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Präsenzmitarbeiter in immer mehr Senioreneinrichtungen tätig

Fulda/Hünfeld. Hausgemeinschaften in der stationären Altenhilfe wären ohne sie schwer vorstellbar: Die Präsenzmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sind mit ihrem Berufsprofil auf diese familienähnlichen Gemeinschaften zugeschnitten, denen sie quasi vorstehen. Im Fuldaer Pflegestift Mediana sind zurzeit 56 Präsenzkräfte in der Altenhilfe tätig (darunter ein Mann), deren Arbeit von Heimleiter Jens Czapek sehr geschätzt wird: „Als Rückgrat der Hausgemeinschaften sind sie enorm wichtig und bauen eine intensive Beziehung zu den Bewohnern auf.“ Nach Czapeks Angaben sind die Präsenzmitarbeiter keine klassischen Haushaltskräfte, sondern „Allrounder“ mit Lebenserfahrung, was sich bei ihrem Durchschnittsalter im Pflegestift von deutlich über 40 Jahren bemerkbar mache. „Ihre Multifunktionalität ermöglicht das Alltagsnormale, das wir unseren Bewohnern bieten wollen“, betont der Einrichtungsleiter. Zu den Präsenzmitarbeiterinnen im Pflegestift zählt Marina Fritsch, die im Wechsel mit zwei Kolleginnen in der Hausgemeinschaft Hainburg Dienst tut. „Weil ich sehr gerne mit Menschen arbeite, passt das Konzept hier hundertprozentig für mich“, sagt die 50-Jährige und ergänzt: „Wir sind wie eine große Familie, in der auf den Einzelnen mit seinen Freuden und Sorgen eingegangen wird.“ Die Begleitung der Bewohnerinnen und Bewohner umfasst neben dem Zuhören nicht zuletzt das Motivieren, sich bei entsprechender Neigung an der Essensvorbereitung (einschließlich Kuchenbacken) oder anderen leichten Hausarbeiten zu beteiligen.

Foto: Max Colin Heydenreich

Die gemeinsamen Mahlzeiten und alles damit Verbundene stehen für Alltagsnormalität. Ihnen kommt im Leben der Hausgemeinschaften große Bedeutung zu,  wobei die Regie inklusive des Kochens bei den Präsenzkräften liegt. Angehörige der Bewohner sind gern gesehene Tischgäste, denn ihr Besuch gehört einfach dazu. „Der gute Kontakt zu den Angehörigen ist für unsere Arbeit sehr wesentlich“, unterstreicht Fritsch. Sie erlebt ihre Tätigkeit als sehr vielseitig: „Jeder Tag bei uns ist anders“, freut sie sich.

Der Beruf des Präsenzmitarbeiters in der Altenhilfe ist noch keine zehn Jahre jung, wobei er seine Existenz dem Zusammenwirken zwischen der Unternehmensgruppe Mediana und der Industrie- und Handelskammer Fulda verdankt. Die Konzeption wurde von Mediana entwickelt und dann mit dem Kooperationspartner abgestimmt, damit der neue Beruf das Prädikat „IHK-geprüft“ bekommen konnte. „Dies war ein wichtiges, bundesweit in dieser Form einzigartiges Modellprojekt, das inzwischen auch in anderen IHK-Bezirken so oder ähnlich praktiziert wird“, erläutert IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schunck. Sicher sei die Präsenzkraft in der Altenhilfe ein Beruf mit Zukunft, der gerade älteren Arbeitnehmerinnen eine Beschäftigungs- und oft auch Wiedereinstiegschance biete, so Schunck.

„Absolut bewährt“ hat sich das neue Berufsfeld laut Michael Bernhard, Leiter der Mediana Akademie. Diese Einschätzung begründet er vor allem mit dem „ganzheitlichen Konzept, das die früher sehr unterschiedlich gesehenen Aspekte der Pflege, Betreuung und Begleitung verbindet“. Außerdem werde die Philosophie der Hausgemeinschaften praktisch umgesetzt. Nach Bernhards Angaben wurden von der Mediana Akademie in Fulda bereits mehr als 100 Präsenzkräfte geschult. Die Absolventen sind nicht ausschließlich in Häusern dieser Unternehmensgruppe tätig, sondern auch in anderen (ost-)hessischen Einrichtungen. „Einige Schulungsteilnehmer kamen sogar aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein“, so Bernhard.

Eine Präsenzmitarbeiterin „im Wartestand“ ist Marlies Wingenfeld. Ihr Zertifikat für den neuen Beruf hat die langjährige Pflegehilfskraft im Dienst des Landkreises Fulda, die im Hünfelder St. Ulrichheim tätig ist,  schon in der Tasche. Jetzt muss sie sich gedulden, bis das neue St. Ulrichheim in Trägerschaft der Seniana St. Ulrich GmbH & Co. KG fertig gestellt ist und die Hausgemeinschaften im November dort starten. Insgesamt rund 20 Beschäftigte der bislang kreiseigenen Senioreneinrichtung in der Haunestadt haben sich zu Präsenzkräften schulen lassen bzw. werden das noch tun. Marlies Wingenfeld freut sich auf den neuen Beruf im neuen Gebäude: „Dann können wir uns noch mehr mit den Bewohnern beschäftigen, die wir ja schon durch die jetzige Arbeit kennen.“ Die 53-Jährige findet es beispielsweise gut, dass sie „viel Neues für den Umgang mit Demenzkranken“ gelernt hat. „Gerade dabei sind Umsicht und Einfühlungsvermögen sehr wichtig“, sagt sie.

Info

Die Schulung zur Präsenzmitarbeiterin/zum Präsenzmitarbeiter in der Altenhilfe umfasst insgesamt 172 Stunden mit Theorie und Praxis. Den Abschluss bildet eine schriftliche und mündliche Prüfung. Wie Michael Bernhard, Leiter der Mediana Akademie, und Jens Czapek als fachlicher Schulungsleiter weiter mitteilen, gehören zu den drei Unterrichtsblöcken unter anderem pflegewissenschaftliche Themen wie das Krankheitsbild Demenz oder Fragen des Qualitätsmanagements in der Pflege, außerdem die Bereiche Hauswirtschaft und Ernährung sowie Psychologie und Kommunikation. Beim letztgenannten Stichwort sind zum Beispiel Gesprächsführung und Biografiearbeit zu nennen. Die Unterrichtszeiten sind so gestaltet, dass die Schulung  berufsbegleitend absolviert werden kann. Nähere Infos bei Michael Bernhard, Telefon (0661) 4802990, und im Internet unter www.mediana-akademie.de.

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