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Hilfen zur Erziehung beim Fachdienst Jugend, Familie, Sport, Ehrenamt des Landkreises Fulda sind auf Nachhaltigkeit angelegt

Fulda. Leider kein Einzelfall: Ein Kind macht dicht, verbringt die Freizeit ausschließlich vor dem Computer, verschließt seine Tür, lässt seine Eltern nicht mehr an seinem Leben teilhaben, räumt sein Zimmer nicht mehr auf und lässt jegliche Kritik von sich abprallen. Ein typischer Fall für den Fachdienst Jugend, Familie, Sport, Ehrenamt des Landkreises Fulda. Die dort angesiedelte Einzelfallhilfe soll greifen, bevor ein Kind endgültig auf die schiefe Bahn gerät und Beratungsgespräche alleine nicht mehr ausreichen.

Schon der Gang zum Fachdienst birgt erste Überraschungen: Auf dem Amtsflur ein überdi-mensionales Käpt´n Blaubär-Memory, dazu Legosteine und das für Kinderzimmer fast obligatorische Parkhaus. Schließlich sollen Kinder zumindest ein Stückweit Beschäftigung haben, wenn sich ihre Eltern mit Markus Dostal oder dessen Kollegen ins Gespräch vertiefen. Dostal ist seit nunmehr 16 Jahren im Fachdienst tätig und seit drei Jahren Sachgebietsleiter für den Bereich „Wirtschaftliche Jugendhilfe“.
Wer beim Fachdienst Hilfe sucht, bekommt immer ein individuelles, maßgeschneidertes Angebot. Im Mittelpunkt der so genannten Einzelfallhilfe stehen Hilfen zur Erziehung. Diese Hilfen werden nach Beratung mehrerer Fachkräfte umgesetzt. Voraussetzung ist, dass die zuständigen Sozialpädagogen einen Zugang zum Kind und dessen Eltern finden. Ein Erziehungsbeistand versucht beispielsweise Probleme durch probate Maßnahmen wie das Aktivieren von Hobbys, den Aufbau eines Freundeskreises und vor allem das Beheben von schulischen Auffälligkeiten beim Kind oder Jugendlichen in den Griff zu bekommen. Dazu braucht es viel Zeit, Geduld und eine entspannte Situation, wie sie oftmals zwischen Eltern und ihren pubertierenden Kindern nicht gegeben ist, die der geschulte Pädagoge aber herstellen soll. Da er in die Familie hinein geht, gehört diese Form zum Kreis der ambulanten Hilfen.

Dazu gehört auch die so genannte „Sozialpädagogische Familienhilfe“. Hier sind die Hilfsleistungen auf die gesamte Familie ausgerichtet. Meistens sind die Eltern mit Behördengängen, dem Einhalten eines bestimmten Tagesrhythmus und vor allem der Einteilung der Finanzen überfordert, worunter auch das Kind leidet. Aufgabe des Pädagogen ist es vor allem, einen Hauswirtschaftsplan zu entwickeln, damit hier schon einmal Entlastung geschaffen werden kann. Fernen sollen Erziehungskompetenzen erarbeitet oder gestärkt werden. So entsteht eine Strategie, mit der der Betroffene schrittweise lernt, Alltagssituationen zu bewältigen. Gibt es Rückschläge, sucht man gemeinsam nach den Gründen, warum einzelne Schritte nicht bewältigt werden konnten. Die gezielte Reflexion lässt auch erkennen, ob die angebotenen Hilfsmaßnahmen tatsächlich die richtigen sind oder ob andere erfolgversprechender wären. Supernanny lässt grüßen? Fehlanzeige! Denn die Hilfe des Fachdienstes ist nicht auf den schnellen Erfolg, sondern auf Nachhaltigkeit angelegt. Deshalb dauern entsprechende Hilfeleistungen auch bis zu zwei Jahre.

Eine andere Form der Hilfe für Kinder im Grundschulalter ist die „Erziehung in Tagesgrup-pen“. Dorthin kommen die Kinder nach dem Schulbesuch, erhalten zuerst einmal ein Mittagessen – für manche genau so neu und ungewöhnlich wie das Essen mit Messer und Gabel. Bei der Erledigung der Hausaufgaben ist, soweit notwendig, Unterstützung möglich. Außer-dem werden die Kinder zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung angeleitet, zu der Sport, Gesellschaftsspiele und ähnliches. Gegen sechs Uhr abends kehren sie dann wieder in ihr Elternhaus zurück. Rund zehn Kinder gehören zu einer Gruppe, mehrere Betreuer stehen ihnen zur Verfügung.

In Einzelfällen sorgt der Fachdienst auch für eine Unterbringung in einer Pflegefamilie oder einem Heim, wo Fachpersonal und Psychologen bereit stehen. Dies kann geschehen, wenn Eltern nicht in der Lage sind, die Sorge für ihr Kind zu übernehmen, oder auch, wenn die Eltern verstorben sind und keine Verwandten zur Aufnahme des Kindes zur Verfügung stehen. Grundsätzlich aber ist der Fachdienst an einer Rückführung der Kinder in ihre Familien interessiert, sobald sich die Umstände geändert haben.

Einschließlich der Fälle, in denen seelisch Behinderte ein spezielles therapeutisches Ange-bot erhalten, leistet der Landkreis zurzeit etwa für 600 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (bis 21 Jahre) Hilfen zur Erziehung. Dabei sind die stationären Hilfen wie Pflegefamilie und Heimaufenthalt rückläufig, die ambulanten Hilfen trotz sinkender Geburtenzahlen deutlich steigend. Erster Kreisbeigeordneter Dr. Heiko Wingenfeld betont: „Der Landkreis Fulda ist bestrebt, präventive Hilfen in ambulanter Form  anzubieten und weiterzuentwickeln, um besonders kostenintensive stationäre Hilfen für Kinder und Jugendliche zu vermeiden.“

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