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Einzelhandel will zurück in die Innenstadt – Branche entdeckt die Stadtzentren

München. Die Themen demographischer Wandel, Nachhaltigkeit und  Revitalisierung der Innenstädte sind in der Einzelhandelsbranche angekommen. Rewe bevorzugt bei der Ausweitung ihres Filialnetzes nach eigener Aussage künftig „Immobilien mit stadtnaher Lage bei gleichzeitig guter Verkehrsanbindung“ und auch Edeka hat die Stadtzentren wiederentdeckt. Die Unternehmen reagieren damit auch auf planerische Vorgaben wie kommunale Einzelhandelskonzepte, die Einkaufszentren auf der „grünen Wiese“ ausschließen. Eine verstärkte Nachfrage nach Flächen und Dienstleistungen für Fach- und Lebensmittelmärkte registrierten auch viele Aussteller am gemeinsamen Mittelhessenstand auf der Expo Real.

Nicht nur in Deutschland, auch weltweit lässt sich im ersten Halbjahr 2010 ein Aufwärtstrend bei Einzelhandelsimmobilien feststellen. Ein höheres Investitionsvolumen, geringere Leerstände und eine höhere Investitionsbereitschaft prägen die Situation. Aber immer noch betreffen diese Entwicklungen vor allem Objekte in bevorzugten Lagen. B- und C-Standorte tun sich noch schwer, Mieter zu finden sowie attraktive Renditen zu erwirtschaften. Gleichwohl stehen die Zeichen bei den deutschen Branchenriesen auf Expansion: Die Hamburger Edeka-Gruppe plant für 2011 200 neue Vollsortimentsmärkte. Insgesamt investiert die Gruppe  jedes Jahr rund eine Milliarde Euro in die Erweiterung und  Modernisierung ihres Vertriebsnetzes. Auch beim zweiten großen deutschen Einzelshandelskonzern Rewe stehen die Zeichen auf Wachstum: die Kölner Unternehmensgruppe will allein in diesem Jahr  240 Märkte der Marken Rewe-, toom- und Penny neu eröffnen. Die Filialnetze von toom Baumarkt und ProMarkt sollen jährlich um insgesamt etwa zehn Standorte verdichtet werden.

Auch für die Stadt Marburg ist die „Gestaltung und Stärkung des Einzelhandels in der Innenstadt“ ein wichtiges Thema für Gespräche auf der Expo Real, erläutert Wolfgang Liprecht, Leiter des Referates für Stadt-, Regional- und Wirtschaftsentwicklung. Auch wenn er in diesem Jahr deutlich geringere Zahl an „Laufkundschaft“ registriert hat, habe es doch   Nachfragen von Projektentwicklern und Vertretern großer Einzelhandelsunternehmen zu entsprechenden Flächen in der Universitätsstadt gegeben. Zielführender seien jedoch vereinbarte Termine gewesen: „Wir nutzen die Messe gezielt, um vorhandene Kontakte weiter zu pflegen und begonnene Projekte fortzuführen“, äußerte sich Liprecht am Ende des letzten Messetages zufrieden mit dem Verlauf.

Auch die privatwirtschaftlichen Standpartner berichteten von einer gelungenen Expo Real. „Wir sind mit weniger festen Terminen als im vergangenen Jahr angereist, aber es haben sich weitere gute Gespräche ergeben“, strich der Vorstandssprecher des Limburger Bauunternehmens Albert Weil AG, Klaus Rohletter, die Vorzüge des internationalen Branchentreffs als Kontaktbörse heraus.  Inhaltlich sei es um Logistik-Projekte in Mittelhessen gegangen – eine Branche, deren Förderung das Regionalmanagement Mittelhessen mit der Gründung eines Logistik-Clusters vorantreiben will.  Lob gab es für den Organisator des Gemeinschaftsstandes, den Verein MitteHessen e.V.: „Das neue Standdesign ist offen und einladend und auch die Lage in unmittelbarer Nachbarschaft zu anderen hessischen Regionen ist günstig“, so Rohletter.

