Logo

„Lifebridge“ – Klinikum Fulda verfügt als erstes hessisches Krankenhaus über neues mobiles Herz-Lungen-Unterstützungssystem

100527_KlinikumFulda. Einhellig ist die Meinung der Mediziner über „Lifebridge“, das erste tragbare kompakte Herz-Lungen- Unterstützungssystem. Sie sind begeistert vom gerade mal 61 Zentimeter breiten und 45 Zentimeter hohen Gerät, das die Überlebenschancen von Notfallpatienten mit Herzinfarkt oder Lungenembolie deutlich erhöht. Das Klinikum Fulda ist das erste Krankenhaus in Hessen, das künftig diese innovative Technik „made in Germany“ einsetzt. Die Erfolgsstory von „Lifebridge“ hat übrigens von der Domstadt aus ihren Anfang genommen.

In Fulda begann die „Lifebridge Medizintechnik AG“, die heute in Bayern zu Hause ist, mit der Entwicklung des einfach zu bedienenden nur 18 Kilo schweren „Notfallhelfers“. Michael Huf, „Lifebridge“ Vertriebsdirektor und Mitentwickler des Geräts, freut sich, dass die Entwicklung aus seinem Haus das weltweit erste Gerät seiner Art ist, das die CE Zulassung und sogar die der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA erhalten hat. Damit sei „höchstoffiziell bestätigt worden, welch hohem sicherheitstechnischen und patientenrelevanten Anforderungen das System entspricht.“

Deutsche Innovation

Klinikum Vorstand Harald Jeguschke lobte die Idee als eine „deutsche Innovation, die ihren Sprung in die USA macht.“ Rund 60.000 Euro kostet die Neuanschaffung das Haus der Maximalversorgung. Eine zukunftsorientierte, vor allem dem Wohl und dem Leben betroffener Patienten dienende Investition, wie Jeguschke betont.  In Zukunft werden drei bis vier solcher Systeme für die vom Klinikum betreute Region benötigt.

Die Idee des neuen Systems entstand, nachdem ein 38-jähriger Freund Hufs an einem Infarkt verstorben war. „Wir haben überlegt, eine Maschine zu erfinden, die im Notfall helfen kann, einfach zu bedienen und sicher ist“, erläutert der Vertriebsdirektor. Das System sei nicht allein den Gedanken eines Ingenieurs entsprungen, vielmehr gemeinsam mit Anwendern entwickelt worden. 7 deutsche Kliniken werden in Kürze etwa 20 „Lifebridge“-Systeme einsetzen. Weltweit sollen laut Huf bald 60 bis 70 Geräte im Einsatz sein.

Privatdozent Dr. Achim Hellinger, Medizinischer Direktor des Klinikums Fulda, sieht in der neuen Herz- Lungen-Maschine einen „weiteren Mosaikstein in der Optimierung der Behandlung von Patienten, die mit akuter Kreislaufschwäche ins Klinikum kommen.“

Miniaturisieren

100527_Klinikum2„Lifebridge“ werde zur Herz-Kreislaufunterstützung eingesetzt. Lungenembolien oder chronische Zustände wie Herzmuskelschwäche seien „Situationen, die schnelles Handeln erfordern“, erläuterte Professor Dr. Volker Schächinger, Direktor der Medizinischen Klinik I. Herz-Lungen-Maschinen könnten die eingeschränkte Herzleistung überbrücken. Die im OP eingesetzten Geräte seien jedoch zu groß und nicht einsetzbar in Transportmitteln. Im Gegensatz, so Schächinger, sei die neue miniaturisierte Herz-Lungen-Maschine innerhalb von nur 7-10 Minuten einsetzbar.

