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Förderverein, Stadt und Verlag Parzeller stellen „Bibliotheca Fuldensis“ vor

Fulda. Bücher zu besitzen, ist selbstverständlich. Sie auch zu lesen, nicht unbedingt. Die neueste Ausgabe aus der städtischen Reihe „Dokumentationen zur Stadtgeschichte“, die sich den Inhalten und der Rekonstruktion der mittelalterlichen „Bibliotheca Fuldensis“ widmet, empfahl Professor Marc-Aeilko Aris aus München wärmstens zur Lektüre. Bei diesem Band handelte es sich um ein Buch, „das man bei einer Tasse Tee lesen und genießen sollte“. Es lässt Geschichte lebendig werden, indem es zeigt, was es bedeutet, dass die Fuldaer Mönche diese kostbaren Handschriften in ihrem Besitz hatten. Der Leser kann erahnen, „was die Mönche mit den Büchern und die Bücher mit den Mönchen gemacht haben“, wie Aris formuliert. Zugleich soll die jüngste Dokumentation auch ein Rechenschaftsbericht darüber sein, wofür die Mittel des Fördervereins in den zurückliegenden 30 Jahren ausgegeben worden sind.

Schrimpfs großer Traum

Zur Eröffnung der Buchpräsentation hatte der jetzige Rektor der Theologischen Fakultät, Professor Dr. Christoph G. Müller, an den großen Traum Professor Gangolf Schrimpfs vor mehr als 30 Jahren erinnert, die Bestände der „Bibliotheca Fuldensis“ wieder „ansichtig werden zu lassen.“ Gemeinsam mit seinem damaligen Schüler Marc-Aeilko Aris u.a. habe er die Handschriften zusammengetragen. Doch es bleibe noch viel Arbeit. „Das Projekt ist für uns eine Ermutigung. Wir müssen es weiter denken“, sagte Müller und dankte allen Förderern, u.a. auch dem letztjährigen Winfriedpreisträger Professor Dr. Rudolf Schieffer, der sein Preisgeld dem Projekt zur Verfügung gestellt hat, für die tatkräftige finanzielle Unterstützung.

Als „Stadthalter“ hat Dr. Regina Pütz in den zurückliegenden  Monaten wertvolle Basisarbeit geleistet und u.a. entscheidenden Anteil an der Ausstellungskonzeption der repräsentativen Jubiläumsstiftung Sparkasse gehabt. „Wer heute nach Fulda kommt, kann sich ein gutes Bild des ehemaligen Bestands machen, der ursprünglich rund tausend Bände betrug“, erläuterte Pütz. Der Dreißigjährige Krieg hat jedoch nicht viel von der ehemaligen „Bibliotheca Fuldensis“ übrig gelassen. 140 Fragmente sind als Schwarzweiß-Abzüge vorhanden. Einige wenige Handschriften sind komplett erhalten und liegen ebenfalls als Schwarzweiß-Reproduktion vor. Historische Rückschau hielt Fuldas langjähriger Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger. 1987 sei die kühne, aber auch nicht nur unumstrittene Idee der beiden Professoren Schrimpf und Gareis in die Tat umgesetzt worden.

Sowohl der wissenschaftliche Aspekt als auch das „stolze Fuldaer Selbstbewusstsein“ sei die Grundlage dieses ehrgeizigen Projektes gewesen, das für Fulda etwas ganz Besonderes ist. Hamberger dankte Professor Aris dafür, dass er über all die Jahre der Sache treu geblieben sei und Frau Dr. Pütz als „Stadthalterin“ für ihren unermüdlichen Einsatz in der Fortführung des Projekts. Die Rekonstruktion der „Bibliotheca Fuldensis“ sei ein „Gewinn für die Theologische Fakultät, die Bibliothek und Fulda im Ganzen“, betonte Hamberger. Wichtig sei es, dass die Geschichte der „Bibliotheca Fuldensis“, des Schatzes, den man besitzen kann, im Priesterseminar wieder sichtbar geworden ist. „Mögen sich viele an die große, ja großartige Geschichte dieser Fuldaer Bibliothek erinnern“, sagte Fuldas früherer OB, dessen Frau zwei Jahrzehnte lang den Vorsitz des Fördervereins inne hatte.

Besonderer Schatz

Auf andere Weise von einem „Schatz“ sprach Fuldas OB und Förderverein-Mitglied Gerhard Möller. „Es ist ein besonderer Schatz, dass die Bibliotheca Fuldensis in die Reihe der Dokumentationen zur Stadtgeschichte aufgenommen worden ist“. Damit werde das Wissen um diese herausragende mittelalterliche Bibliothek aufbewahrt und Interessierte neugierig gemacht. Möller dankte allen, die sowohl an der aktuellen Ausstellung als auch als Autoren am Buch mitgewirkt haben. Dank des Engagements Hambergers, Aris und Frau Pütz sowie nicht zuletzt des Rektors der Theologischen Fakultät, Professor Müller, werde das Projekt in das Bewusstsein der Stadt hineingenommen. Allen Leserinnen und Lesern der Ausgabe 29 der Reihe „Dokumentationen zur Stadtgeschichte“ wünscht Fuldas OB eine „faszinierende Lektüre und viele Impulse“.

Amüsant und kurzweilig ließ Professor Aris die Buchvorstellung ausklingen. Er erläuterte seinen Zuhörern im Audimax der Theologischen Fakultät, warum die Bibliothek entstanden sei. Niemand anderes als Bonifatius hatte die Fuldaer Mönche ermutigt und ihnen „beigebracht“, dass sie Bücher ausleihen sollten. Deshalb sind lateinische und griechische Klassiker im Büchereibestand überliefert worden, begründete Aris, damit die Benediktiner auf diese Weise „gut Latein lernen konnten“. Ihnen wurde freilich mit auf den Weg gegeben, keine Angst vor der Lektüre antiker Autoren zu haben.

Glauben mussten sie schließlich nicht das, was die Bücher enthielten. Welchen kostbaren Inhalt die Bände der „Bibliotheca Fuldensis“ hatten, beschrieb Aris am Beispiel des von Bonifatius verwendeten Victor Codex. Als Ministrant habe er ihn halten dürfen, als Erzbischof Johannes Dyba seinen Schwur als Bischof auf dem mittelalterlichen Werk abgeleistet habe. Später habe er den Victor Codex gelesen und die Großartigkeit dieses Werkes erfahren können. Nr. 29 aus der Reihe der „Dokumentationen zur Stadtgeschichte“ ist zum Preis von 12,90 Euro beim  Verlag Parzeller erschienen und im Buchhandel erhältlich. (mb)

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