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Gute Herzmedizin in Fulda – ein bundesweiter Vergleich

080115_herzkatheterlabor_13.jpgFulda. In Hessen und innerhalb Hessens, besonders im Landkreis Fulda, leben Patienten mit Herzkrankheiten länger und werden besser versorgt als in den meisten anderen Regionen in Deutschland. Das geht aus dem jährlichen „Bruckenberger-Bericht“ und einem Vortrag von Dr. Ernst Bruckenberger während einer Tagung im Klinikum Fulda hervor. Verglichen wurde dabei die so genannte altersbereinigte Sterbeziffer, die Aussagen gelten also für alle Altersgruppen, in denen diese Krankheiten häufig vorkommen.

Gute Zahlen bei der Sterblichkeit an Herzkrankheiten

080116_karten_04.jpgDer Vorsprung in Hessen wird besonders deutlich beim Überleben des akuten Herzinfarkts. Im Vergleich der Bundesländer liegt diese Sterbeziffer im hessischen Durchschnitt 18% unter dem Bundesdurchschnitt. Hessen liegt damit für diese Behandlung bei den Flächenstaaten (für Stadtstaaten gelten andere Bedingungen) an zweitbester Stelle. Auch bei anderen Herzkrankheiten sind die Sterbeziffern in Hessen besonders niedrig.

Innerhalb Hessens hat Fulda – zusammen mit der Stadtregion Frankfurt – die niedrigste Sterblichkeit an akutem Herzinfarkt in Hessen (35% bzw. 36% unter dem Bundesdurchschnitt). Hierfür wurden die 26 kreisfreie Städte und Landkreise Hessens mit dem Bundesdurchschnitt verglichen.

Bei der allgemeinen Herzinsuffizienz ist die Region Fulda erneut besser als andere Regionen. Die Sterblichkeit liegt in Fulda 17% unter dem Bundesdurchschnitt und in Hessen an 4. Stelle (hinter Frankfurt, Main-Taunus-Kreis und Limburg). Auch bei der chronischen Koronaren Herzkrankheit liegt die Sterblichkeit in der Region Fulda 8% besser als der Bundesdurchschnitt und damit deutlich unter der Sterblichkeit in den meisten anderen Regionen.

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Wenn man diese Zahlen zusammenfasst, hat Fulda die geringste Sterblichkeit an häufigen Herzkrankheiten aller Landregionen in Hessen und liegt in Hessen an 4. Stelle (hinter den Stadtregionen des Raums Frankfurt mit besonderen Bedingungen) und, da Hessen insgesamt schon gut ist, an einem der besten Plätze im Bundesgebiet. „Wir freuen uns, dass die Sterblichkeit an Herzkrankheiten im Kreis Fulda damit  eine der niedrigsten im Bundesdurchschnitt ist und dass offensichtlich die Behandlung der Herzkrankheiten überdurchschnittlich gut ist“, erläutert Prof. Dr. Tassilo Bonzel, Direktor der Medizinischen Klinik I am Klinikum Fulda.

Gute Leistungen als Ursachen für gute Zahlen

Worin liegen die Ursachen für die guten Zahlen? Die Stärken in der Behandlung von Herzkrankheiten sind leicht erkennbar. Die Kardiologie im Landkreis stützt sich auf ein hochleistungsfähiges Herzzentrum im Klinikum Fulda (mit Weiterbildungsfunktion), eine traditionell gute Zusammenarbeit mit den kompetenten umliegenden Krankenhäusern, ein strukturiertes Notarzt- und Rettungssystem und ein Netz von gut ausgebildeten und qualifizierten niedergelassenen Hausärzten, Internisten und Kardiologen.

Die Medizinische Klinik I am Klinikum Fulda ist für die Kardiologie und damit für die Behandlung akuter Herz- und Kreislaufkrankheiten vorrangig verantwortlich. Prof. Dr. Tassilo Bonzel hat die Leistungsfähigkeit der Kardiologie seit 1988 systematisch strukturiert und ausgebaut.

Ein stabiles Team aus Oberärzten beherrscht die gesamte Kardiologie einschließlich komplizierter Herzkathetereingriffe und  lebenserhaltender Schrittmachersysteme und stellt die lebensrettende Versorgung akut erkrankter Patienten rund um die Uhr sicher. Jeder Facharzt widmet sich einer der kardiologischen Subspezialitäten, die hohes technisches Know how erfordern, so dass das Team zusammen ein weit über durchschnittliches jederzeit hochaktuelles fachliches Niveau erreicht. Durch eine moderne effektive Organisationsstruktur (u.a. Case management, Behandlungspfade) werden die vorhandenen Möglichkeiten optimal genutzt, z.B: erhält jeder Patient bei der Entlassung einen vollständigen Arztbrief mit allen fallbezogenen und weiterführenden Informationen.

