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Land Hessen und Landkreis Fulda bereiten Schutzambulanz vor

Fulda. „Heute konstituiert sich die Arbeitsgruppe Schutzambulanz, um die konkreten Vorbereitungen für den Start der Schutzambulanz im Jahr 2010 anzugehen. Das Land setzt hier gemeinsam mit dem Landkreis Fulda neue Maßstäbe, Opfern von Gewalt, insbesondere aus dem häuslichen Bereich, zu helfen. Stationäre und ambulante Medizin wirken hier mit Polizei und Schutzorganisationen zusammen. Wir möchten Hilfe aus einer Hand bieten, die die Versorgung in einer akuten Krisensituation genauso wie die Betreuung danach umfasst. Ich freue mich sehr, dass das Land und der Landkreis hier Hand in Hand ein so wegweisendes Modell entwickeln. Das Engagement gegen Gewalt im häuslichen Bereich wird deutlich weiterentwickelt. Häusliche Gewalt ist mit besonderer Scham und Tabus belegt, denen man mit einem solchen Angebot wirksam begegnen kann“, so Jürgen Banzer, Minister für Arbeit, Familie und Gesundheit.

Keine Realitätsabbildung

Die polizeiliche Kriminalstatistik weist für das Jahr 2008 ca. 33.000 Fälle von Körperverletzung und ca. 2.800 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung aus, im Bereich der häuslichen Gewalt wurden ca. 7.600 Straftaten registriert. Diese Daten spiegeln aber nur unzureichend das tatsächliche Geschehen häuslicher Gewalt gegenüber Kindern, älteren Menschen und insbesondere Patientinnen wider.

Ein interdisziplinäres Team, das unter anderem aus Ärzten und Psychologen besteht, wird in einer Tagesklinik zunächst am Fuldaer Herz-Jesu-Krankenhaus entstehen. Das Team wird engmaschig mit dem Klinikum Fulda, niedergelassenen Praxen, mit Pflegeeinrichtungen für ältere Menschen, dem neu entstehenden kommunalen Pflegestützpunkt zur Unterstützung der häuslichen Pflege, mit Behörden, Hilfseinrichtungen und Schutzorganisationen in freier Trägerschaft – z.B.

Frauennotruf und Frauenhaus, Kinderschutzbüros – und nicht zuletzt mit den etablierten Netzwerken gegen Gewalt vor Ort kooperieren. Die Versorgung erfolgt in Abhängigkeit vom Einzelfall ausschließlich in den Räumen der Ambulanz oder unter Einbeziehung des Herz-Jesu-Krankenhauses und des nahe liegenden Klinikums Fulda. Zudem soll zusätzlich zur medizinischen und psychologischen Erstversorgung eine Beratung zu Schutzmöglichkeiten erfolgen, ein Rechtsbeistand organisiert, eine Strafanzeige in der Ambulanz aufgenommen sowie ein Antrag nach dem Opferentschädigungsgesetz gestellt werden können. Eine wissenschaftliche Begleitung der Organisationsentwicklung und Schulung der beteiligten Berufsgruppen ist vorgesehen. Diese soll unter anderem dazu dienen, Wege aufzeigen, wie die Initiative über den Status eines Modellprojektes hinaus etabliert werden könnte.

Hürden werden abgebaut

„Durch eine Versorgung weitestgehend unter einem Dach werden Hürden abgebaut, sowohl für die Gewaltbetroffenen selbst als auch für die verschiedensten Berufsgruppen, die zum Schutz und zur Prävention beitragen können“, erklärten Staatsminister Jürgen Banzer und Dr. Heiko Wingenfeld, 1. Kreisbeigeordneter, Landkreis Fulda. Die Mitarbeit des Instituts für Rechtsmedizin an der Universität Gießen ist integraler Bestandteil des Versorgungs- wie auch Fortbildungskonzepts. Durch diese Vorgehensweise wird die Beweisbarkeit von Gewaltdelikten vereinfacht.

Die Kosten für die dreijährige Modellphase 2010-2012 belaufen sich auf insgesamt 215.000 Euro pro Jahr. Für die Planung und Vorbereitung sind im Entwurf des Haushaltsplanes des Landes Hessen für das Jahr 2009 60.000 Euro vorgesehen. Für den Zeitraum von 2010-2012 sind jährlich 175.000 Euro Verpflichtungsermächtigungen ausgewiesen. Investitions- und Mietkosten sowie Personal stellen der Landkreis Fulda und das Herz-Jesus-Krankenhaus.

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