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Palliativnetz Osthessen initiiert erste Fortbildung für Ärzte

071122_palliativkurs.jpgSchönes aus Fulda. Das Palliativnetz Osthessen bildet erstmals Ärzte im Bereich der Palliativmedizin im Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda weiter. Die ersten 20 Teilnehmer aus Worms, Frankfurt, Marburg und Teilen Osthessens haben die einwöchige Fortbildung absolviert.

„Für diesen speziellen Bereich der Medizin sind besondere Qualifikationen von Nöten, die bisher nicht vermittelt wurden“, erklärt Thomas Sitte, einer der drei Kursleiter vom Palliativnetz Osthessen. „Allerdings begegnen wir in der Palliativen Betreuung immer wieder neuen Herausforderungen, die nicht nur medizinischer Natur sind und langjährige Erfahrung erfordern.“

Palliativmedizin versorgt Menschen mit unheilbaren Erkrankungen am Lebensende und setzt da an, wo  herkömmliche Maßnahmen enden. Es wird das behandelt, was sinnvoll ist, um dem Patienten die bestmögliche Lebensqualität zu geben.

„Ich war früher auf dem Standpunkt, dass jeder Hausarzt die Versorgung von Schwerstkranken und Sterbenden ohne zusätzliche Ausbildung übernehmen kann“, sagt Dr. Dieter Förster, niedergelassener Allgemeinmediziner und Teilnehmer der Fortbildung. „Diese Meinung habe ich inzwischen korrigiert: ich habe erlebt, wie positiv sich eine professionelle Betreuung auf die Lebensqualität des Patienten auswirkt. Sie erfordert allerdings ganz spezielle Kenntnisse, die in der allgemeinen Ausbildung eines Arztes nicht vorkommen.“

Die Referenten Dr. Ulrike Mäthrich, Leiterin der neu geschaffenen Palliativ-Station Bad Hersfeld, Dr. Heinrich Kintzi, Generalstaatsanwalt a. D., Prof. Gerhard Stanke, Bischofsvikar und Mitglied des ambulanten Hospizdienstes „da-sein“, Dr. Ulrich Walter, Nervenarzt, Pfarrerin Martina Walter, Klinik Seelsorgerin sowie Annette Gaul-Leitschuh, Barbara Maicher und Dr. Peter Fehrenbach vom Palliativnetz Osthessen, vermittelten Inhalte wie Sterbebegleitung und Symptomkontrolle. Auch werden spirituelle, juristische und ethische Fragen diskutiert.

„Neben der reinen Wissensvermittlung geht es darum, den Teilnehmern Denkanstöße zu geben“, erklärt Gideon Frank, Psychologischer Psychotherapeut und Kursleiter. „Wichtig ist auch die eigene Haltung zu Themen wie Tod und Sinnfragen, um den Patienten begleiten zu können.“

Thematisiert wurde auch die aktuelle Diskussion um die „Sterbehilfe“ aus Unkenntnis um die Möglichkeiten der Palliativversorgung. „Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass es niemals notwenig ist wegen Symptomen wie Schmerz, Atemnot oder Erbrechen einen Menschen zu töten, wie es Dignitate aktuell behauptet“, sagt Thomas Sitte.

„Mindestens ebenso wichtig sind die psychosozialen Aspekte“, ergänzt Manuela Straub, Palliativ Care Fachkraft und Leiterin des Kurses. „Alleinsein, fehlende Gespräche mit Verwandten und Freunden oder das Aufarbeiten von Problemen sind Punkte, wo wir in der Betreuung anknüpfen.“

Aufgrund der großen Nachfrage möchte das Palliativnetz Osthessen die Fortbildung nun viermal jährlich anbieten.

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