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Loveparade: Wie Helfern geholfen wird

Fulda/ Duisburg. Sie haben Hilfe geleistet, Blutungen gestillt, beatmet, reanimiert, aber allzu oft doch nicht helfen können, weil ihnen der Weg versperrt war: die Sanitäts- und Rettungskräfte der Malteser, die auf der Loveparade in Duisburg Dienst leisteten. Ein Dienst, der kein normaler war. Nun unterstützen Teams der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) die Helfer, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. In Fulda kümmern sich ausgebildete Malteser um die Helfernachsorge.

Ein großes Danke an alle Helfer

Es treffen bei den Maltesern E-Mails von Loveparade-Besuchern ein, die im Unglückstunnel steckten oder deren Freunde dort waren. Sie wollen sich bedanken, für den Einsatz, die schnelle Hilfe. Dafür, dass die Sanitäter ihr Leben gerettet haben oder das ihrer Freunde. Es sind Mails wie die von Daniel B., der mit dem Lob für die Malteser aber auch beschreibt, wie dramatisch die Situation auf dem Festivalgelände in der Nähe des Tunnels war: „DANKE. Ihr habt Euch selber in Gefahr gebracht, um zu retten…ohne Euch wäre meine Freundin nicht mehr…ein Danke von ganzem Herzen…was wäre nur ohne Euch gewesen?“

Die Einsatzkräfte bekommen Unterstützung, um das Geschehen zu verarbeiten: Bereits Samstagnacht hat sich ein alarmiertes Malteser Team der PSNV um die Helfer gekümmert. Für die weitere und langfristige Betreuung an ihren Heimatstandorten stehen ausgebildete Kräfte bereit. „Helfer benötigen nach solchen Situationen auch Hilfe“, sagt Kristina Schmidt, zuständig bei den Malteser Fulda für die Psychosoziale Notfallversorgung. Sie weist auf die notwendige Ruhephase für Einsatzkräfte nach einem Einsatz wie in Duisburg hin.

Tragödie

„Was die Einsatzkräfte erlebt haben, war schlimm, eine Tragödie“, sagt Schmidt. Jetzt müssen sich die Helfer ausruhen und wieder zu Kräften kommen. Reaktionen wie nächtliche Unruhe, Verspannungen, die Zweifel an der Richtigkeit des eigenen Handelns seien jetzt normal. Jeder Mensch könne diese Reaktionen haben. Noch sind die Sanitäter und Rettungskräfte „voll mit Emotionen“. Rund 76 Stunden dauert diese Phase. Je nach Alter, Erfahrung und dem Erlebten kann sie aber auch nicht nur einige Tage, sondern bis zu drei Wochen dauern. Unmittelbar nachdem das Aufgewühltsein vorüber ist, setzen erste Reflektionen über das Geschehen ein: „Was habe ich getan, was konnte ich nicht tun?“

„Eine solche Tragödie, auch ein solcher Einsatz kann nicht ungeschehen gemacht werden“, sagt Schmidt. Duisburg gehört jetzt in die Biographie der mehr als 400 Einsatzkräfte, die allein die Malteser für die Loveparade stellten.

Die Sanitäter und Notärzte werden anders aus dem Strudel der Erlebnisse begleitet als Angehörige, die vom Tod ihres Partners oder Kindes erfahren. Sie brauchen eine Intervention in die plötzliche Krise. Von Einsatzkräften wird Distanz zum Erlebten erwartet, weil ohne Distanz eine professionelle Hilfe unter hohem Druck nicht möglich ist. Jede Frau und jeder Mann, die oder der als Sanitäter zu einem Einsatz fährt, ob haupt- oder ehrenamtlich, weiß das. Deswegen rät Schmidt jeder Einsatzkraft, die Nachsorge-Angebote der Psychosozialen Notfallversorgung in Anspruch zu nehmen. Reden hilft, lautet der Grundsatz nach einem Einsatz. Durch das Gespräch mit kompetenten Kollegen, der Familie und Freunden, manchmal mit psychologischen Fachkräften, bauen sich die Helfer für den nächsten Einsatz auf. Aber alle beten, dass sie nicht noch einmal etwas erleben müssen wie in Duisburg.

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