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Versorgung von Frühgeborenen im Klinikum Fulda vorerst gesichert

Fulda. Nach den aktuellen Zahlen wird die Kinderintensivstation des Klinikums Fulda „aus eigener Kraft“ die vom sogenannten „Gemeinsamen Bundesausschuss“ (GBA) in Berlin festgesetzte Mindestmenge der Behandlung von mindestens 30 frühgeborenen Babys unter 1.250 g Geburtsgewicht im Jahr 2010 erfüllen. Dadurch ist der Bestand dieser für die Region Osthessen unverzichtbaren Einrichtung, die die Frühgeborenenversorgung auf höchstem Niveau sicherstellt, auch 2011 gesichert. Gestern hat Herr Sozialminister Stefan Grüttner zugesagt, bei vorübergehender Unterschreitung dieser Mindestzahl den Bestand der Fuldaer Kinderintensivstation durch eine Ausnahmegenehmi­gung sicherzustellen. Dies ist nur möglich, da im Klinikum Fulda die Qualität der Behandlung in diesem Bereich sich deutlich über dem Landes- und dem Bundesdurchschnitt bewegt.

„Wir danken allen Personen und Institutionen, die auf Regional-, Landes- und Bundesebene sich aktiv und erfolgreich für den Bestand unserer Kinderintensivstation eingesetzt haben“, erläuterte Harald Jeguschke, Vorstandsvorsitzender des Klinikums Fulda. Auch Oberbürgermeister Gerhard Möller zeigte sich erleichtert über das Ergebnis: „Ich bin hocherfreut und glücklich, dass die Bemühungen Vieler Erfolg getragen haben. Der hohe Leistungsstand unserer Kinderklinik – bezogen auf die Neonatologie – kann für viele Betroffene wirksam werden. Die Überzeugungsarbeit der Klinikverantwortlichen zur Qualität unserer Kinderklinik hat sich ausgezahlt.“

Jetzt müssen alle Anstrengungen unternommen werden um in Zukunft zu verhindern, dass der praktisch keiner parlamentarischen Kontrolle unterliegende Gemeinsame Bundesausschuss als oberstes Beschlussgremium der sogenannten „gemeinsamen Selbstverwaltung“ im Gesundheitswesen künftig nicht mehr Regelungen für unser international hervorragendes Gesundheitswesen in Deutschland festlegt, die die erfolgreiche und nachweislich auch notwendige Behandlung der Patienten behindert oder sogar verhindert. Gerade am GBA-Beschluss zur Versorgung von frühgeborenen Babys wird überdeutlich, dass die ausschließliche Fixierung auf Mindestmengen weder medizinisch, noch wissenschaftlich, noch gesellschaftlich haltbar ist. Gerade in diesem Fall müssen auch andere Indikatoren, wie z. B. Qualitätsbewertungen, in eine solche Regelung mit einfließen.

Die Fuldaer Kinderintensivstation erbringt ihre Leistungen nachweislich in der Qualität deutlich über dem Landes- und dem Bundesdurchschnitt. Damit kann sie sich jederzeit mit den besten Kinderintensivstationen in Deutschland messen. Der Anteil der Frühgeborenen, die in Fulda während der Jahre 2005 – 2009 überlebt haben, lag bei allen Gewichtsgruppen höher als im hessischen Landesdurchschnitt. Betrachtet man nur die Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1250g, so lag deren Mortalität (Sterblichkeit) in Fulda bei 9%, im hessischen Landesdurchschnitt bei 18%. Trotz eines relativ höheren Anteils leichterer und unreiferer Kinder in Fulda und der höheren Überlebensraten waren typische Frühgeborenenkomplikationen, wie Hirnblutungen oder Augenschäden bei den überlebenden Frühgeborenen seltener, als im hessischen Landesdurchschnitt.

Die Erfolgszahlen zeigen, dass eine ausschließliche Betrachtung von Mindestmengen nicht der richtige Indikator sein darf. Im Vordergrund muss immer auch die Qualität und somit das Wohl der Patienten stehen. „Bei Verlust der „Level 1“-Versorgung würde ein Perinatalzentrum wegfallen, das hinsichtlich Überlebenschancen, Komplikationsvermeidung und Entwicklungsverlauf bei extrem unreifen Frühgeborenen eine besonders gute Ergebnisqualität aufweisen kann“, erläuterte Prof. Dr. Reinald Repp, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin.

Von den derzeit 11 in Hessen als „Level 1“ ausgewiesenen Perinatalzentren liegen nur 5 über der vom Gemeinsamen Bundesausschuss festgelegten Mindestmenge von 30 Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1250g. Zu Fulda nächstgelegen wären die Kliniken in Frankfurt (Uniklinik, Bürgerhospital), Gießen und Kassel sowie Würzburg jenseits der Landesgrenze. „Keine dieser Kliniken wäre mit einer Fahrzeit von weniger als einer Stunde zu erreichen, was fatale Folgen hätte“, so Prof. Repp weiter. Es müssen jetzt alle politischen und im Gesundheitssystem verantwortlich tätigen Kräfte konzentriert werden, um möglichst schnell auf der Bundesebene dem Gemeinsamen Bundesausschuss entsprechende Strukturvorgaben zu seiner Arbeit zu machen und eine parlamentarische Kontrolle seiner Tätigkeit zu ermöglichen.

„Wir laden hiermit ausdrücklich Herrn Bundesgesundheitsminister Rösler zu uns nach Fulda ein um ihm die Möglichkeit zu geben, sich vor Ort von unserer außergewöhnlich guten Arbeit im Bereich der Frühgeborenenversorgung zu überzeugen und damit weitere Argumente zu bekommen, um aus dem zuständigen Bundesgesundheitsministerium heraus die Rahmenbedingungen für den Gemeinsamen Bundesausschuss sachgerecht weiterzuentwickeln“, so Jeguschke.

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