Logo

160 Existenzgründungen pro Jahr – Steigender Beratungsbedarf

Schönes aus Fulda. Die Zahl der Existenzgründungen im Handwerk hat sich in der Region Fulda seit 2004 auf etwa 160 pro Jahr eingependelt. Seit 2004 ist in den meisten Handwerksberufen die Meisterpflicht als Voraussetzung für die Selbständigkeit weggefallen. In 2004 hatte sich die Zahl der Existenzgründungen im Handwerk gegenüber 2003 fast verdoppelt und hat sich seit dem auf diesem hohen Niveau stabilisiert. Dies teilte Dr. Herbert Büttner von der Kreishandwerkerschaft im Rahmen der heutigen Pressekonferenz zur bevorstehende Existenzgründermesse mit.

Obwohl nur noch in 41 von insgesamt 151 Handwerksberufen der Meisterbrief oder eine vergleichbare Qualifikation als Voraussetzung für die Selbständigkeit erforderlich ist, erfolgt etwa die Hälfte der Existenzgründungen im Handwerk in den zulassungspflichtigen Berufen. Und selbst in den Berufen ohne Meisterpflicht verfügt ein Großteil der Existenzgründer freiwillig über den Meisterbrief. Dies bestätigt nach Meinung der Kreishandwerkerschaft das hohe Ansehen dieser Qualifikation bei einer breiten Bevölkerungsmehrheit. Viele selbständige Handwerker sehen deshalb auch ohne gesetzliche Pflicht den Meisterbrief als eine notwendige Voraussetzung für die Selbständigkeit an.

Schwerpunkte der Existenzgründungen lagen in den letzten Jahren bei den meisterpflichtigen Berufen im Bau und Ausbauhandwerk, im Friseurhandwerk sowie im Kfz- und Karosseriebauerhandwerk. Bei den Gewerken ohne Meisterpflicht erfolgten Neugründungen vor allem im Bereich Einbau von Fertigteilen (Fenster, Türen), bei den Fliesenlegern, bei den Änderungsschneidern sowie bei den Kosmetikerinnen als handwerksähnlicher Beruf. Die Ausnutzung der zulassungsfreien Berufe für Scheinselbständigkeit und Dumpingpreise am Bau, wie sie in den Ballungsgebieten, vor allem auch in Frankfurt, üblich ist, kann im großen und ganzen für Fulda nicht festgestellt werden.

Im Nahrungsmittelhandwerk (Bäcker, Fleischer) erfolgte in den letzten Jahren so gut wie überhaupt keine Neugründung mehr. Und beim Friseurhandwerk merkte Büttner an, dass sich hinter vielen Existenzgründungen die Übernahme eines bestehenden Salons verbirgt.

Eine Untersuchung der Handwerkskammer Kassel zeige, dass bei den meisterpflichtigen Handwerksberufen fünf Jahre nach der Existenzgründung noch 80% der Betriebe am Markt sind, bei den meisterfreien Gewerken sind es dagegen nur noch 65%. Hier fehlt es laut Büttner häufiger an der erforderlichen Qualifikation, wie sie durch die Meisterprüfung gewährleistet wird.

Und häufig werden in den Berufen ohne Meisterpflicht auch Betriebe gegründet, die auf Dauer keine Vollexistenz ermöglichen. Dort finden sich verstärkt auch die Ich-AGs, wobei diese im Handwerk zu keiner Zeit eine nennenswerte Rolle gespielt haben. In 2005 wurden im Handwerk in Fulda 14 und 2006 noch ganze 4 Ich-AGs gegründet. Von den insgesamt 2000 Handwerkbetrieben und etwa 300 handwerksähnlichen Betrieben in der Region Fulda gehen nach Angaben der Kreishandwerkerschaft jährlich deutlich weniger als ein Prozent in die Insolvenz.

„Alles in allem“, so Büttner, „stellt sich also die Lage im Handwerk auch aus Sicht der Existenzgründungen als außerordentlich robust dar“. Wer sich im Handwerk selbstständig macht, geht ein signifikant niedrigeres Risiko ein, zu scheitern. Dennoch sieht die Kreishandwerkerschaft Fulda für die Zukunft einen wachsenden Bedarf an Existenzgründerberatung. Denn eine steigende Zahl an betriebswirtschaftlich gesunden Handwerksbetrieben steht in den nächsten Jahren zur Übernahme an, weil es keine Nachfolger gibt.

Hier geht es um mehr als eben mal Existenzgründer und Betrieb zusammen zu bringen und vielleicht mal schnell einen Business-Plan zu erstellen. Hier geht es um Bestandssicherung und um den Erhalt von Arbeitsplätzen. Dies kann nur eine dauerhafte betriebswirtschaftliche Begleitung leisten, die einem jungen Meister, der den Weg in die Selbständigkeit gewählt hat, eine langfristige wirtschaftliche Sicherheit bietet. Und hier geht es natürlich auch um die kompetente Beratung desjenigen, der seinen Betrieb abgeben möchte.

Categories:

Alle Nachrichten