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Grünbrücke über A4 soll Lebensräume für die Wildkatze verbinden

Rhön. Wie der Wildkatze die Rückkehr in ihre ursprünglichen Lebensräume in der Rhön erleichtert werden kann, diskutierten jetzt zahlreiche Experten in der Propstei Zella im Thüringer Teil des Biosphärenreservates Rhön. Auf Einladung des Vereins RhönNatur trafen sich Vertreter von Behörden und Verbänden aus Bayern, Hessen und Thüringen zu einem Erfahrungsaustausch. Ziel der Veranstaltung war es, neben einem Erfahrungs- und Informationsaustausch konkrete Umsetzungsmaßnahmen zu entwickeln und abzustimmen.

Rettungsnetz für die Wildkatze

Der Workshop fand im Rahmen des von der Allianz Umweltstiftung und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt finanzierten Projektes „Die Wildkatze in der Rhön – auf leisen Pfoten in eine sichere Zukunft“ statt. Peter Wilde, Projektmanager der Allianz Umweltstiftung, betonte, dass das Vorhaben keinesfalls in Konkurrenz zu anderen Wildkatzenprojekten steht. Vielmehr sei das Rhöner Projekt eine „Masche“ in dem vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) für ganz Deutschland entwickelten „Rettungsnetz für die Wildkatze“. „Je mehr Akteure sich für dieses Rettungsnetz stark machen, desto besser für die Wildkatze“, meinte Wilde.
Schon seit einigen Jahren gibt es Hinweise auf das Vorkommen von Wildkatzen in der Rhön. Sicher nachgewiesen werden konnte sie vor zwei Jahren durch die DNA-Analyse von Wildkatzenhaaren, die von Mitarbeitern des Biosphärenreservates in Bayern und Thüringen an eigens präparierten Lockstöcken gefunden wurden. In der hessischen Rhön steht ein entsprechender Nachweis der Wildkatze noch aus.

Nach Aussage von Matthias Metzger, Geschäftsführer des Vereins RhönNatur, kann die Rhön die Funktion als Lebensraum und Wanderkorridor für die Wildkatze, aber auch für andere Arten wie Luchs oder Rotwild nur erfüllen, wenn die Verkehrstrassen, die die Rhön von allen Seiten umschließen, für Wildtiere durchlässig gestaltet werden. Die starke Barrierewirkung dieser Trassen belegen unter anderem auch einige überfahrene Wildkatzen auf der Autobahn 4 bei Friedewald. In diesem Zusammenhang wurde der gemeinsame Vortrag von Arno Schütz von der Oberen Naturschutzbehörde Kassel und Werner Rohs vom Amt für Straßen- und Verkehrswesen Eschwege mit besonderem Interesse verfolgt. Sie erläuterten die Planung für eine Grünbrücke an der Autobahn 4 bei Friedewald. Die vorhandene A4 schneidet die Rhön vom nordhessischen Bergland ab, wo die Wildkatze noch etwas häufiger anzutreffen ist. „Im Rahmen unseres Projektes versuchen wir, die Rhön als eine wesentliche Masche in dem Wildkatzen-Rettungsnetz an die anderen Lebensräume anzubinden und innerhalb der Rhön die Lebensbedingungen für die Wildkatze zu erhalten und weiter zu verbessern. Die geplante Grünbrücke an der A4 ist dabei ein wichtiger erster Schritt, dem noch weitere folgen sollten“, betonte Matthias Metzger.

Win-Win Situation

Die Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume in der Rhön reichen dabei vom Erhalt und der Neuschaffung naturnaher, möglichst störungsarmer Waldbereiche mit ausreichendem Totholz bis hin zur Anlage von Hecken als Wanderkorridore für Wildkatzen. Die Maßnahmen kommen aber nicht nur der Wildkatze, sondern auch zahlreichen anderen Tier- und Pflanzenarten und nicht zuletzt auch dem Menschen zu Gute. „Denn auch wir Menschen fühlen uns in einer abwechslungsreichen, naturnahen Umgebung wohler, als in monotonen ausgeräumten Landschaften“, erläuterte Prof. Dr. Eckhard Jedicke, stellvertretender Vorsitzender des Vereins RhönNatur. In diesem Zusammenhang begrüßte er die Bemühungen der Verwaltungsstellen des Biosphärenreservates, die Kernzonen auf die erforderlichen drei Prozent der Gesamtfläche des Schutzgebietes zu erhöhen: „Für die Wildkatze und artenreiche Lebensgemeinschaften alter Waldbestände sind die Kernzonen enorm wichtige Knotenpunkte, besonders wenn sie mindestens 100 Hektar groß sind.“

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