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ORGEL-MATINEE mit Max Reger am Samstag, 27. Juni 2009

Fulda. Am Samstag, 27. Juni 2009 findet von 12.05 – 12.35 Uhr im Dom eine Orgel Matinee mit Max Reger statt.

Programm:

  • Max Reger: Toccata d-Moll aus „Zwölf Stücke“ op. 59
  • Johann Sebastian Bach: Triosonate Nr. 3 d-Moll, BWV 527: Andante; Adagio e dolce; Vivace
  • Olivier Messiaen: Le Banquet céleste
  • Max Reger: Fuge D-Dur aus „Zwölf Stücke“ op. 59


Zu den Werken:

Max Reger: Toccata d-Moll aus „Zwölf Stücke“ op. 59

Die Toccata enthält in nuce viele Charakteristika des mittleren Re-ger und stellt etliche Interpretationsprobleme. Zu den Charakteris-tika zählt etwa der Pleonasmus von Notenwerten und Tempobe-zeichnung: Vivacissimo sind die Sechzehntel–Triolen bereits, die Tempoangabe ist also nicht als weitere Steigerung aufzufassen. O-der: Die Akkorde der linken Hand in T. 9, ein ausgeschriebener Sub-oktavkoppel–Effekt, kollidiert mit den Pedalfiguren. Will man mehr als nur ein musikalisches >>Erdbeben<<, so gilt es abzuwägen: Spielt man die Pedalstimme eine Oktave tiefer? Verlegt man die linke Hand auf ein Nebenmanual – oder lässt man sie ganz weg? Je nach Orgel muss die Entscheidung anders ausfallen: Eben dies gilt es dem Schü-ler zu vermitteln. Auch wäre zu bedenken, ob Reger sich beim zwei-ten Akkord in T. 29 nicht verschrieben hat: h-gis-h wäre konse-quent, cis-gis-h noch erwägenswert. Schließlich mag man auf Leipzi-ger >>Tradition<< zu sprechen kommen: Straube setzt in seiner In-terpretationsausgabe (1902) in T. 33 nach der zweiten Zählzeit eine große Zäsur und lässt dann langsam und pp beginnen, also genau um-gekehrt wie Reger, der ff losstürmt. Der Effekt ist verblüffend; er gilt als von Reger sanktioniert, ist aber vom Notentext her nicht zurechtfertigen.

Johann Sebastian Bach: Sonate 3 d-Moll, BWV 527

Dem mit 160 Takten recht umfangreichen ersten Satz liegt die von der Arie geläufige dreiteilige Form zugrunde; der erste Abschnitt (T. 1-48) kehrt als Da Capo wörtlich wieder (T. 113-160). Neben der ausgreifenden, erst im neunten Takt von der zweiten Stimme imita-tiv aufgenommenen Linie ist es die harmonisch angerichtete, zur Binnenkadenz hinführende, aufsteigende Sequenzierung, die prägend erscheint. Hier verdichtet sich auch der zuvor in einzelnen Achtel-noten getupfte Bass zu einer durchgehenden Bewegung. Im Mittel-teil wird nicht nur das charakteristische Wechselnotenmotiv aus T. 1 aufgenommen, sondern auch die freie Satzstrecke T. 24-32 samt vorausgehender Kadenzierung integriert. Zu der von Imitationen bestimmten Faktur kontrastieren die mehr als Klangfläche wirken-den Sextolenketten. Während dieser Satz auch in einer früheren Fassung überliefert ist, griff Bach das anschließende Largo e dolce in stark revidierter Form noch einmal in seinem so genannten Tripelkonzert a-Moll BWV 1044 auf. Auffällig ist, dass die Oberstimmen jeweils nur zu Beginn der einzelnen Abschnitte aneinander gekoppelt sind, um sich im wei-teren Verlauf zu einem Kanon in der Unterquinte, der Oberquarte und schließlich der Oberquinte aufzufächern.Im Finale verbindet Bach schließlich die Da-capo-Form mit dem Mo-dell des italienischen Konzertsatzes; die frei fortgesponnenen Pas-sagen der Episoden werden rhythmisch durch den Wechsel zu einer triolischen Bewegung unterschieden, während der Basso sequente geführte Pedalbass ebenso unverändert bleibt wie die strikt durch-gehende Gliederung in Viertaktgruppen.

Olivier Messiaen: Le Banquet céleste

Das Stück hat das Heilige Abendmahl zum Gegenstand: Die Stacca-to-Noten im Pedal symbolisieren die Tropfen des für uns vergosse-nen Blutes Christi. Bemerkenswert ist die Tempoangabe „très lent, extatique“ (in der ersten Ausgabe „extrêment lent“). Das in der Form AA’ gehaltene Werk ist vollständig im 2. Modus geschrieben und beginnt mit einem überaus typischen Messiaen-Akkord, dem Sekundakkord ohne Quinte mit hinzugefügter Sexte.Der Komponist hat dieses Jugendwerk so hoch geschätzt, dass er der 1934 erschienenen Erstausgabe im Jahr 1960 eine zweite, revi-dierte Ausgabe folgen ließ. In dieser fügte er ein Bibelzitat ein (Jo-hannes 6,56), ergänzte eine Metronomangabe (Achtel = 52) und ver-doppelte die Notenwerte; außerdem verfeinerte er die Registrie-rung, Artikulation und Agogik.

Stefan Rasch
Bischöfliches Generalvikariat

geboren 1976 in Winsen (Luhe) bei Hamburg, studierte Kirchenmusik in Herford (B-Examen), unter anderem bei Wolfgang Lüschen (Orgel), und an der Hochschule für Künste in Bremen (A-Diplom) bei Hans-Ola Ericsson (Orgel), Carsten Lohff (Cembalo) und Klaus Eichhorn (Conti-nuospiel), wo er sich sehr intensiv mit der „Alten Musik“ beschäf-tigte. Er ergänzte sein Studium durch die Teilnahme an Meister-kursen mit Harald Vogel und Klaus Eichhorn. Schon während des Studiums spielte er mit ver-schiedenen Ensembles für Alte Musik, so mit dem Barock Consort Bre-men/Leipzig, dem „Ensemble Amontillado“ und dem Barock-Ensemble „Solamente Naturali“ (Bratislawa), mit welchen er auch heute noch kooperiert. Die Zusammenarbeit mit weiteren Orchestern zeigt, dass er ein geschätzter Continuo-Spieler ist.

Von September 2004 bis September 2008 war Stefan Rasch im Evang. Kirchenkreis Fulda als Kantor für Popularmusik angestellt. In dieser Funktion förderte er insbesondere das Singen neueren Liedgutes in den Gemeinden. Sein Hauptarbeitsfeld war die Leitung des Gospelchores „Gospel of Joy“, der im gesamten Kirchenkreis Fulda, und zum Teil auch darüber hinaus, bekannt war. Nebenbei absolvierte er an der Bundes-akademie für musikalische Jugendbildung in Trossingen einen Berufsbe-gleitenden Lehrgang „Popularmusik im kirchlichen Bereich“.

Seit Oktober 2008 ist Stefan Rasch neuer Kirchenmusiker in Rellingen (Hamburg). Hier leitet er die Rellinger Kantorei, den „Gospeltrain“ und den Bläserkreis und ist verantwortlich für das Orgelspiel an Sonn- und Feiertagen, sowie bei allen Amtshandlungen. Durch die langjährige Er-fahrung im Bereich Popularmusik wird auch dieser Einzug in die ver-schiedenen Gruppen und Gottesdienste erhalten.

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