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Empfang zum 60. Geburtstag von Dr. Alois Rhiel

Fulda. Er war Referent des Frankfurter Kämmerers Ernst Gerhardt, Vertriebsleiter bei der Kirchhainer Tapetenfabrik, Fuldaer Bürgermeister, Regierungspräsident in Gießen, Vorstandsmitglied bei Tegut, Oberbürgermeister der Domstadt, hessischer Wirtschaftsminister und steht heute an der Vorstandsspitze des Projektentwicklers OFB, einer Tochter der hessischen Landesbank: Dr. Alois Rhiel. Rast- und ruhelos, (fast) immer gut gelaunt, stets mit einem sympathischen geradezu jugendlichem Lachen auf der Überholspur – so kennen ihn die meisten, die ihm zu seinem 60. Geburtstag bei einem städtischen Empfang im Fürstensaal des Stadtschlosses die Ehre gaben.  Allen voran Fuldas jetziger „Stadtvater“ Gerhard Möller (CDU), der Rhiel mit dem Kalenderspruch „Alles wandelt die Zeit/  was am Gewesenen Wesentlich war entfernt sich nicht weit/ weil der Wind nur das Leichte und Flüchtige treibt/ das Gewichtige widersteht ihm und bleibt“ begrüßte.

Geerdet

Möller würdigte seinen unmittelbaren Amtsvorgänger als einen Mann, der „unsere Stadt, unsere Region, unser Land mit geprägt“ habe. Mit Alois Rhiel werde eine Persönlichkeit gefeiert, die in einer selten gewordenen Mischung von Erfahrung der Wirtschaft, der Kommunalpolitik, der Staatsverwaltung und der Landespolitik eine besondere Kompetenz gewonnen hat. Seine Spuren seien unverwechselbar. Die „Prägekraft seiner Familie“ in seinem Geburts- und Heimatort im Marburger Land habe Rhiels Persönlichkeit geformt. Als Landwirtssohn ist er mit Geschwistern auf dem Bauernhof aufgewachsen, wo ihn „die frühe Erfahrung im Umgang mit der Natur, mit der  Erfahrung des Pflügens, Säens, Jätens, aber auch des Erntens geerdet“ habe.

Eine Eigenschaft,  die ihn bis zum heutigen Tage vor jedem Abheben bewahrt habe, wie Möller meinte. Das Bekenntnis zur Union und die Zeit als Kreistagsabgeordneter hätten sehr früh das Interesse an der hauptamtlichen Arbeit wachsen lassen: für fünf Jahre als Bürgermeister und von 1998 bis 2003 als gestaltender Oberbürgermeister. Als „sechs spannende Jahre“ habe Rhiel seine Zeit als Wirtschaftsminister in Hessen beschrieben. Diese Arbeit habe ihn bundesweit bekannt gemacht. Hier konnte er nachhaltig („was wir kommunal gelegentlich gespürt haben“, so der OB) seine Grundüberzeugung als Ordnungspolitiker gestalten.

Menschenfischer

Immer wieder habe er seine Grundüberzeugung auf die Erkenntnisse und Programmordnung der katholischen Soziallehre zurückgeführt und mit großer Stetigkeit auch öffentlich beschrieben. Die Zuwendung zum einzelnen Menschen sei seine herausragende Eigenschaft. Rhiels  Art Menschen zu führen, vor allen Dingen mit gewinnenden Worten zeichne ihn aus. Gelegentlich werde er in biblischer Sprache auch als „Menschenfischer“ bezeichnet, in moderner Diktion sprechen andere von einem „begnadeten Netzwerker“. Seinem Charme und Überzeugungskraft könnten nur wenige widerstehen.

Auch auf Landesebene hat Rhiel bleibende Eindrücke hinterlassen. Minister Boris Rhein bescheinigte ihm, „große Meilensteine gesetzt und große Fußstapfen hinterlassen“ zu haben. Der frühere hessische Wirtschaftsminister habe durch die Macht des Wortes, mit Autorität und Überzeugung geführt. Beeindruckend sei seine „umfassende Kompetenz“ insbesondere auf wirtschaftspolitischem Gebiet gewesen. Viele hätten deshalb bedauert, dass er die Landesregierung verlassen hat. Er war ein Minister mit Kommunalerfahrung, der um die Kraft einer Gesellschaft und deren Kreativität wisse, die in den Kommunen ausgebildet werde und dort ihren Platz hat. Die Menschen hätten gespürt, dass „Sie die Verbindung zu ihnen hatten. Sie waren eben kein Funktionär“, sagte Rhein. Zudem habe Alois Rhiel zu den glücklichsten Ministern im Kabinett Roland Kochs gezählt, wie der Minister betonte.

Lachen

Im Fürstensaal, wo der Empfang stattfand, seien wichtige Entscheidungen wie zum Kongreßzentrum, den Kaiserwiesen, dem Westring und Gemüsemarkt auf den Weg gebracht worden, erinenrte Stadtverordnetenvorsteherin Margarete Hartmann.. Doch schnell hätten die Fuldaer erkennen müssen, dass Ministerpräsident Roland Koch Größeres mit dem damaligen Fuldaer OB vorgehabt habe. „Wir ließen Sie nur sehr ungern gehen“, meinte Hartmann, die  zugleich unterstrich, dass für Rhiel Fairneß und Respekt im Umgang mit den Stadtverordneten eine Selbstverständlichkeit gewesen war. Trotz unterschiedlicher Aufgaben sei er Fulda immer treu geblieben. Für die Zukunft wünschte ihm Hartmann, Rhiel solle niemals sein „herzerfrischendes Lachen verlieren“, woran man ihn erkenne, auch ohne ihn gesehen zu haben.

