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„Gelungenes Lernen schafft Freude am Weiterlernen“ – Mit Hessencampus Hauptschulabschluss nachgeholt

Fulda. Violetta Fleischer (42) und Umer Hassen (29) haben vor Kurzem ihren Hauptschulabschluss nachgeholt – und zwar extern, also außerhalb einer Hauptschule. Möglich wurde dies durch eine Initiative von Hessencampus Vogelsberg (HC), heißt es in einer Pressemitteilung der Kreispressestelle. Dabei betritt der Landkreis absolutes Neuland im Bereich der Erwachsenenbildung. Erstmals konnte Erster Kreisbeigeordneter Gerhard Ruhl vor Kurzem im Hessencampus-Selbstlernzentrum in der Kreisjugendbücherei (Albert-Schweitzer-Schule/Max-Eyth-Schule) in Alsfeld zwei Erwachsenen die Zeugnisse zum nachträglich erworbenen Hauptschulabschluss aushändigen.

Der Vizelandrat bekundete seinen Respekt vor dem Engagement, „als Erwachsener noch einmal konsequent und erfolgreich die Schulbank zu drücken“. Das Prinzip des lebensbegleitenden Lernens werde immer wichtiger. Darüber hinaus bräuchten Migranten verlässliche Eintrittsmöglichkeiten ins deutsche Bildungssystem, betonte Ruhl. Hierzu diene auch dieses HC-Pilotprojekt. Dies wird auch von der Kommunalen Vermittlungsagentur so gesehen.

„Gelungenes Lernen schafft Freude am Weiterlernen.“ Dies ist einer der Leitsätze der Vogelsberger Volkshochschule, und er gilt auch für die neuen Lernangebote von Hessencampus Vogelsberg. Der Vizelandrat, selbst pensionierter Hauptschullehrer, drückte seine Hoffnung aus, künftig mehr Menschen diese Nachqualifikation zu ermöglichen. „Eine Warteliste von rund zwei Dutzend Interessenten gibt es bereits“, erläuterte die pädagogische Projektkoordinatorin von Hessencampus, Monika Wüllner, während der kleinen Feierstunde in der Krebsbach. Hessencampus unterhält Selbstlernzentren in Alsfeld und an der Vogelsbergschule Lauterbach (wir berichteten). Dort wird erstmals auch Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit geboten, die Sommerferien zur Aufbesserung ihrer Noten zu nutzen.

„Viele engagierte Menschen – außer den Absolventen selbst – hätten diese neue Art der Fortbildung möglich gemacht“, hob VHS-Leiter Hans-Günter Oer hervor. Die Hessencampus-Bildungsberaterin Kerstin Pfeiffer, die Umer Hassen und Violetta Fleischer während der Vorbereitung auf die Prüfung begleitet hatte, hob hervor: „Die Struktur, Erwachsenen das Nachholen des Abschlusses zu ermöglichen, war zunächst im Vogelsberg gar nicht vorhanden.“

Die Arbeitsgruppe Bildungsberatung des Hessencampus Vogelsberg diskutierte die Herausforderung. Vertreterinnen und Vertreter der unterschiedlichen Hessencampus-Beteiligten Vogelsbergschule, Max-Eyth-Schule, Volkshochschule und Vogelsberg Consult GmbH fanden dann eine unkonventionelle Lösung, die sowohl den Lebensbedingungen der Absolventen als auch dem rechtlichen Rahmen gerecht wurde: keine festen Kurszeiten, eine hohe Eigeninitiative und eine dauerhafte Unterstützung und Lernkontrolle durch die Lern- und Bildungsberatung des Hessencampus.

Das Projekt erhielt von vielen Seiten Unterstützung: der Verein Jugend, Arbeit, Bildung nahm die beiden Erwachsenen sozusagen „Huckepack“ in ihre dreiwöchige Intensiv-Lern-Phase und in die Prüfungen mit Jugendlichen auf, die Kommunale Vermittlungsagentur (KVA) genehmigte Bücher- und Fahrtkosten, der Arbeitgeber LBF Lufttechnik GmbH zeigte sich in der Schichtgestaltung flexibel. Schulleiter Herbert Weller von der Geschwister-Scholl-Schule in Alsfeld nahm die Prüfungen ab. Nicht zuletzt trug die Unterstützung durch Familie und Freunde zum Gelingen bei.

Das Lob galt aber vor allem den Absolventen selbst. Frau Fleischer ist alleinerziehende Mutter, Herr Hassen arbeitet im Schichtbetrieb.

Violetta Fleischer kam vor 25 Jahren aus Polen nach Deutschland. Und eigentlich hat sie einen Hauptschulabschluss. Der wird hierzulande aber nicht anerkannt. Sie hat nun mit dem erworbenen schulischen Abschluss die gute Perspektive, sich ihren Wunsch zu erfüllen, und sich in der Altenpflegeschule des Kreises weiter zu qualifizieren. Frau Fleischer bedankte sich ausdrücklich auch bei der KVA für die Unterstützung.

Umer Hassen stammt aus Eritrea und ist seit 14 Jahren in Deutschland. Seine Flucht aus dem vom Bürgerkrieg geschüttelten ostafrikanischen Land machte ihm damals den schulischen Abschluss unmöglich. Er hat Berufserfahrungen in der Kunststoff- und in der Metallindustrie. Jetzt hat Hassen den Hauptschulabschluss und bereits den Realschulabschluss im Blick. „Damit werde ich noch bessere Ausbildungs- und Berufschancen haben“, freut sich der junge Mann aus Afrika. Sein Dank galt vor allem seinem Arbeitgeber, LBF Lufttechnik GmbH in Lauterbach, der sich äußerst flexibel gezeigt habe, was Schichtarbeitsveränderungen anging, damit er die Schulbank drücken konnte.

Vizelandrat Ruhl bekundete das großes Interesse des Kreisausschusses am Gemeinschafts-Projekt Hessencampus, in das die Beteiligten Vogelsbergschule, Max-Eyth-Schule, Volkshochschule und Vogelsberg Consult GmbH ihre Erfahrungen und Kompetenzen einbringen. Nähere Informationen über Hessencampus Vogelsberg gibt es unter Telefon 06631 / 792-783, per Mail bei hessencampus@vogelsbergkreis.de und im Internet unter http://----escape_autolink_uri:27a47809e26b346d31f1218476923b7e----.

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