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Bischof Algermissen feierte Pontifikalamt zum Fest „Erscheinung des Herrn“ im Fuldaer Dom

Fulda. Wenn Menschen Gott nicht fänden, könne das daran liegen, daß „wir Gott in unseren Erwartungen auf bestimmte Erscheinungsformen festlegen und ihn nur wahrnehmen wollen, wenn er sich so zeigt, wie wir ihn uns vorstellen“. Dies betonte der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen am Sonntagabend während eines Pontifikalamtes zum Hochfest „Erscheinung des Herrn“ (Epiphanie) im Fuldaer Dom.

In seiner Predigt ging der Oberhirte der Frage nach, ob man als Christ ein zu enges Bild von Gott habe, in das er gar nicht hineinpasse. Das Erstaunliche an den Weisen aus dem Morgenland, die zu Jesus kamen, sei demgegenüber deren Offenheit. „Sie haben sicher alles ganz anderes erwartet: Sie suchten den neugeborenen König und fanden ein Kind irgendwo am Rande der Welt.“ Die Heiligen Drei Könige hätten Gott nicht auf ihre Erwartung festgelegt, sondern seien offen für seine ganz neue, unerwartete Gestalt gewesen.

Jesus sei Christus, der Retter, nicht nur für die Hirten, nicht nur für das auserwählte Volk, sondern für alle Völker und alle Zeiten, betonte der Bischof zu Beginn in seiner Predigt. Hierfür würden schon am Anfang des Matthäus-Evangeliums die Türen weit aufgetan. „Die Magier, die Sterndeuter, kommen von weit her: sie eröffnen den Zug der Völker, in dem auch wir mitziehen.“ Gott rufe jeden Menschen auf seine Weise, aber er überwältige die Menschen nicht. Es komme darauf an, daß sie seinen Ruf hörten und aufbrächen, sonst fänden sie ihn nicht. Die Sterndeuter seien dem Ruf der Sterne gefolgt, durch die Gott zu ihnen gesprochen habe, aber dieser Weg sei keineswegs eindeutig und klar gewesen. Auf welchem Weg Gott eine ganz persönlich rufe, müsse sich so auch heute ein jeder fragen.

Die Sterndeuter seien zuerst zu König Herodes geführt worden, der aber von nichts gewußt habe: „Die irdische Macht und Gewalt ist blind für den neuen König und sein Reich; Sie wittert höchstens Konkurrenz, die es auszuschalten gilt.“ Die Priester und Schriftgelehrten, die alles wüßten, bewegten sich aber dennoch nicht. „Wie sollen denn selbst unbewegte religiöse Führer andere bewegen?“, fragte Algermissen und betonte, es sei auch eine „schreckliche Vision von Kirche“, die einem dabei vor Augen stehe: die richtigen Wege Gottes zu den Menschen wissen, aber selber diese Wege nicht gehen.

Ebenso, wie die Sterndeuter das „dunkle Loch Jerusalem“ durchschritten und kraftvolle Hoffnung zu neuen Wegen gehabt hätten, so zögen auch die Christen heute auf Jesus zu, mit all den unterschiedlichen Erfahrungen, die ein jeder mit sich bringe. Es sei nicht immer leicht, auf dem richtigen Weg zu bleiben, machte der Bischof deutlich. „Da gibt es dunkle Erfahrungen, wo Gottes Sterne verblassen: Trauer, Enttäuschung, Verzweiflung, auch geistliche Wüste und Trockenheit.“

Was Kirche sein könnte und sollte, ließe sich so beschreiben: Weggemeinschaft auf Christus hin, gegenseitige Stütze und Hilfe auf diesem Weg, Weggemeinschaft durch alle Dunkelheiten und Fragen der zerrissenen Welt, so Bischof Algermissen. Von Menschen, die miteinander unterwegs seien, lasse Gott sich finden. So seien auch die Sterndeuter angekommen: hinter Jerusalem leuchteten ihnen wieder die Sterne, und sie fanden das Ziel, zu dem sie unterwegs waren.

Die Sterndeuter hätten Jesus ihre Geschenke gebracht und ihn kniend angebetet, erinnerte Algermissen. Sie hätten ihm aber keine Bitten vorgetragen, sondern es habe ihnen allein gereicht, ihn gefunden zu haben. „Vielleicht bringen wir immer zu viele Fragen und Bitten mit, daß wir gar nicht dazu kommen, ihn wahrzunehmen, wie er ist.“ Die eigenen Gottesbilder dürften einem den Zugang zu Gott keinesfalls verstellen. Anbetung sei nicht Unterwerfung, sondern dankbares Anerkennen, daß Gott sich von einem finden lasse, wie Er sei und nicht, wie man ihn haben wolle, stellte der Bischof heraus.

In seiner Betrachtung „Gestalten der Weihnacht“, am Jahreswechsel 1944 auf 1945 in dunkler Zeit geschrieben, habe es der Jesuit Alfred Delp, schon zum Tode verurteilt und wenige Tage vor seiner Hinrichtung durch die Nazis, so zur Sprache gebracht: „Die Männer, die dem Stern folgten und die Wüste bestanden, fanden im Niederknien ihre Freiheit. Das gebeugte Knie und die hingehaltenen leeren Hände sind die beiden Urgebärden des freien Menschen.“

Die Weisen, so Bischof Algermissen weiter, seien schließlich auf anderem Weg in ihre Heimat zurückgekehrt, also nicht zurück zu den etablierten Vertretern der Macht. Nun mußten sie zurückkehren in ihren Alltag und in ihr Leben. „Die Erfahrung von Gottes Nähe ist vorübergehend.“ Dies gelte auch für die Gläubigen heute. Man dürfe jedoch darauf vertrauen, daß Gott bei einem bleibe, auch wenn man das nicht immer spüre. Die Begegnung mit ihm ändere die Menschen.

„Doch diese Änderung, diese Erfahrung muß dann wieder durch die Dunkelheiten unseres Lebens hindurch, bis wir ihn endgültig finden werden im Lichte seiner Herrlichkeit.“ Die Weisen aus dem Morgenland seien große Pilger auf der Suche nach dem Angesicht Gottes und stünden vor den Christen als Pilgerführer auf dem Weg durch das neue Jahr, schloß Algermissen.
 

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