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„Mensch zuerst“ – Josef Ströbl referierte zum Thema „Selbstvertretungsmodelle“

Fulda. „Wir sind nicht geistig behindert – wir sind Menschen mit Lernschwierigkeiten“, erklärte Josef Ströbl vom Netzwerk „Mensch zuerst“ bei einem Vortrag zum Thema Selbstvertretung im Antoniusheim Fulda. Teilhabe und Selbstbestimmung sind Schlagworte, die in jüngster Vergangenheit mit den Wünschen von Menschen mit Behinderungen verknüpft werden. Oftmals diskutieren Experten darüber, wie man Menschen mit Handicap eine größtmögliche Selbstbestimmung ermöglichen kann. Das war bei dieser Veranstaltung anders. Hier kamen diejenigen zu Wort, die von dieser Entwicklung profitieren sollen.

Am 7. Juli 10 fand in der Cafeteria des Hauses dieser Vortrag mit dem Selbstvertreter Ströbl statt. „Menschen mit Lernschwierigkeiten werden oft nicht gefragt, wo und mit wem sie zusammen wohnen wollen“, sagte Ströbl, und fügte hinzu, dass er „geistig behindert“ als diskriminierend empfinde. Auch das Recht auf Privatsphäre sei in vielen Fällen nur sehr schwach ausgeprägt. Vereinzelte Wortmeldungen des Plenums brachten zum Ausdruck, dass auch im Antoniusheim nicht alle Wohnwünsche erfüllt werden können.

Ströbl legte in seinem Vortrag elementare Eckpunkte für die Rechte von Menschen, die eine Behinderung haben, fest. Er forderte dazu auf, in Schule, Arbeit, Gesundheit und Freizeit sowie Partnerschaft gleichberechtigt zu sein. „Es kann nicht sein, dass Leute gegen ihren Willen medizinisch untersucht werden oder keine Partnerschaft führen dürfen“, so Ströbl. „Menschen mit Behinderungen unterscheiden sich natürlich von Menschen ohne Handicap.

Wir wollen nur, dass jedem gleichwertige Wahlmöglichkeiten angeboten werden.“ Diese Themen berührten das Publikum und diverse Wortmeldungen lösten eine spannende Diskussion unter den Besuchern aus. Viele Gäste nutzen die Gelegenheit, aus ihrem Alltag zu berichten und ihre Probleme, Sorgen und Nöte kund zu tun. Vor allem die Wohn- und Arbeitssituation ist für den ein oder anderen nicht optimal. Ströbl unterstütze diese Forderungen. „Warum können wir nicht gleichwertige Lebensmöglichkeiten haben? Ein Anfang wäre die konsequente Umsetzung der leichten Sprache. Wird diese zum Standard, kann nicht mehr über unsere Köpfe hinweg, sondern mit uns gemeinsam entschieden werden.“ Und nicht zuletzt helfe leichte Sprache, also eine sprachliche Ausdrucksweise, die besonders leicht verständlich ist, allen Menschen, um vieles besser zu verstehen.

Infokasten: Mensch zuerst – Netzwerk People First Deutschland e.V. ist ein Verein von und für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Die People First Bewegung hat in Amerika angefangen. Dort gab es Menschen mit Lernschwierigkeiten, die mitreden wollten. Sie haben sich in Gruppen getroffen. 1974 hat eine Gruppe in Oregon eine Tagung gemacht. Eine betroffene Frau hat dafür den Namen People First gefunden. Sie sagte: „Ich habe es satt, geistig behindert genannt zu werden – wir sind zuerst einmal Menschen, eben People First“. Das war vor 30 Jahren. Inzwischen gibt es People First Gruppen auf der ganzen Welt. Internet: www.people1.de

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