Für Patienten,  bei denen eine Herzoperation in Frage kommt, wird das individuell beste Vorgehen in regelmäßigen  fallbezogenen Konferenzen mit den Herzchirurgen besprochen. Seit Anfang 2007 ist Priv.-Doz. Dr. Hilmar Dörge, Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie zuständig für die Herzchirurgie und hat den Qualitätsstandard mit verfeinerten Techniken bereits wesentlich verbessert und neue Verfahren eingeführt.

Bonzel und Dörge sind sich einig, dass gerade in schwierigen Situationen mit älter werdenden Patienten die beste Behandlung fachübergreifend  ermittelt werden muss. Im gesamten Behandlungsverlauf werden besonders häufig die Internistischen Fachbereiche Medizinischen Klinik I und II sowie die Neurologie zur Mitbeurteilung herangezogen.

Gerade bei Herzkatheteruntersuchungen, die nur im Klinikum Fulda und häufig notfallmäßig durchgeführt werden, besteht eine enge gut eingespielte Kooperation besonders mit dem Herz-Jesu-Krankenhaus und den Krankenhäusern in Hünfeld, Schlüchtern und Lauterbach.

Aber es sind noch mehr Faktoren für den Erfolg verantwortlich. Voraussetzung für alle Akuterfolge ist das am Klinikum und in der Region etablierte Notarzt- und Rettungssystem, welches eine nahtlose Überleitung des primär versorgten Herzpatienten über die Notaufnahme in die Intensivstation oder bei akutem Herzinfarkt ohne Verzögerung ins Herzkatheterlabor ermöglicht. Das Rettungssystem wird von der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin mit Hilfe der Fuldaer Feuerwehr organisiert.

Zur vorbeugenden und chronischen Behandlung trägt in Fulda ein Netz aus qualifizierten Hausärzten, niedergelassenen Internisten und Kardiologen bei, von denen viele in den Medizinischen Kliniken einschließlich Kardiologie ausgebildet wurden und die als Partner z.B. von der schnellen Information durch Arztbriefe profitieren. Kontinuierliche gemeinsame Fortbildungen aller beteiligten Ärzte sichern zudem den aktuellen Wissensstand, der sich gerade in der Kardiologie schnell verändert

Einen wichtigen Beitrag für die Herzgesundheit leisten auch die in Fulda besonders gut entwickelten  Koronarsportgruppen, von denen vier Sportgruppen von Ärzten des Klinikums betreut werden. Der hohe Ausbau in der Region ist Herrmann Müller, Präsident des Hessischen Behinderten und Rehabilitationssportverbandes (HBRS e.V.) zu verdanken. Hessen hat mit 15,6 Gruppen pro 100.000 Einwohner die höchste Zahl von Koronarsportgruppen aller Bundesländer (Durchschnitt 8,0).

Damit werden in unserer Region seit über zwei Jahrzehnten die Forderungen der Fachgesellschaften, insbesondere der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz-Keislaufforschung optimal erfüllt.

Zu überlegen wäre, ob auch die gesunde Umwelt in Fulda, mit zahlreichen Möglichkeiten zum Wandern und zu sportlichen Aktivitäten zur niedrigen Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Krankheiten beigetragen haben. Ein hohes Gesundheitsbewusstsein wird  zweifellos auch durch eine Lebensmittelkette mit einem Schwerpunkt bei biologischen Produkten und durch ein „Begehbaren Herzens“ in der Kinder-Akademie Fulda unterstützt.

Man hat festgestellt, dass zur Verbesserung der Gesundheit von Herz und Gefäßen zur Hälfte medizinische Maßnahmen und zur Hälfte ein gesunder Lebensstil beitragen, den viele Menschen aber noch nicht nutzen. Vielleicht ist das in Fulda besser.

Insgesamt tragen also viele Faktoren zum guten Ergebnis der Herzmedizin in der Region Fulda bei. Mit den neuen Daten, die in dieser Form erstmalig veröffentlicht werden, kann jetzt gezeigt werden, dass sich ein Engagement, das sich auf medizinische Leistung und Kooperation aller Partner ausrichtet, für unsere Patienten lohnt.

Es ist davon auszugehen, dass Dr. Bruckenberger jedes Jahr seinen Vergleich der Regionen veröffentlicht und weiterentwickelt. „Wir sollten alles tun, um alle gemeinsam unseren Patienten mit Herzkrankheiten in der Region Fulda ein langes Leben zu sichern und die guten Ergebnisse der Region zu bewahren“, so Bonzel.

Hintergrundinformation zum Herzbericht 2006/Bruckenbergerbericht

Die Daten entstammen dem Bruckenberger Bericht, der jährlich von Dr. Ernst Bruckenberger, Ministerialrat a.D. im Niedersächsischen Sozialministerium, herausgegeben wird und einem kürzlich  von Dr. Bruckenberger im Klinikum Fulda gehaltenen Vortrag. Der Bericht über das Jahr 2006 enthält zum ersten Mal einen Vergleich für die Sterblichkeit an häufigen Herzkrankheiten nach Bundesländern und Regionen, also in Abhängigkeit vom Wohnort des Patienten.

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