Jörg Fischer von der Kolmer & Fischer GmbH aus Linden schätzt vor allem die Präsenz vieler politischer Entscheidungsträger aus der Region auf der Messe: „Wir sind als kommunaler Dienstleister hauptsächlich für die öffentliche Hand tätig. Auf der Expo Real treffen wir konzentriert Bürgermeister und Landräte sowie Vertreter der Branchen, die für unsere Projekte wichtig sind.“ Die Messepräsenz müsse unbedingt fortgeführt werden, „sonst wird Mittelhessen abgehängt. Die Konkurrenz aus Hessen und vergleichbaren Regionen in Deutschland schläft nicht, wie wir hier sehen konnten.“

Daniel Beitlich, Geschäftsführer der Grundstücksentwicklungsgesellschaft Schiffenberger Weg GmbH, war „rundum zufrieden“ mit der Messe-Premiere seines Unternehmens als Aussteller. In den vergangenen Jahren sei er schon länger als Besucher auf der Messe gewesen, „den Austausch am Stand habe ich als großen Gewinn schätzen gelernt.“

Die Hans Dönges GmbH aus Biebertal nahm zum zweiten Mal als Aussteller am Gemeinschaftsstand Mittelhessen an der Expo teil. Mit dem Ergebnis ist Geschäftsführer Alexander Dönges vollauf zufrieden: „Unsere Ziele und Erwartungen wurden erfüllt. Das Netzwerken am Stand hat funktioniert und ist wichtiger Grund für unsere Beteiligung“. Wie bei der Premiere im vergangenen Jahr  habe man viel versprechende Kontakte zu Bauherren, Architekten und Projektentwicklern gehabt. „Die Expo Real ist in der Branche ein Muss, durch unsere Teilnahme vermeiden wir viele zeitaufwändige Reisen“, so Dönges.“

Auch Regionalmanager Jens Ihle zog ein positives Fazit des sechsten Gemeinschaftsstandes der Region auf der größten europäischen Messe für Gewerbeimmobilien: „Unser Ziel ist es, die Voraussetzungen zu schaffen, dass unsere Unternehmen, Kommunen und Landkreise am Stand gute Gespräche führen und hoffentlich gute Geschäfte machen können. Wir danken dem Land Hessen, dass es das Vorhaben aus EU-Mitteln gefördert hat und sind dann zufrieden, wenn es die Teilnehmer sind.“

Dass diese Hoffnung nicht unbegründet ist, zeigt die erfolgreiche Bilanz des Gießener Unternehmens BauWerk – Gesellschaft für Projektberatung und Baumanagement mbH.“  Es sei ihnen gelungen, auf der Messe etliche konkrete Aufträge zu generieren, freute sich Geschäftsführer Dr. Alexander J. Saring: „Drei Projektentwicklungsaufträge, ein Mietvertrag mit einem namhaften Einzelhändler, mehrere Beratungsaufträge für Banken und weitere Vermittlungsaufträge mit beachtlichen Projektvolumina – das war die erfolgreichste Messe seit Jahren.“

Zur 13. Internationalen Fachmesse für Gewerbeimmobilien kamen rund 37.000 Teilnehmer – 21.000 Fachbesucher wie im Vorjahr und 16.000 Repräsentanten der Aussteller. Auf der EXPO REAL 2010 stellten insgesamt 1.645 Unternehmen aus 35 Ländern aus, 65 mehr als im Jahr 2009. Die verstärkte Flächennachfrage kam vor allem aus dem Ausland mit Schwerpunkt Mittel- und Osteuropa.

„Mittelhessen stark und unverwechselbar machen!“ – dies ist das Ziel von MitteHessen e.V., dem Regionalmanagement für Mittelhessen. Das Profil der Region wird durch Projekte in den Bereichen Innovation, Bildung und Infrastruktur geschärft. Der Verein bildet einen Schulterschluss aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und besteht seit dem Jahr 2003. Zurzeit ziehen 90 Städte, Landkreise, Kammern, Hochschulen und Unternehmen unter dem Vorsitz des Regierungspräsidenten a. D. Wilfried Schmied bei MitteHessen an einem Strang.

Mehr Informationen unter www.region-mittelhessen.de.

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