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„Zur Auferstehung berufen“ – Pontifikalamt und Lichterprozession zum Fest Mariä Himmelfahrt

Fulda (bpf). Daß der Leib des Menschen zur Auferstehung berufen ist, hat Bischof Heinz Josef Algermissen am Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel in Erinnerung gerufen. In einem feierlichen Pontifikalamt im überfüllten Fuldaer Dom mit anschließender Lichterprozession im Fuldaer Schloßpark, an der rund 2.500 Menschen teilnahmen, betonte der Oberhirte mit Blick auf die Gottesmutter Maria: „Eine von uns hat das Ziel erreicht, zu dem wir alle noch sehr mühselig unterwegs sind, als Einzelne und als pilgerndes Gottesvolk. Eine von uns hat ihr Leben so gelebt, daß Gott es rundum angenommen hat.“ Maria habe als erste von Jesus Christus die Herrlichkeit empfangen, die allen verheißen sei, zitierte der Bischof aus der Präfation. Solche Aussagen über die Gottesmutter spiegelten den Glauben und das positiv geprägte Menschenbild der katholischen Kirche wider.

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„Der Leib, an dem so viele leiden, weil sie nicht dem Schönheitsideal heutiger Körperlichkeit entsprechen und es auch mit chirurgischen Eingriffen nicht ändern können, gegen den so viele wüten, weil er sich nicht manipulieren und für die Arbeit und die nächsten Termine ausnutzen läßt, wie sie es gerne möchten, dieser Leib ist mit all seiner Schwäche zur Auferstehung berufen“, stellte Bischof Algermissen heraus. Diese „herrliche Hoffnungsperspektive“ könne in allen Sorgen Mut machen. Wenn jemand in Angst vor dem Tod lebe, zeige ihm die Gottesmutter in ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel die „Morgenröte einer neuen Schöpfung: der Auferstehung“, unterstrich Algermissen. Maria sei das Bild der erlösten Schöpfung. Das Gottesmutterfest bezeichnete der Oberhirte als „das Fest des unbeirrbaren Glaubens an den Menschen als Gottes Ebenbild“.

In der Botschaft des Festes der Aufnahme Mariens in den Himmel, das die Kirche am Höhepunkt des Sommers feiert – „ein Osterfest mitten im Sommer“, wie es der Bischof zu Beginn des Gottesdienstes ausdrückte – , wird Ostern für die Menschheitsgeschichte weitergeschrieben, denn jene Frau, die Jesus empfangen hat und gebären durfte, hatte als erste „mit Leib und Seele“ teil an seinem Ostersieg. In südlichen Regionen, aber auch schon in Fulda und der Region um Fulda, gebe es den Brauch, am Festtag einen gebundenen Strauß von Ähren und Kräutern in die Kirche mitzunehmen, um ihn dort weihen zu lassen, erinnerte der Bischof. Dieser Strauß bezeichne den Ertrag des Lebens, wenn am Ende alles zusammengefaßt werde. Maria sei der Typus und das Urbild des erlösten Menschen. An ihr könnten die Christen sehen, was Gott durch Jesus Christus auch an ihrer Existenz formen wolle. „Auch von uns Getauften gilt, was wir glaubend von der Gottesmutter bekennen, daß wir im Tode nicht untergehen“, so Algermissen.

Die Katholische Kirche feiere am Festtag Mariä Himmelfahrt nichts Geringeres als den Glauben an die Auferstehung und das ewige Leben. Der Bischof erläuterte, daß die Christen nicht allein an die Unsterblichkeit der Seele glaubten, wie sie die griechische Philosophie unter Platon verkündet habe, sondern daß sie als ganze Menschen mit verwandeltem Leib durch die radikale Verwandlung des Todes hindurch zu Gott kämen. Aus diesem Glaubenswissen heraus habe der hl. Augustinus Ende des 4. Jahrhunderts gemahnt, man solle mit dem Leib gut umgehen, denn er sei wie die Seele zur Auferstehung bestimmt.

„Von Jesus Christus, dem Anfang der endgültigen Welt, geht eine umwandelnde und alles erneuernde Kraft aus, die alle ergreift, die sich wirklich zu ihm bekennen und ihm konsequent nachfolgen“, hob Bischof Algermissen hervor. Niemand sei so eng mit Christus verbunden gewesen wie seine Mutter, nicht nur dem Leibe nach, sondern auch im Glauben. Sie hörte am tiefsten auf Gottes Ruf, wie Algermissen am Beispiel der berühmten gotischen Darstellung der hl. Jungfrau am Tympanon der Würzburger Marienkapelle verdeutlichte. Die mangelnden Priesterberufungen entstünden heute durch zu viel Geschwätzigkeit anstelle von Zuhören. Es sei indes nicht verwunderlich, wenn sich schon bald in der Christenheit die Überzeugung herausgebildet habe, daß sich die Gnade der Auferstehung zuallererst an Maria auswirken mußte. Das „uralte Herzenswissen der Gläubigen“ wurde am 1. November 1950 unter Papst Pius XII. als fester Glaubenssatz dogmatisch formuliert: „Maria ist nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen worden“.

Es dürfe hierbei nicht vergessen werden, so Bischof Algermissen weiter, daß das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel „unter dem unmittelbaren Eindruck des vergasten, geschändeten und zerstrahlten Menschenleibes“ formuliert worden sei. „Auschwitz und Hiroshima waren im Jahre 1950 noch sehr präsent.“ Der große Psychoanalytiker Carl Gustav Jung nannte das Fest Mariä Himmelfahrt eine „instinktiv geniale Antwort der Kirche auf den menschenverachtenden, Leben zerstörenden Zynismus des Nationalsozialismus“.

Bischof Algermissen verwies auf einen literarischen Text, in dem es heiße, daß Gott mehr als die Moleküle liebe, die sich im Augenblick des Todes im Leib befänden. Er liebe einen Leib, der gezeichnet sei von der ganzen Mühsal, von der rastlosen Sehnsucht einer Pilgerschaft, der im Laufe dieser Pilgerschaft viele Spuren in der Welt hinterlassen und Wunden erhalten habe. Auferweckung des Leibes heiße, so der Text weiter, daß von all dem vor Gott nichts verlorengegangen sei, weil er den Menschen liebe. Alle Tränen habe er gesammelt, und kein Lächeln sei ihm „weggehuscht“. Auferweckung des Leibes heiße, daß der Mensch bei Gott nicht nur seinen letzten Augenblick finde, sondern seine ganze Geschichte.

Sodann hob Algermissen hervor, daß, wie es Papst Benedikt XVI. sage, Materie, Geist und Seele tatsächlich zusammengehörten. Der theologische Gehalt des Hochfestes Mariä Himmelfahrt zeige das eindeutig. „Marienfeste sind allesamt optimistische Feste, besonders das heutige, da wir hier bekennen dürfen: Im Tod fallen wir nicht ins Bodenlose, sondern in die ebenso mütterlichen wie väterlichen Arme Gottes“, schloß der Bischof.

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