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Wallfahrt der KAB zum Maria Ehrenberg

070626_wallfahrt.jpgFulda/Kothen. „Wenn wir denken wie Jesus, wenn wir mit ihm arbeiten an einer besseren Welt, wenn wir in ihm leben und er in uns, dann werden wir zu Boten des Friedens, zu Friedensstiftern, wo immer wir leben, in Betrieb und Nachbarschaft, in Gemeinde und Gesellschaft, in Deutschland und weltweit“, war einer der Kernsätze der Predigt in der Wallfahrermesse anlässlich der 42. Friedenswallfahrt der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Bezirksverband Rhön/Vogelsberg. Hauptzelebrant und Prediger war der Diözesanpräses der KAB im Bistum Limburg, Pfarrer Albert Seelbach aus Frankfurt.

Wie spielt man Frieden?

Intensiv ins Grübeln kamen die ca. 300 Wallfahrer durch Seelbach´s Feststellung, dass es Kindern kein Problem bereite mit kleinen Panzern und Kanonen Krieg zu spielen. Aber, wie spielt man Frieden? Eine typische Reaktion oder häufig auch Aufforderung von Erwachsenen, wenn es um die Frage von friedlichem miteinander gehe, fand er in der Redewendung „der Klügere gibt nach“. Der engagierte KAB´ler befürchtet jedoch, dass eine solche Haltung vom Gegenüber ausgenutzt werden könne. Er sah darin ebenso wenig eine Lösung wie im Begriff „Frieden durch Stärke“, der in der realen Politik auch „Abschreckung“ genannt werde. Gerade eine solche Politik zeige an aktuellen Beispielen, wie bei Indien und Pakistan oder auch Israel und den Palästinensern, dass unterschwellig nur Hass geschürt werde. Aber auch die Friedhofsruhe, die durch die ständige Unterdrückung von Schwächeren z. B, in Diktaturen entsteht, sei alles andere als Frieden.

„Frieden schafft man auch nicht, wenn man Terror mit terrorähnlichen Maßnahmen bekämpft“ so der engagierte Diözesanpräses und bezog sich dabei u. a. auf die menschenunwürdigen Zustände im US-amerikanischen Sondergefängnis Guantanamo wie auf die zahlreichen – wenn auch ungewollten Angriffe – auf Zivilisten, insbesondere Kinder in Afghanistan und im Irak. „Ist es Präsident Bush schon einmal in den Sinn gekommen, dass durch seinen Kreuzzug gegen den Terror schon jetzt ein Vielfaches an Menschen getötet wurde als in den Twin – Towers in New York?“, gibt Seelbach weiter zu bedenken.

Kluft zwischen Reich und Arm ist eine Zeitbombe

Schon vor Jahren haben die deutschen Bischöfe ein Wort zum Frieden mit dem Titel „Frieden durch Gerechtigkeit“ herausgegeben. Sie sehen Gerechtigkeit als ein Grundprinzip an, ohne dass Frieden nicht entstehen und gewahrt werden kann. Der Frankfurter Pfarrer zitierte eine Aussage von der Jahrestagung von Weltbank und Währungsfond von 1997: „Die immer größere Kluft zwischen Reich und Arm ist eine Zeitbombe, die entschärft werden muss, ehe sie in den Gesichtern unserer Kinder explodiert.“ Engagiert rief er zur weltweiten Bekämpfung von Armut, für mehr Bildung und Schutz vor Krankheiten und Katastrophen auf. „Wenn die Kluft zwischen Arm und Reich nicht überwunden wird, kann eine Folge sein, dass die Flüchtlingsströme aus Afrika und Asien gewaltig zunehmen.“

Aber auch ein verantwortungsvoller Umgang mit der Schöpfung wurde von Seelbach gefordert. Folgen der Klimakatastrophe träfen gerade die armen Länder besonders drastisch. Zunehmende Versteppung und Wassermangel sind sicherste Anzeichen dafür. Neben dem aktiven Umweltschutz müsste auch beim Umgang mit natürlichen Resourcen schneller umgedacht werden. In diesem Zusammenhang wandte sich der KAB´ler nicht gegen die Globalisierung, forderte aber, dass diese sozialer gestaltet werden müsse.

Ungerechtigkeiten im eigenen Land

Ungerechtigkeiten sieht Seelbach aber nicht nur im internationalen Bereich, sondern auch im eigenen Land. Zunehmende prekäre Beschäftigungsverhältnisse und Lohndumping einerseits, extreme Gehalts- und Dividendenerhöhungen bei Managern und Aktionären andererseits, ein Bildungssystem, dass keine Chancengleichheit biete prangerte er in seiner Predigt an. „In der Schule darf nicht nur eine Förderung der Begabten und der Kinder aus guten Familien geschehen, sondern die Schule muss so umgestaltet werden, dass sie vor allem den Schwächeren hilft, dass auch soziales Lernen geschieht und dass der Schulerfolg nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängt.“ Hier versuche die KAB seit eh und je in zwei Richtungen zu wirken, einerseits in ihrer Arbeit mit den Menschen, das eigene Denken und Handeln positiv zu beeinflussen, andererseits auf den Staat Einfluss zu nehmen, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Als weitere Grundvoraussetzung für den Frieden sieht Seelbach die Gewaltlosigkeit. Schon in der Bergpredigt habe Jesus die Sanftmütigen selig gepriesen, so sollte uns dies als Christen Aufforderung genug sein, auf Gewalt zu verzichten. „Wir wollen unsere Gegner nicht durch Gewalt vernichten, sondern sie durch unsere Liebe zu Freunden machen“, zitierte er sinngemäß Martin Luther King.

Das Bemühen um Gerechtigkeit und Gewaltlosigkeit erwachse bei Christen aus dem Bewusstsein, dass alle Menschen Kinder Gottes und damit Brüder und Schwestern sind. Mit Christi Menschwerdung, Tod und Auferstehung ist Weltgeschichte zur Heilsgeschichte geworden. „Wer immer sich Christ nennt, ist berufen, mitzuwirken am Erlösungswerk Christi“ so der Prediger. KAB fühle sich immer aufgerufen und habe auch schon vieles im Großen wie im Kleinen erreicht, doch könne es angesichts immer noch herrschender schreiender Ungerechtigkeiten, schwelender Konflikte, Vorurteile und Hartherzigkeiten kein Ausruhen geben. „Bitten wir Gott um seinen Geist, der uns das Rechte erkennen lässt und uns die Bereitschaft und Kraft gibt, es auch zu tun. Und bitten wir Maria, die Königin des Friedens, um ihre Fürbitte. Amen.“ schloss Seelbach seine Predigt.

Viele der Gottesdienstteilnehmer, die vom KAB Bezirksvorsitzenden Egon Schütz, Geisa, begrüßt wurden, pilgerten zuvor mit Gebeten und Gesang, vorbereitet von Anni Honikel, Hainzell, die Treppen zur Wallfahrtskirche im Truppenübungsplatz Wildflecken empor. Schütz bedankte sich zum Schluss bei dem Limburger Diözesanpräses für die engagierte Predigt und beim Kothener Pfarrer Michael Krammer für die Gastfreundschaft. (Michael Schmitt)

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