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„Wir rücken jetzt MRSA erfolgreich zu Leibe!“

071002_seniana_01.jpgSchönes aus Hünfeld. In der Seniorenresidenz Seniana (Hünfeld) wurde ein Standard zur Behandlung und Sanierung bei Kolonisation und Infektion von multiresistenten Keimen (MRSA) entwickelt.

Selbst Fernsehmagazine und die Deutsche Presseagentur (dpa) haben das Thema entdeckt und berichteten ausführlich. Denn die Situation hat mancherorts schon fast bedrohliche Formen angenommen.  In den vergangenen Jahren hat die Zahl der mit multiresistenten Keimen kolonisierten und befallenen Bewohnerinnen und Bewohnern in Krankenhäusern und vollstationären Pflegeeinrichtungen zum Teil drastisch zugenommen.

Im Seniana in Hünfeld wurde daher ab dem Jahr 2003 durch eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe ein Standard mit dezidierten Handlungsanweisungen zur Behandlung und Sanierung von Bewohnerinnen und Bewohnern entwickelt, die eine Kolonisation bzw. Infektion mit MRSA aufweisen.

071002_seniana_02.jpgBisher wurde dieser Standard bereits über 40 Mal durchweg erfolgreich angewendet. Dies hat die Fachwelt jetzt aufhorchen lassen. In der Zeitschrift Altenheim wird der Standard aus Hünfeld umfangreich dargestellt, damit auch andere Einrichtungen von der Entwicklung profitieren können. Und auf der kommenden Altenpflegemesse in Hannover im Februar 2008 werden die Pflegedienstleitungen Ilona Lau und Robert Schwab einem ausgewählten Fachpublikum den Prozessablauf „live“ vorstellen.  Beide erfahrene Pflegefachkräfte sind stolz auf ihre Entwicklung: „Wir rücken jetzt MRSA erfolgreich zu Leibe!“

Hinter der Abkürzung MRSA verbirgt sich der Methicillin-resistente Staphylococcus aureus. Staphylokokken sind als Keime auf Haut und Schleimhäuten bei Menschen und Tieren weit verbreitet. Sie bilden mit anderen Bakterienarten die natürliche Besiedlung unter anderem des Nasen-Rachenraumes. Eine Besiedlung mit Staphylococcus aureus führt meistens nicht zu gesundheitlichen Problemen, stellt jedoch eine Infektionsquelle dar: Die Bakterien können auf andere Menschen übertragen werden, was meistens über die Hände geschieht. Durchbrechen diese Keime die Haut- oder Schleimhaut-Barriere, zum Beispiel nach Operationen, invasiven medizinischen Maßnahmen oder bei Hauterkrankungen, können sie zum Teil gefährliche Infektionen im Körper hervorrufen.

Die Erarbeitung und Implementierung der Standards stellte für eine „normale“ vollstationäre Einrichtung eine große Herausforderung dar. Die Entwicklung des Standards wurde zunächst als eigenständiges Projekt von der Geschäftsleitung klassifiziert und nach Vorlage eines Projektsplanes inklusive einer groben Kostenschätzung genehmigt.

Die Hygienekommission der Einrichtung berief eine spezielle Projekt- und Arbeitsgruppe, die mit der Entwicklung des Standards beauftragt wurden. Mitglieder dieser Projektgruppe waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus verschiedenen Sektionen und Wohnbereichen der Einrichtung, die besonderes Interesse an diesem Thema äußersten und schon erste Erfahrungen aufweisen konnten. 

Der Standard von Seniana setzt auf ein lückenloses Hygiene-Management. Es  berücksichtigt alle  als relevant erkannten Aspekte und wird bei Mitarbeitern, Senioren sowie  deren Angehörigen intensiv kommuniziert. Betroffene Bewohner, die unter einer Infektion im Nasen-/Rachenraum leiden,  werden  täglich am ganzen Körper gewaschen. Die mit Schutzkleidung ausgestatteten Pflegekräfte sorgen auch dafür, dass die Kleidung  täglich gewechselt und in einem speziell vorbereiteten Plastiksack zur  Wäscherei gegeben wird, wo man die Textilien  mit desinfizierendem Waschmittel reinigt.

Dasselbe geschieht mit der Bettwäsche, die ebenfalls einmal pro Tag und jederzeit bei Bedarf erneuert wird. Auch die Schutzkittel des Personals werden separat und desinfizierend gesäubert. Diese Hygiene-Maßnahmen erfordern einen höheren Pflegeaufwand, der sich aber lohnt. Die Isolierung der Bewohner kann in der Regel bereits nach 14 bis 16 Tagen aufgehoben werden, während sich die Schwierigkeiten ansonsten oftmals über Monate hinziehen. So erhöht sich die Lebensqualität der betroffenen Bewohner, weil sie nach der erfolgreichen Behandlung viel schneller wieder soziale Kontakte pflegen können. Darüber freuen sich auch die Angehörigen.

Auch unter betriebswirtschaftlichen Aspekten ist der Standard interessant, denn mittelfristig erfolgt eine Kosteneinsparung gegenüber dem Aufwand, den man ohne Sanierung hätte. Man denke nur an die Schutzkleidungen und andere notwendige Hilfsmittel.

Zum Bild 1: Eine spezielle Arbeitsgruppe entwickelte den Standard (v. Li.) Hans-Karl Diederich, Tatjana Weber-Snatkow, Robert Schwab, Bianca Ditzel (stehend) und Ilona Lau. Foto: Seniana

Zum Bild 2: Der Standard aus dem Seniana basiert auf strengen Hygiene-Richtlinien. Foto: Seniana

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