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Runder Tisch Gewaltschutz – Polizei stellte Landesprojekt vor

Vogelsbergkreis. Wer Gewalt, zumal sexualisierte Gewalt verhindern will, muss die Präventionsarbeit verstärken – und das am besten in Netzwerken. Einen Teil zu diesem Netzwerk lieferte vor wenigen Tagen der Runde Tisch Gewaltschutz im Vogelsberger Kreishaus, zum dem Landrat Rudolf Marx eingeladen hatte. Unter Vorsitz von Werner Köhler, dem Leiter des Amtes für soziale Sicherung, tagten zwei Dutzend Experten.

Sozialamt und Jugendamt stellten das Gewaltschutzkonzept der Kreisverwaltung vor. Hierin wurde vor allem die koordinierte Tätigkeit der Fachstelle für Frauen und Kinder in Not mit dem Frauennotruf (Sozialamt) sowie die Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern (Jugendamt) heraus gestellt (wir berichteten). Die vielfältigen Formen von Gewalt seien längst kein Phänomen der Metropolen mehr, sagte Dagmar Scherer, Leiterin des Jugendamts. Ihr Amt begleitete im vergangenen Jahr über 50 nachweisliche Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen. Weitere Themen der Beratung im Landratsamt waren Internetgefahren, Stalking, Mobbing und die Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen.

Hierzu erläuterte die Polizeibeamtin Elvira Idt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern das hessische Konzept „Netzwerk gegen Gewalt“. Idt ist für den Bereich des Polizeipräsidiums Osthessen die Ansprechpartnerin. Das Netzwerk ist Teil der landesweiten Präventionsoffensive. Die Polizeibeamtin begrüßte die Institution des Vogelsberger Runden Tisches, den man gut an diese Landesaktion „andocken“ könne. Sie hob die Verzahnung von vier Ministerien hervor (Innen, Kultus, Justiz und Familie) – nur so könne wirksam vorbeugend gearbeitet werden.

Katrin Thaler ist die Landeskoordinatorin für den Bereich „Häusliche Gewalt“. Sie berichtete von der dringenden Empfehlung des Landespräventionsrats an die Landesregierung, die Ausbildungspläne für Lehrerinnen und Lehrer um den Bereich Gewaltprävention zu ergänzen. Dies wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Vogelsberger Runden Tisches ausdrücklich begrüßt. Es gelte, Gewalt nicht nur zu enttabuisieren, sondern den verantwortlich Handelnden Möglichkeiten an die Hand zu geben, mit prekären Situationen wirklich professionell umzugehen. Immer müsse der Opferschutz im Vordergrund stehen, machten Vertreter der Polizei und des Weißen Rings deutlich. Unverzichtbar sei eine „Kultur des Hinsehens“.

Der Runde Tisch Gewaltschutz war im Herbst 2003 von der damaligen Familiendezernentin Sylke Emmermann ins Leben gerufen worden. Seitdem stehen die Themen sexualisierte Gewalt und häusliche Gewalt im Fokus des Netzwerks. Wer berät an diesem Tisch? Die Kreisverwaltung (Amt für Jugend, Familie und Sport, Amt für soziale Sicherung, Gesundheitsamt), die Polizei, der Kinderschutzbund, die Staatsanwaltschaft Gießen, das Diakonische Werk, der Caritasverband, der Weiße Ring, die Pro Familia, der Verein Violeta, die Vogelsberger Lebensräume und das Bündnis für Familie.

Die Runde beschloss, künftig auch stets das Staatliche Schulamt mit einzubinden. Ausgehend von dem Kreisverwaltungskonzept wurden die anderen Organisationen gebeten, beim nächsten Treffen ihre Schwerpunkte im Bereich Gewaltprävention in einem Papier transparent zu machen, damit jeder wisse, was der andere mache und wo man sich gut ergänzen könne, so Werner Köhler abschließend.

Informationen:

www.netzwerk-gegen-gewalt.de und www.pit-hessen.de (Prävention im Team – hier arbeiten Polizei, Jugendhilfe und Schule zusammen) und www.medienkompetenz-hessen.de

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