Konservativ aber modern

Als einen „festen und wichtigen Bestandtteil der Fuldaer Union“ charakterisierte der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Hans-Dieter Alt Alois Rhiel. Zum Leidwesen der Fuldaer Union sei er „uns immer wieder entrissen worden.“ Als Heinz Gellings, Gerhard Stollberg und er selbst nach der für die CDU erfolgreich verlaufenenen Landtagswahl 1993 ins Stadtschloss gerufen worden seien, hätten alle Drei gleich gewusst: „Wir müssen einen neuen Oberbürgermeister suchen.“ Natürlich habe es die Union gefreut, dass „einer der unseren zum Wirtschaftsminister berufen wurde.“ Doch verloren gegangen sei der Fuldaer CDU jener Mann und Politiker, der den Vorstand der Partei erneuert und ihr ein neues Gesicht gegeben habe. Seine Klarheit und Deutlichkeit in der Aussage und seine Prinzipientreue, die auf den christlichen Grundwerten basiere,  habe die Union stets geschätzt.

Alois Rhiel sei ein „konservativer Politiker, aber modern und zukunftstorientiert.“ Der CDU, so meinte Alt,  würden mehr Menschen seines Formats gut tun. Gottes Segen für Rhiels Weg durchs neue Lebensjahr erbat Bischof Heinz Josef Algermissen. Dem Geburtstagskind wünschte er „tiefes Vertrauen auf alles, das kommen mag und dass Gott ihn begleite.“ Diese Bindung an Gott sei entscheidend wichtig. Sie sei für Alois Rhiel stets  die Kraftquelle seiner Existenz. Angesichts des Ergebnisses einer Unions-Klausur in Berlin, wo das mangelnde christtliche Profil beklagt wurde  und die Partei mit Aussagen dem Relativitismus habe trotzen wollen, zeigte sich Fuldas Bischof dankbar für Rhiels klare Linie.

In seiner Zeit als Fuldaer OB habe er ihn als „Beispiel einer konsequenten Politikerexistenz im Grundvertrauen auf das christlich-jüdische Menschenbild kennen lernen können“, das er deutlich gelebt habe. Alois Rhiel schöpfe daraus immer wieder neue Kraft. Er sei außerdem sehr geprägt durch die christliche Soziallehre. Bischof Algerissen bekannte mit deutlichen Worten: „Sie sind ein Politiker und Wirtschaftsfachmann, wie ich ihn mir aus unserer Kirche vorstelle.“ Für sein politisches, christliches und menschliches Engagement in Fulda dankte Pfarrer Wolfgang Echtermeyer Alois Rhiel im Namen der evangelischen Kirche. Mit seinem Dank verband der Pfarrer die Hoffnung, dass der Jubilar im „Vertrauen auf Gott und in Liebe zur Familie“ alt werde.

Leben ist Begegnung

Alois Rhiels Schlusssatz hätte eigentlich ebenso gut der einleitende Gedanke seines Dankeswortes sein können: „Dankbar rückwärts, mutig vorwärts, gläubig aufwärts“. Dieses „Credo“ durchzieht gleichsam wie ein „roter Faden“  seine Lebens- und beruflichen Stationen wie  seine innere Einstellung – auch seine Betrachtungen, die er mit dem Satz  „Ich bin verstanden worden“ krönte. Denjenigen, die sich ihm zu Ehren im Fürstensaal versammelt hatten und an verschiedenen Stationen eine Rolle für ihn gespielt haben, gab das Geburtstagskind das Zitat Martin Bubers „Alles Leben ist Begegnung“ mit auf den Weg.  Der ihm während des Empfangs erwiesene Zuspruch sei ihm „Ansporn für die Zukunft“, bekräftigte Rhiel, der zugleich betonte, dass ihm die „Familie Kraftquelle meines Lebens“ und Bambergs Erzbischof und früherer Fuldaer Weihbischof Ludwig Schick gleichsam zum „Bruder geworden“ sei.

1984 war Alois Rhiel zum Fuldaer Bürgermeister gewählt worden. Der Weg in die Domstadt, der vor 26 Jahren begonnen hat, „war ein Wagnis“, wie sich der frühere Hausherr im Stadtschloss erinnerte. Doch: Das Wagnis war ein gelungenes. Als Gegenleistung habe er das „Geschenk menschlich vieler guter Beziehungen“ erhalten. In Fulda habe er Heimat, Geborgenheit und ein „Nest für die Familie“ gefunden. Bürgermeister zu werden, sei ihm „nicht in die Wiege gelegt worden“, sagte Alois Rhiel rückblickend. Die Beziehung zur Domstadt habe jedoch frühe Ursprünge. Das Marburger Land mit der Amöneburg sei von katholischer Seite spätestens seit preußischen Zeiten auf Fulda hin orientiert gewesen.

„Die Domtürme hatten schon für uns Kinder eine Bedeutung.“ Und: 1230 Jahre nach Bonifatius habe auch er von Amöneburg aus den Weg nach Fulda gefunden. Rhiel wörtlich: “Bonifatius war schon alt, ich war jung. Als er nach Fulda gebracht wurde, war er tot, ich quicklebendig.“ Rhiel, der sich unmissverständlich zum „christlichen Ideal der Freiheit des Menschen“, zur sozialen Marktwirtschaft und zum Wert der kommunalen Selbstverwaltung bekannte, legte an seinem Geburtstag auch ein klares Bekenntnis zu seiner jetzigen Heimat ab.  Nicht freiwillig sei er 2003 von Fulda weggegangen, als ihn der Ruf nach Wiesbaden ereilte. Fulda bleibe er immer treu. (mb)

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