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Ein Ahornbaum als Zeichen des Protests gegen B87n

Nüsterrasen. „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, dann würde ich heute ein Apfelbäumchen pflanzen“, mit diesem Luther zugeschriebenen Wort endete Pfarrer Johann Rüppel seine Andacht  anlässlich der Pflanzung keines Apfel-, aber eines Ahornbaumes, womit die Bürgerinitiative „Rettet die Rhön! – Alternativen zur B87n“ gemeinsam mit dem NABU gegen den geplanten Bau einer Bundesfernstraße durchs Biosphärenreservat Rhön von Fulda nach Meiningen protestierte. Als Zeichen der Bewahrung der Schöpfung und als Zeichen dafür, „dass Bäume für unser Klima wichtiger sind als eine große Straße“ charakterisierte Rüppel die Aktion.

Den Rhöner Bergahorn gesponsert hat der NABU-Kreisverband Fulda. Dessen Vorsitzender Volker Strauch kritisierte, es werde etwas geplant, das nicht zukunftsfähig sei: Eine Verkehrstraße quer durch die Rhön solle Autobahnen verbinden, in einem Land, das bereits das dichteste Autobahnnetz Europas hat. Während Windkraft in der Rhön von Verantwortlichen angeblich zum Schutz des Landschaftsbildes abgelehnt werde, würden Gewerbeparks und Straßen, die vom Bund bezahlt werden, als wünschenswert verkauft.

„Wir werden uns diese Landschaft nicht auch noch zerstören lassen. Wir stellen uns – mit diesem Baum – dem entgegen, für einen nachhaltigen Fortschritt!“, endete er. Reinhardt Kremer, der Vorsitzende der Bürgerinitiative, beschrieb anschaulich, wie die Landschaft durch den Bau der B87n unwiderruflich zerstört würde. Am Nüsterrasen beispielsweise, wo der Baum mit freundlicher Unterstützung der Gartenbaufirma Kopf aus Wüstensachsen gepflanzt worden ist, würde ein 80 bis 100 Meter breiter und 20 Meter tiefer Einschnitt den Weiler teilen.

Des weiteren berichtete Kremer vom Kontakt zu einer Bürgerinitiative, die sich für den Bau einer Ortsumgehung der B62 im Werratal  bei Bad Salzungen einsetzt. „20 000 Fahrzeuge fahren täglich an deren Häusern vorbei, doch die baureifen Planungen für eine zweistreifige Umgehung werden nicht umgesetzt, weil statt dessen das Geld für den Bau einer dreistreifigen Bundesstraße für 2000 Fahrzeuge (so die amtliche Zählung 2004 im Weidtal) vorgehalten wird.“

Der Vorsitzende erwähnte, dass die Idee für den Widerstandsbaum von einer Bürgerinitiative übernommen worden sei, die sich – mittlerweile erfolgreich – gegen den Bau der A4 bei Hattenbach-Olpe eingesetzt hatte. Michael-Serge Schindler von der BI, der die Aktion koordiniert hat, freut sich über die positive Resonanz. „Wir haben bereits das Geld für einen zweiten Widerstandsbaum gesammelt. Dieser soll nach Möglichkeit im thüringischen Bereich gepflanzt werden“, kündigt der Oberweider an. Dem „Netzwerk Stop A4“ war es nach der 13. Widerstandseiche gelungen, die Landesregierung von der finanziellen Sinnlosigkeit jenes Projekts zu überzeugen.

Informationen zur Bürgerinitiative:

Die Landesregierungen von Hessen und Thüringen planen, eine leistungsstarke Bundesfernstraße mitten durch das Biosphärenreservat Rhön zu bauen. Ziel des – nach neuesten offiziellen Zahlen – 240 Millionen Euro teuren Straßenbauprojektes ist es, die Autobahnen A71 und A7/A66 beiderseits der Rhön miteinander zu verbinden. Es sollen zukünftig bis zu 20.000 Fahrzeuge – vorwiegend überregionaler Fern- und Schwerverkehr – durch die Rhön rollen. Deren Lärm und Luftverschmutzung reist gratis mit durch die Rhön.

Allein für den mittleren Planungsabschnitt „Rhönquerung“ sind mehr als 1,7 Millionen m³ Erdbewegungen notwendig. Es ist der Bau von 80 Brücken sowie zahllosen Dämmen, Bergeinschnitten und einem Tunnel von 2,15 Kilometern Länge geplant. In dem fast unberührten Landschaftsbild der Rhön bedeutet dies nicht nur eine ungeheure Landschaftszerstörung, sondern auch die Zerstörung einmaliger artenreicher Lebensräume. Die Trasse raubt den Rhönern nicht nur Lebensqualität, sondern auch Zukunftschancen. In der Bürgerinitiative gegen den Bau der B87n haben sich Menschen zusammengeschlossen, deren Lebensumfeld durch die Trasse gefährdet wird und die nicht hinnehmen wollen, dass die Rhön durch den drohenden Transitverkehr zerstört wird.

Die Zielsetzung der Initiative ist es daher, Fakten über die Planungen zusammenzutragen, die Öffentlichkeit über die Konsequenzen  aufzuklären, einen breiten Protest gegen die Planungen aufzubauen und die Politik gemeinschaftlich zum Stopp der Planungen aufzurufen. Der Widerstand soll sich formieren, bevor (anders als beim aktuellen Großprojekt Stuttgart 21) die ersten Baumaßnahmen den Menschen die Dimension der Planungen  vor Augen führen.

Als Alternative zum Bau der geplanten Trasse sieht die Initiative ein die Fläche in der Breite erschließendes Gesamtkonzept für die Verkehre in der Rhön, das nicht einseitig auf Bündelungseffekte setzt und eine Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs einbezieht.  Um eine Verkehrsberuhigung stark belasteter Ortschaften zu erzielen, wäre der Bau einzelner Ortsumgehungen im Rahmen der vorhandenen Landesstraßen ausreichend. Diese würden den aktuellen Verkehr aus den Gemeinden nehmen, ohne zusätzlichen Transit- und Schwerlastverkehr in das Naturparadies Rhön zu bringen.

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