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(Fast) alles unter einem grünen Dach – Oberelsbacher Managementzentrum vor zehn Jahren eingeweiht

091022_Managementzentrum2Oberelsbach. Vor zehn Jahren hielten die Bayerische Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön und der Verein Naturpark & Biosphärenreservat Bayerische Rhön e.V. Einzug in das damals neu errichtete Managementzentrum für das Biosphärenreservat Rhön. Der modern anmutende Bau aus Holz, Glas und Beton beherbergt heute weitere Institutionen der Region und vereint rund 25 Arbeitsplätze unter seinem Dach. Ob der zweigeteilte Baukörper nun schön ist oder nicht – darüber wird sich jeder seine ganz persönliche Meinung bilden. „Für mich ist das ein Funktionsgebäude, das seinen Zweck erfüllt. Zum Repräsentieren war und ist es nicht gedacht. Allerdings, mir persönlich gefällt es auch sehr gut“, sagt der Leiter der bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön und „Hausherr“, Regierungsdirektor Michael Geier. Gleichzeitig erinnert er daran, dass früher an der gleichen Stelle ein Scheunen-Riegel stand. „Jetzt haben wir eben eine Scheune mit Fenstern“, meint er.

Dass die Wahl für den Sitz der bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön auf Oberelsbach fiel, habe wohl den Grund gehabt, dass 1984 hier in Oberelsbach das 1. Naturschutzinformationszentrum überhaupt in der Rhön entstanden war. „Die Kommune war auch sehr engagiert, die Verwaltungsstelle zu behalten, nachdem sie zuerst in einem gemeindlichen und dann in einem privaten Objekt von Oberelsbach eingemietet war“, blickt Geier zurück. Als dann im Rahmen der „Offensive Zukunft Bayern“ plötzlich fünf Millionen Mark für das Biosphärenreservat Rhön zur Verfügung standen, habe Oberelsbach nicht gezögert.

091022_ManagementzentrumDas jetzige Managementzentrum war nicht der erste Entwurf für das Gebäude. „Wir durften eine Bausumme von zwei Millionen Mark nicht überschreiten. Daher mussten wir sehr kostensparend bauen. Unser Anspruch lag darauf, ein energiesparendes Haus unter Verwendung von einheimischen Materialien zu errichten“, sagt Michael Geier. Dies sei letztlich auch gelungen: Nicht von ungefähr befinde sich im Foyer ein Fußboden aus Basalt. Das ganze Gebäude werde von der Bodenplatte und den zwei massiven Beton-Innenwänden getragen. „Alles andere ist Holzständerbau.

Aber damit haben wir es 1999 geschafft, ein Verwaltungsgebäude zu errichten, das zwischen Niedrigenergie- und Passivhaus liegt. Das war für damals sehr fortschrittlich.“ Letztlich sei es gelungen – ob umstritten oder nicht – seitens der Architektur ein Zeichen zu setzen. Als Heizung ist eine Holzpelletheizung installiert. Inzwischen  werden Pellets in der Rhön hergestellt, können also regional bezogen werden.

Im Juli 1998 war vom Bayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen der Planungsauftrag für den Neubau des Managementzentrums an das Staatliche Hochbauamt Bad Kissingen ergangen. Auch hier waren die Kriterien Kompakthaus, energieoptimierte Bauweise, ökologisch verträgliche wirtschaftliche Restwärmenutzung, standorttypische biologisch unbedenkliche Baumaterialien und ökologisch vorbildliche Außenanlagengestaltung vorgegeben.

Heute vermittelt das lichtdurchflutete, offene Foyer als zentraler Verkehrsbereich die Verschmelzung von Innen und Außen, von Haus und Vegetation. Leitender Entwurfsgedanke war es, das Foyer gewissermaßen als überdachten Außenbereich zu definieren. Die Dächer der beiden gegenüberliegenden Baukörper, die die Büroräume beinhalten, wurden mit einem Gründach versehen, um die dem Boden entnommene Vegetationsfläche auf einer anderen Ebene annähernd zu ersetzen. Im Außenbereich finden sich unter anderem Nuss- und Obstbäume, und der kleine Parkplatz ist mit einem wassergebundenen Belag versehen. Die Anzahl der Obstbäume auf dem Grundstück ist heute höher als sie früher war.

