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1. Fachtag des Projektes „Gute Arbeit für Alleinerziehende“ der Neuen Arbeit Vogelsberg gGmbH

Alsfeld. Zum 1. Fachtag „Perspektiven für Alleinerziehende“ hatte das Projekt „Gute Arbeit für Alleinerziehende“ der Neuen Arbeit Vogelsberg gGmbH nach Alsfeld eingeladen. Gut 70 Gäste und Vertreter von sozialen Einrichtungen, des Kreises, des Jugendamtes, der Kommunalen Vermittlungsagentur sowie zahlreiche alleinerziehende Frauen und zwei Männer unterstrichen die Relevanz des Themas in der öffentlichen Diskussion. Was früher noch soziales Stigma war – und in ländlichen Gegenden teilweise immer noch ist -, muss zunehmend als gesellschaftliche Realität wahrgenommen werden: 20% aller Familien in Deutschland sind sogenannte „Ein-Eltern-Familien“.

In seiner Eröffnungsansprache betonte Christoph Geist, Geschäftsführer der Neuen Arbeit Vogelsberg gGmbH, dass Alleinerziehende keineswegs aus dem Thema „Familie“ herausfallen, sondern dass überall dort, wo Kinder mit dabei seien, von einer Familie gesprochen werden könne. Anett Wunderlich, bei der Neuen Arbeit verantwortlich für die Ausbildung „Kindertagesmutter/-vater“, übernahm die Moderation des Tages und begrüßte zum ersten Fachvortrag Ingrid Kruppa vom Landesverband alleinerziehender Mütter und Väter e.V. (VAMV). Sie forderte alle diejenigen auf, die die Chancen Alleinerziehender verbessern wollten, die Heterogenität dieser Gruppe zu berücksichtigen. Es sei z.B entscheidend in welchem Alter die Kinder seien und welche Erwerbsbiografie vorhanden sei.

Im Anschluss daran belegte Frau Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe von der Gießener Justus-Liebig-Universität anhand zahlreicher Studien, dass fast die Hälfte aller Frauen in Deutschland eine oder mehrere Phasen in ihrem Leben als Alleinerziehende zu bewältigen haben und dass diese Situation ein großes Armutsrisiko bedeutet. Dies liege oftmals an fehlenden Unterhaltszahlungen der Kindesväter, sowie an der mangelnden Integration alleinerziehender Mütter in den Arbeitsmarkt. Die Referentin betonte, dass eine Berufsausbildung den Übergang und Verbleib im ersten Arbeitsmarkt erleichtere und riet dazu, an den Stärken der Alleinerziehenden anzusetzen, um ihnen und ihren Kindern zu Bildungs- und Chancengerechtigkeit zu verhelfen.

Als Alleinerziehende, die es nach dem Bezug von Hartz IV zurück in den ersten Arbeitsmarkt geschafft hat, nahm Ramona Fahrenbach an der anschließenden zweistündigen, intensiven Podiumsdiskussion teil. Ihre Einstellung: „Nicht jammern, sondern die Ärmel hochkrempeln. Und nicht nur vom Arbeitgeber Flexibilität fordern, sondern selbst auch flexibel sein. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen.“ Um einen Arbeitplatz zu finden und dort mit Erfolg tätig zu bleiben, brauche es neben institutioneller und familiärer Unterstützung auch viel Mut. Auch sie betonte die Bedeutung ihrer Berufsausbildung für ihre Integration in den ersten Arbeitsmarkt.

Mit einem Improvisationstheater verdeutlichten nach der Mittagspause Alleinerziehende selbst ihre Situation: Erfahrungen mit Ämtern wurden eindrucksvoll in Szene gesetzt. Forderungen und Wünsche, die die Teilnehmer des Fachtages an Wirtschaft, Politik und soziale Einrichtungen formulierten, hatten ihren Schwerpunkt auf Verbesserungsvorschlägen bezüglich der Angebote von Kinderbetreuung, auf Vereinfachungen der Antragsverfahren bei Unterstützungsleistungen von Ämtern, sowie der Forderung nach finanziellem Ausgleich für die Erziehungsarbeit.

Um diese Ziele weiter zu verfolgen will das Projekt GAfA seine Aktivierungs- und Qualifizierungsangebote für Alleinerziehende ausbauen und ein „Netzwerk für Alleinerziehende“ etablieren. Die Zusammenarbeit mit Institutionen und Netzwerken im Vogelsberg, aber auch mit Arbeitgebern und politischen Gremien soll intensiviert werden, sodass eine ergebnisorientierte Lobbyarbeit ermöglicht wird und die Belange Alleinerziehender sowohl an die Öffentlichkeit getragen werden als auch auf die politische Ebene vorrücken. Ein zweiter Fachtag ist bereits in Planung. Weitere Informationen unter Tel: 06631 / 9641-0, info@neue-arbeit-vb.de.

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