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Zeugnisse sind kein Lotteriespiel – Messlatte von Leistungen auf das Kind beziehen

„Zeugnisse sind kein Lotteriespiel“, sagte die stellvertretende hessische VBE-Landesvorsitzende Christel Müller, zugleich Regionalverbandsvorsitzende und selbst Schulleiterin im Landkreis Fulda, aus Anlass des morgigen letzten Schultages vor den Sommerferien mit der Ausgabe der Zeugnisse.
„Natürlich sind gute Noten für das schulische und berufliche Weiterkommen wichtig, aber man sollte sich hüten, den Wert eines jungen Menschen nur aus dessen Zeugnisnoten abzuleiten.“

Der VBE appelliert an alle Erziehungsberechtigten, die Messlatte für die Kinder auf keinen Fall an eigenen nicht verwirklichten Träumen und Wünschen auszurichten und deshalb zu hoch zu hängen.
Soziale Kompetenzen, wie Höflichkeit, Hilfsbereitschaft, Rücksicht-nahme und gute Umgangsformen sind heute wieder gefragte Tugenden, die in keiner Klassenarbeit abgefragt und bei keinen internationalen Vergleichsstudien berücksichtigt werden. Dabei kann der Mangel an emotionaler Intelligenz, Empathie und gutem Sozialverhalten das berufliche Weiterkommen auf Dauer stärker beeinträchtigen als schlechtere Fachnoten aus der Schulzeit.

Ein weniger gutes Abschneiden in der Schule hat meist verschiedene Ursachen; nicht immer sind Faulheit oder Gleichgültigkeit Grund für mangelhafte Leistungen. Auch eine permanente Überforderung durch eine falsche Schulwahl ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. In diesem Fall kann nur ein Schulwechsel dem Kind wieder „Luft zum Atmen“ verschaffen und die dringend benötigten Erfolgserlebnisse ermöglichen.

„Wer sein Kind das ganze Schuljahr über begleitet hat, erlebt keine Überraschungen – schon gar keine bösen“; so Müller. „Eltern sollten auch nicht in Panik verfallen, wenn sie jetzt die Nachricht über die Nichtversetzung ihres Kindes erhalten“, so Müller weiter. „Im Übrigen kommt ja auch keine Note und keine Nichtversetzung vom Himmel gefallen, sondern sind Eltern, die die Schulleistungen ihres Kindes aufmerksam begleiten, bekannt.“ In solchen Situationen müssten Eltern ihre Kinder mit erzieherischem Verständnis begleiten. Das bedeute auch die Zuwendung „Ich habe Dich trotzdem lieb.“
Wichtiger nämlich als jetzt die Schuld beim Kind oder bei der Schule zu suchen, sei, dass betroffene Eltern jetzt gemeinsam mit den Lehrkräften eine Ursachenforschung betrieben, um dem Kind für das nächste Schuljahr entsprechende Hilfestellungen an die Hand zu geben. Auch eine Klassenwiederholung sei keine Demütigung, sondern immer auch eine Chance.

Eltern von Schülerinnen und Schülern, denen von den Klassenkonferenzen die Chance einer Nachversetzungsprüfung eingeräumt werde, sollten sich schnell mit dem zuständigen Fachlehrer in Verbindung setzen, um dann die Nachversetzungsprüfung Ende der Ferien in Ruhe vorzubereiten. „Dabei geht es nicht darum, dass den betreffenden Schülerinnen und Schülern jetzt die Freude an den Sommerferien und der auch für sie wichtigen Erholungspause genommen wird. Mit viel Augenmaß müssen die Eltern hier die Aufarbeitung des nicht ausreichend bewerteten Stoffes über die Ferien wohl dosiert verteilen. Hau-Ruck-Lernen in nur wenigen Tagen nutzt nichts, weil es nicht im Gedächtnis haften bleibt“, erläuterte die VBE-Gewerkschafterin.

Sollten Schülerinnen, Schüler oder Eltern Rat benötigen, stünden ihnen viele Ansprechpartner – vorrangig die Staatlichen Schulämter – landesweit zur Verfügung. Bei Problemen, die man in der Schule sehe, so Christel Müller, sollte nicht der Zorn oder das Unverständnis an erster Stelle stehen: „Suchen Sie ein Gespräch mit der Lehrkraft, um eventuelle Verstehens-Probleme zu lösen.“

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