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Mit dem Magen-Bypass zum Wohlfühlgewicht

070702_magenbypass.jpgNiederkalbach. Ende März dieses Jahres brachte Beate Müller aus Niederkalbach noch 154 Kilogramm auf die Waage. Heute ist sie 30 Kilogramm leichter. Nach unzähligen Diäten und Kuraufenthalten war für die 48-Jährige eine Operation die letzte Chance, um wirksam abzunehmen. Im Klinikum Fulda bekam sie einen so genannten Magen-Bypass. Der soll ihr nun dabei helfen, ihr Wohlfühlgewicht zu erreichen.

Foto: Max Colin Heydenreich

„Patienten mit Magen-Bypass verlieren innerhalb eines Jahres etwa 50 Kilogramm“, sagt Chirurg Dr. Reinhard Rüttger, leitender Oberarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Fulda. Rüttger hat sich auf den Magen-Bypass spezialisiert und seit mittlerweile über einem Jahr zahlreiche übergewichtige Patientinnen und Patienten nach dieser Methode operiert.

Operation in Schlüssellochtechnik

Bei der  zwei- bis dreistündigen Operation in Schlüssellochtechnik wird der Magen etwa auf die Größe einer kleinen Zitrone reduziert und der Dünndarm so verlegt, dass er direkt an den „neuen“ Magen anschließt.  Die Patienten können deshalb nur kleine Portionen zu sich nehmen. Und weil die Nahrung nicht im Magen gespeichert wird und nur wenig Fett verdaut werden kann, setzt nichts mehr an.

Beate Müller hat sich inzwischen an ihren „Zitronen-Magen“ gewöhnt. Große Portionen sind ebenso passé wie hektisches Hinunterschlingen der Mahlzeiten. „Nur manchmal falle ich in alte Gewohnheiten zurück“, sagt sie, „dann bestelle ich im Restaurant wie eine Große und esse wie ein Spatz.“ Doch ihr Speiseplan hat sich kaum verändert. In den ersten Wochen nach der Operation musste sie zwar mit Suppe und pürierter Kost vorlieb nehmen, heute isst sie, was ihr schmeckt: „Hauptsächlich Gesundes, aber manchmal auch ein Stückchen Pizza“, gesteht sie.

Operation allein kann keine Wunder vollbringen

Eine ausgewogene Ernährung, das Vermeiden von flüssigen Kalorien und ausreichend Bewegung gehören auf jeden Fall dazu, um das Wohlfühlgewicht zu erreichen und auf Dauer zu halten. Rüttger weiß: „Mit der Operation allein können wir keine Wunder vollbringen.“ Unvermeidbar sei die lebenslange Einnahme von Multivitaminpräparaten, und Calcium, bei manchen Menschen auch Eisen und Vitamin D. „Da die Patienten weniger essen, kann dieser Bedarf nicht allein über die Nahrung gedeckt werden. Deshalb müssen entsprechende Präparate eingenommen werden.“ Außerdem seien regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig.

Weniger Gewicht, mehr Selbstvertrauen

30 Kilogramm Gewichtsverlust in drei Monaten – ein Riesenerfolg für Beate Müller. Ihr Mann Siegfried sagt: „Früher konnte die Waage nicht weit genug entfernt sein, heute ist sie ihre beste Freundin.“ Das Leben der Hausfrau hat sich nach der Operation verändert. „Ich bin viel beweglicher und habe mehr Selbstvertrauen – eigentlich fühle ich mich wie ein anderer Mensch.“ Und mit jedem schwindenden Kilogramm bessern sich auch unangenehme Begleiterkrankungen.

„Wir wissen, dass sich bestimmte adipositasbedingte Gesundheitsprobleme wie Rückenschmerzen, Bluthochdruck oder Diabetes mellitus nach der Operation deutlich bessern oder ganz verschwinden“, erläutert Rüttger. Die Operation kostet ca. 5.000 Euro und erfordert einen ca. einwöchigen stationären Aufenthalt. „Damit die Krankenkasse die Kosten übernimmt, müssen die Voraussetzungen stimmen“, weiß der Chirurg. Laut Rüttger muss der Body-Mass-Index (BMI) größer als 40 sein und das Übergewicht seit mehr als drei Jahren bestehen. Außerdem darf der Patient nicht jünger als 18 und nicht älter als 65 Jahre sein. Und bevor einer Operation zugestimmt wird, muss der Patient wirklich alles versucht haben, um sein Übergewicht loszuwerden.

Krankenkasse gab grünes Licht für OP

Beate Müller hat bis zu ihrer Operation wohl alles ausprobiert, was Ärzte und Ernährungsberater empfehlen. „Es hat nichts genützt“, sagt sie, „ein paar Wochen nach der Diät hatte ich mein ursprüngliches Gewicht wieder oder sogar noch einige Kilos mehr drauf.“ Im Herbst letzten Jahres war sie ihr Übergewicht leid. Nach Gesprächen mit dem Operateur und einer Gutachterin vom Medizinischen Dienst ihrer Krankenkasse bekam sie grünes Licht für den Magen-Bypass.

Ihre Entscheidung für die Operation hat die Niederkalbacherin nicht bereut. „Ich würde es jederzeit wieder machen“, beteuert sie. Sie sei stolz auf sich und ihren Mann, der sie immer unterstützt habe. Außerdem hat sie jetzt der Ehrgeiz gepackt: „Ich will 80 Kilogramm wiegen“, sagt sie, „spätestens bis zu meinem 50. Geburtstag.“

Selbsthilfegruppe „Adipositas“ informiert im Klinikum

Noch ein Tipp für alle Leidensgenossen von Beate Müller: Jeden dritten Montag im Monat trifft sich um 19 Uhr die Selbsthilfegruppe „Adipositas“ im Konferenzraum der Psychiatrie im Fuldaer Klinikum. Dort können Betroffene und deren Angehörige weitere Informationen erhalten. (Dorit Heydenreich)

 

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