Seine Funktionen sind außerdem leicht erlernbar. Eingesetzt werden soll diese im Wesentlichen bei Patienten mit sehr großem Herzinfarkt, deren Überlebenschance oft nur 10 bis 20 Prozent betrage. Das Gerät helfe die schwierigste Phase zu überbrücken, dann, wenn die Kreislaufleistung nach unten geht. Das Klinikum Fulda habe sich für die Anschaffung entschieden, weil es ein Haus der Maximalversorgung ist, das bis zu 500.000 Patienten versorgt. Jährlich erfolgen laut Professor Schächinger 2.000

Herzkatheter-Behandlungen. Bei ca. 40 Patienten pro Jahr könnte das System lebensrettend sein. Hierzu gehören auch Patienten, die über den Rettungsdienst in die Zentrale Notaufnahme gebracht werden. Deshalb besteht beim Einsatz von „Lifebridge“ auch eine enge Kooperation mit dem Notaufnahme-Team, welches von Prof. Dr. André Gries geleitet wird.

Der Einsatz der „Lifebridge“ in der Zentralen Notaufnahme erscheint aus Sicht von Prof. Dr. André Gries, Direktor der Zentralen Notaufnahme am Klinikum, sinnvoll. Bei jährlich rund 45.000 Patientenkontakten werden hier an der Nahtstelle zwischen präklinischer und klinischer Versorgung die Patienten aufgenommen, erstversorgt und der notwendigen Diagnostik oder Intervention zugeführt. Der frühe Einsatz der „Lifebridge“ bei entsprechender Indikation bereits im Schockraum der Notaufnahme kann daher die Prognose bei Patienten mit Lungenembolie oder kardiogenem Schock verbessern.

Ideengeber Lindberg

„Ich bin begeistert von der Maschine“, betonte auch der Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, Privatdozent Dr. Hilmar Dörge.  Ideengeber der Herz-Lungen-Maschine war ursprünglich Charles Lindberg, der einen lungenkranken Bruder hatte. 1953 wurde die erste Maschine in der Praxis eingesetzt. Das, so Dörge, war der Beginn der Herzchirurgie. Die Herz-Lungen-Maschine habe die gewaltige Entwicklung in der Herzchirurgie ausgelöst.

Die Weiterentwicklung, aber nicht der Ersatz bisheriger Systeme, sei „Lifebridge.“ Das Bedienen der Maschine im OP sei eine komplexe Angelegenheit. Das „Lifebridge“-System erledige vieles automatisch.  Die Anwendung sei viel einfacher geworden. „Es war und ist deshalb höchste Zeit für diese Maschine“, wie Dörge unterstrich. Vorteilhaft sei auch, dass das Gerät im Hubschrauber transportiert werden könne.  Damit könnten Patienten sofort am Leben erhalten werden.

Weitere Miniaturisierung gewünscht

Das Gerät werde zunächst intern im Klinikum eingesetzt, erläuterte Professor Dr. Clemens-Alexander Greim, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin. Die Besonderheit, dass das „Lifebridge“-System direkt zum Patienten gebracht werden könne, sei für Notfallmediziner von besonderem Interesse. Für die Zukunft wünscht sich der Mediziner eine „weitere Miniaturisierung.“ Wesentlich für die Notfallversorgung ist: Das Gerät kann für Transportzwecke netzunabhängig betrieben werden und kann dafür bis zu 2,5 Stunden auf Batteriebetrieb umgeschaltet werden.

Denkbar sei, dass ein Arzt des Klinikums Fulda das Gerät auch vor Ort einsetzt und den Patienten kreislaufstabilisiert, wenn er etwa in   einem Einkaufszentrum kollabiert.  Das, so räumte Greim ein, sei im Moment jedoch „noch ein wenig visionär.“ Realität sei jedoch, dass das Gerät im Gegensatz zu konventionellen Herz-Lungen-Maschinen ohne einen Kardiotechniker einsetzbar sei und daher auch für die präklinische Notfallmedizin interessante Optionen biete. (mb)

Categories:

Alle Nachrichten, Gesundheit & Medizin