Die bayerische Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön und der Verein Naturpark & Biosphärenreservat Bayerische Rhön e.V. waren 1999 mit etwa zehn Arbeitsplätzen in das Managementzentrum eingezogen. Desweiteren haben sich  der Verein Dachmarke Rhön e.V. und die Dachmarke Rhön GmbH sowie der Verein RhönNatur eingemietet. Außerdem haben ein Gebietsbetreuer der Wildlandstiftung sowie der Koordinator für das Projekt der Regionalen Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Rhön „Die Rhön- Wanderwelt Nummer 1“ ihre Büros in dem Haus.

„Als wir hier eingezogen sind, war noch vieles in der Schwebe. Wir befanden uns mitten im Wettbewerb ,Region der Zukunft‘; es gab noch keine ARGE Rhön, und wir hatten noch keinen Vertrag mit dem Verein Naturpark & Biosphärenreservat Bayer. Rhön e.V. bezüglich der Umweltbildung. Heute ist es selbstverständlich, dass wir als Region so aufgestellt sind“, blickt Michael Geier zurück. Außerdem habe es damals noch kein Informationszentrum „Haus der Langen Rhön“ in Oberelsbach gegeben – auch dieses sei ein Kind der „Offensive Zukunft Bayern“.

In dasselbe Programm gehörten der Bau des Aussichtsturmes im „Schwarzen Moor“ sowie der Bau des Naturvermittlungsbereichs sowie des Kiosk mit Sanitärgebäude am Schwarzen Moor. Das Biosphärenreservat Rhön war damit im bayerischen Teil zehn Jahre lang nicht nur Auslöser erheblicher Investitionen, das Managementzentrum vereinigt inzwischen auch 21 Voll- und Teilzeitbeschäftigte unter seinem Dach.

Im Laufe der letzten zehn Jahre hat das Managementzentrum viele in- und ausländische Besucher und Besuchsgruppen gesehen, darunter viele Vertreter in- und ausländischer Naturparke und Biosphärenreservate. Pro Jahr treffen die Mitarbeiter der Verwaltungsstelle und des Vereins mit fünf bis sechs ausländischen Delegationen zusammen. Unter anderem begrüßten Michael Geier und sein Team hier den stellvertretenden Umweltminister von China, den stellvertretenden Umweltminister von Nikaragua und den ranghöchsten Beamten des thailändischen Umweltministeriums.

Hinzu kamen Gäste aus Vietnam, Korea, Brasilien, Russland, Kasachstan, der Mongolei, Australien, Weißrussland und Kanada. Auch Vertreter aus Estland, Finnland, Frankreich, Israel, der Kaukasus-Region und aus Marokko führten hier Gespräche. Erst kürzlich war der Chef der iranischen Forstverwaltung in Oberelsbach, um sich über die nachhaltige Nutzung naturnaher Laubwälder auszutauschen.
„Diese Besuche werden überwiegend von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) vermittelt. Bei Gesprächspartnern aus den Nationalparken und Biosphärenreservaten geht es meist um das Schutzgebietsmanagement, um die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und um aktuelle Probleme der Landnutzung. Die Russen sind beispielsweise sehr daran interessiert, wie man in einem Biosphärenreservat der UNESCO eine nachhaltige Entwicklung organisieren kann“, erläutert Michael Geier. „Letztlich suchen alle nach einem Weg, die Zukunft zu gestalten – genau wie wir.

Alle suchen nach Beispielen, von denen sie selbst profitieren können“, ergänzt er. Dabei gebe es aber immer gegenseitig etwas zu lernen. „Die Rhön kann bei Begegnungen auf internationaler Ebene viele Impulse mitnehmen. Ich war zum Beispiel überrascht, mit welcher Konsequenz und Professionalität man in China Besucherlenkung betreibt“, nennt Geier ein Beispiel.
Nicht zuletzt ist aus einer solchen Begegnung auch die dauerhafte Partnerschaft mit dem südafrikanischen Biosphärenreservat „Kruger to Canyons“ entstanden, in deren Folge sich weiterführende Projekte im Bereich Bildung, nachhaltige Entwicklung und erneuerbare Energien entwickelt haben.

Fotos: Mediendienst für das Biosphärenreservat Rhön / Wolfgang Dürr

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