Logo

Für ein paar freie Stunden: Malteser bieten Entlastungsdienst für pflegende Angehörige

Fulda. An einen Besuch beim Friseur ist nicht zu denken. Der Arzttermin, aufgeschoben, ein ums andere Mal. Freizeit? Fehlanzeige. Wer einen Demenzkranken zu Hause pflegt, stellt dessen Wohlergehen in den Mittelpunkt. Die Malteser in Fulda stehen pflegenden Angehörigen ab sofort mit einem neuen ehrenamtlichen Entlastungsdienst zur Seite.

Demenzkranke brauchen Nähe. Und sie benötigen nahezu rund um die Uhr Aufmerksamkeit. Um diese schenken zu können, opfern sich die Pflegenden oft regelrecht auf. Meist sind es die Ehepartner. Sie stellen eigene Bedürfnisse hinten an, gehen an Grenzen der Belastbarkeit – und oft darüber hinweg. Einer Forsa-Umfrage zufolge gibt jeder zweite pflegende Angehörige an, sich mit seiner Aufgabe überfordert zu fühlen. Und dennoch machen sie weiter. Aus Liebe, aus Verantwortung demjenigen gegenüber, der oft nicht mehr den Namen des Menschen kennt, der sich Tag und Nacht um ihn kümmert.

Die Malteser in Fulda möchten Verwandte von Demenzkranken bei ihrer Arbeit unterstützen. Sie bieten neu den Entlastungsdienst für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz an. Geschulte Helfer, sogenannte Demenzbegleiter, kommen stundenweise in eine Familie und betreuen den Erkrankten: Sie spielen mit ihnen, singen, lesen vor – oder schenken einfach nur Zeit. „Die Angehörigen können währenddessen Pause machen“, sagt Inga Reith von den Maltesern Fulda. Ein paar freie Stunden – Zeit, um sich etwas Gutes zu tun oder lang Aufgeschobenes zu erledigen. Die Demenzbegleiter unterstützen die Angehörigen ehrenamtlich. Sie erhalten lediglich eine Aufwandsentschädigung, unter anderem für anfallende Fahrtkosten.

Inga Reith ist Altenpflegerin, angehende Sozialarbeiterin und Ansprechpartnerin für den Entlastungsdienst in Fulda. Angehörige können sich bei ihr melden. Es folgt ein Kennenlern-Gespräch mit der Familie, in dem beispielsweise besprochen wird, wie sich der Erkrankte gern beschäftigt. So soll ein passender Helfer gefunden werden. Wann, wie oft und wie lange sie im Einsatz sind, entscheiden die Angehörigen. „Wir bieten dem Pflegenden ganz praktische, aber auch emotionale Unterstützung. Unsere Demenzbegleiter haben immer ein offenes Ohr und die Fachkompetenz, die Patienten individuell zu betreuen und den Angehörigen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen“, erklärt Reith.

Die Kosten für die Demenzbegleiter übernehmen in der Regel die Pflegekassen. Pflegenden Angehörigen steht ein Jahresbudget für Entlastungsdienste zu, die Höhe hängt vom Grad der Demenzerkrankung ab. „Was viele Angehörige nicht wissen: Der Patient muss keine Pflegestufe haben, um die Zuschüsse zu erhalten“, weiß Reith. Die Malteser helfen bei den Anträgen an die Kassen – und übernehmen auf Wunsch die Kostenabwicklung.

In Fulda stehen Helferinnen und Helfer bereit, die in einer 30-stündigen Schulung auf die Arbeit vorbereitet wurden. Die Qualifizierung erfolgte über das Modul „Demenzkranke verstehen und begleiten“, das zu der sozialpflegerischen Ausbildung der Malteser gehört. Sie unterliegt bundeseinheitlichen Qualitätsstandards.

Kontakt:
Pflegende Angehörige oder Interessierte, die sich zu Demenzbegleitern ausbilden lassen möchten, können sich melden bei Inga Reith, Malteser Hilfsdienst e.V., Diözesangeschäftsstelle Fulda, Wilhelmstr. 4, -36037 Fulda, Telefon: 0661- 86977-0 oder per Mail Inga.Reith@malteser.org.

Nächster Kursbeginn:
Die nächste Ausbildung zum Demenzbegleiter startet am 17. November. Bis 1. Dezember werden die Teilnehmer mittwochs und freitags zwischen 18.30 und 21.40 Uhr sowie samstags von 9.00 bis 16.00 Uhr ausgebildet. Die Kursgebühr beträgt 200 Euro.

Categories:

Alle Nachrichten, Gesundheit & Medizin