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Verbindung von Naturschutz, Landwirtschaft und Tourismus als Erfolgsmodell für die Rhön

Eckarts. Internationalen Besuch erhielt dieser Tage die großflächige Auenweide an der Sinn am Ortseingang von Eckarts, auf der seit einiger Zeit Rinder der Rasse Fränkisches Gelbvieh grasen. Teilnehmer aus Bulgarien, Rumänien, Ungarn, der Slowakei, Estland, Finnland, Belgien, Österreich und Deutschland informierten sich hier nicht nur über die extensive Grünlandnutzung unter naturschutzfachlichen Aspekten, sondern auch über die Vermarktung der Tiere in der heimischen Gastronomie.

Das Projekt, das die Entwicklung einer naturschutzorientierten Grünlandnutzung in Mittel- und Osteuropa und den Aufbau einer internationalen Kooperation zum Ziel hat, nennt sich „Trinet“ und wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Zum internationalen Workshop im Biosphärenreservat Rhön hatte Prof. Dr. Eckhard Jedicke vom Verein Rhön Natur e.V. eingeladen, der schon zahlreiche Projekte in der Rhön betreute, darunter auch das Grünlandprojekt im Biosphärenreservat für die Regionale Arbeitsgemeinschaft Rhön, das eine extensive, ganzjährige und großflächige Beweidung naturschutzrelevanter Flächen zum Ziel hat.

„Mit diesem internationalen Projekt wollen wir Erfahrungen austauschen, die in Bezug auf die Grünlandbewirtschaftung in verschiedenen europäischen Ländern gesammelt werden“, sagt Jedicke. „Wir wollen herausfinden, welche Grünlandtypen man wie beweiden muss, um den besten Effekt zu haben, und natürlich geht es auch um den ökonomischen Nutzen für den Landwirt“, ergänzt er. Im Mittelpunkt stehe die Offenhaltung der Landschaft und damit verbunden eine möglichst hohe Artenvielfalt. „Unser Ziel in der Rhön ist es, durch die gezielte Beweidung von Grünlandflächen eine Nutzung zu schaffen, die eine schöne Landschaft produziert, in der es eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt gibt, aber die auch den Menschen ein Auskommen garantiert. In der Rhön müssen wir Naturschutz, Landwirtschaft und Tourismus miteinander verbinden, denn das ist das Erfolgsmodell für diese Region.“ Diese Kooperation besitze Vorbildcharakter auch auf europäischer Ebene.

Das Projekt „Trinet“ startete im Januar 2009 im Burgenland in Österreich. Danach folgten auf nationaler Ebene Workshops, vor allem mit aktiven Landwirten. „Jetzt gibt es den Auftrag an die Projektpartner, in ihren Ländern neue Konzepte für die Grünlandbeweidung zu entwickeln. Der finanzielle Aspekt steht bei unserem Projekt nicht im Vordergrund; der Wissensaustausch zwischen den beteiligten Ländern ist der wesentliche Faktor“, erklärt Jedicke. Die Probleme seien in allen Ländern ähnlich: Große Flächen fallen brach, weil sich die Landwirtschaft immer mehr zurückziehe. Dadurch nehme die Verbuschung auf diesen Flächen zu. In den osteuropäischen Ländern gebe es eine sehr starke Landflucht; die Jugend wandere in die Städte ab. „Es besteht die Notwendigkeit, vor allem vor dem Hintergrund der europäischen Richtlinie Natura 2000, diese Flächen zu bewirtschaften – ebenso aber auch zur Schaffung von Einkommensmöglichkeiten für die Bevölkerung. Und das Maul des Viehs ist nun einmal die beste Pflege. Deshalb ist es auch ein Anliegen des Projekts, den Landwirten Alternativen aufzuzeigen, wie sie gezielt höherpreisige Produkte beispielsweise in der regionalen Gastronomie vermarkten können“, sagt Jedicke.

So sahen sich die Teilnehmer des internationalen Workshops nicht nur verschiedene Grünlandflächen in der Nähe von Wüstensachsen, Eckarts und Bischofsheim-Frankenheim an, sondern bekamen von Brigitte Vorndran vom Gasthof Dickas in Bischofsheim auch einen Einblick in die Praxis, wie die Zusammenarbeit zwischen Produzenten und Gastronomen im Biosphärenreservat Rhön funktioniert. Dies erläuterte sie am regionalen Konzept ihres Gasthofs, der neben Rhönschaf auch Ziege und seit einiger Zeit Fleisch vom Gelben Frankenvieh anbietet. Außerdem berichtete Michael Geier, Leiter der Bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön, den Gästen über die Bemühungen der Dachmarke Rhön, regionale Netzwerke aufzubauen.

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