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Wasserkraftexkursion 2010 des Biosphärenreservates

Gersfeld. Wasserkraftbetreiber und interessierte Laien besuchten im Rahmen einer ganztägigen Busexkursion 4 Anlagen an der Haune und der Schwalm. Sowohl in der Vockenmühle bei Burghaun, der Brakmann-Mühle in Rothenkirchen sowie der ehemaligen Getreidemühle von Herrn Nieding in Unterhaun konnten die Exkursionsteilnehmer Francisturbinen in Augenschein nehmen. Desweiteren stand die Roggenmühle von Fritz Schmidt in Kirchhain auf dem Besuchsprogramm. Die Vockenmühle wurde bereits 1446 erstmalig urkundlich erwähnt. Bis in die 1980er Jahre wurde sie als Malmühle betrieben.

Bereits seit 1902 erzeugen Turbinen dank der Haune elektrischen Strom. Eine Besonderheit ist die Lage des Mühlenanwesens. Hinter Burghaun verengt sich das Haunetal, so dass sich im Bereich der Mühle Hochwasserstände von bis zu 3 m aufbauen. Zum Leitwesen des Betreibers kommt das Hochwasser in solchen Situationen sehr schnell, schnell ist das Wasser aber auch wieder abgeflossen. Während sich die Wasserkraftanlage der Vockenmühle in einem gepflegten und sanierten Zustand befindet, wartet auf Herrn Brakmann Arbeit. Der Sandschliff hat über die Jahrzehnte hinweg der Mühlenanlage zugesetzt. Eine Sanierung oder Erneuerung steht an. Brakmann überlegt, hier einen neuen Turbinentyp, nämlich eine Brümerturbine, einzubauen. Auch bei dieser Anlage handelt es sich um eine ehemalige Getreidemühle, die Jahrhunderte alt ist.

Auch die dritte Anlage, die Wasserkraftanlage in Unterhaun von H.-J. Nieding wurde bis 1972 als Getreidemühle betrieben. Bereits seit 1970 arbeitet die Anlage mit einer Francisturbine. 35 KW-Leistung hat der Generator. Damit lassen sich am Standort immerhin 240.000 KWh Strom pro Jahr erzeugen. Rechnet man die Jahresleistung der drei besuchten Wasserkräfte an der Haune zusammen, so ergibt sich eine jährliche Stromerzeugung von 515.000 KWh. Diese Strommenge reicht aus, durchschnittlich über 200 Haushalte ganzjährig mit Strom zu versorgen.

Zum Abschluss stand die Rockenmühle von Kirchheim auf dem Programm. Mit einer Malkapazität von nur 2 Tonnen täglich ist sie eine der letzten kleineren Getreidemühlen in der Region. Auch diese Mühle wird über eine Turbine, welche allerdings nur eine Leistung von 5 KW hat, betrieben. Zusätzliche Energie liefert ein Synertec-Blockheitzkraftwerk. Die 4geschossige Getreidemühle war der Höhepunkt der Exkursion. Gut nachvollziehbar konnten die Teilnehmer erleben, wie in zahlreichen Arbeitsschritten aus Getreide ein hochwertiges Mehl entsteht und die Veredlungsschritte über drei Stockwerke führen, während im Keller die Turbine schnurrt.

Seit 1996 bietet das Biosphärenreservat Rhön jährlich diese Fachexkursion im Rahmen der Bildungsarbeit an, welche insbesondere von heimischen und überregionalen Wasserkraftbetreibern zum Ideen- und Gedankenaustausch rege genutzt wird. Das Biosphärenreservat möchte diese Veranstaltungen dazu nutzen, um auf die Bedeutung der Wasserkraft im Mix der regenerativen Energien hinzuweisen. Wasserkraftnutzung gehört seit Jahrhunderten zum ländlichen Raum und überzeugt, nicht zuletzt durch ihre Langlebigkeit.

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