einsatz kommt, zu unterhalten sei dahingestellt. Vorhanden Probleme können nach Ansicht Schmitts nicht nur mit Technik gelöst werden. „Die Würde des Menschen in seiner Ebenbildlichkeit zu Gott“ muss gewahrt bleiben.“

Neben der Befassung mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen, änderte der Diözesantag auch die Satzung und wählte einen neuen Diözesanvorstand, dem für die nächsten drei Jahre Marga Hundenborn, Bruchköbel, Egon Schütz, Petersberg sowie Marcus Müller, Witzenhausen als Diözesanvorsitzende angehören. Komplettiert wird der Vorstand durch Diözesanpräses Pfarrer Christian Sack, Großkrotzenburg, der in dieses Amt wiedergewählt wurde und den KAB Diözesansekretär Michael Schmitt.

Gelegenheit sich einem breiten KAB Publikum zu präsentieren nutzte auch die 2017 wiederbegründete CAJ (Christliche Arbeiter-Jugend) Fulda. Salahudin Abbasi berichtete nicht nur über Aktivitäten um die Wiederbegründung, sondern machte auch die Gefühlswelt junger Menschen, insbesondere derer mit Migrationshintergrund, deutlich. Ungeklärtes Aufenthaltsrecht und damit „Zukunftsfragen“ belasten junge Migranten extrem. Hinzu komme die Anforderung, in schnellster Zeit Sprachkompetenzen zu erwerben um den hohen Erwartungen auf dem Arbeitsmarkt gerecht zu werden. Mit letzterem hätten auch Jugendliche, die in Deutschland geboren sind zu kämpfen. Ziel der jungen Menschen sei es nicht, in prekäre Arbeitsverhältnisse hineinzugeraten, sondern Sicherheit zu haben um mit ihren Tätigkeiten ein menschenwürdiges Auskommen zu erlangen. Abbasi verdeutlichte dies auch mit der Figur des „Heiligen Prakarius“, den Mitglieder der CAJ nicht nur am Diözesantag präsentierten sondern auch schon bei der Maifeier des DGB in Fulda. Angesprochen auf die Konfession der Mitglieder der CAJ betonte Abbasi, dessen Eltern 1990 aus Pakistan nach Deutschland kamen und der selbst in Deutschland geboren wurde, dass es darum ginge, deutlich zu machen, dass jeder Mensch, egal welcher Religion oder nationalen Herkunft die gleiche Würde habe und dass die großen Weltreligionen viel Verbindendes und wenig Trennendes beinhalten.

Begonnen hatte der Diözesantag der KAB im Bistum Fulda mit einem Gottesdienst in dem Diözesanpräses Pfarrer Christian Sack das vor kurzem veröffentlichte gemeinsame Papier „Wirtschafts- und Finanzfragen“ der römischen Glaubenskongregation und den Dezernaten der römischen Kurie als Grundlage seiner Predigt nahm. Auch wenn es in den vergangenen Jahren durchaus Korrekturen in der Finanzwirtschaft gegeben habe, sei „ein Überdenken jener überholten Kriterien, die immer noch die Welt beherrschen“, ausgeblieben, heißt es in dem Text. Die Märkte seien nicht in der Lage, sich selbst zu regulieren. Daher müsse die Kirche „an einige klare ethische Prinzipien erinnern“ sowie an Voraussetzungen, die die Märkte selbst nicht schaffen könnten: sozialen Zusammenhalt, Aufrichtigkeit, Vertrauen, Sicherheit. Der KAB Diözesanpräses „verdeutlichte Inhalte des Papiers mit vielen Beispielen aus seiner, auch internationalen Arbeit, in der KAB. Immer wieder werde deutlich, dass „Finanzmärkte“ die Herrschaft nicht nur in der globalen Wirtschaft übernommen hätten. „Ob produzierende Gewerbe oder auch Politik, in weiten Bereichen sind diese der ungehemmten Finanzwirtschaft zwischenzeitlich unterworfen. Engagiert forderte er die KAB-Mitglieder auf, sich gerade in den im Papier aufgeworfenen Fragen aktiv zu engagieren. Die Haltung „wir können ja doch nichts ausrichten“ sei zynisch und würde bedeuten, sich selbst und die Welt aufzugeben.

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