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Biosphärenreservat Rhön erreichte im letzten Jahr mit vielfältigen Veranstaltungen 18 500 Gäste

Zella. Die Thüringer Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön führte im vergangenen Jahr, zum Teil auch in Zusammenarbeit mit ihren Partnern, 133 Veranstaltungen durch, zu denen rund 18 500 Gäste kamen. Diese Bilanz zog jetzt der Leiter der Thüringer Verwaltungsstelle, Karl-Friedrich Abe. Die Vereinten Nationen hatten das Jahr 2010 zum „Internationalen Jahr der Artenvielfalt“ erklärt. Damit wurde auf den weltweit akut drohenden Verlust der biologischen Vielfalt von Tieren und Pflanzen aufmerksam gemacht. „Die Biodiversität nimmt weltweit stetig ab. Schätzungen gehen davon aus, dass täglich 150 Arten aussterben, für immer verschwinden. Der Verlust des Lebensraums gehört heute zu den wichtigsten Bedrohungen der Arten – verursacht durch gravierende Umweltveränderungen wie Klimaerwärmung, Verschmutzung der Lebensräume, Überdüngung, Überfischung, Jagd, Ausbeutung der Ressourcen und die Ausbreitung gebietsfremder Arten“, erklärt Abe.

Um diese globale Aufgabe regional zu unterstützen, habe die Biosphärenreservatsverwaltung im vergangenen Jahr vielfältige Initiativen ergriffen. Zu nennen seien hier Vorträge, geführte Exkursionen und ein speziell für Kinder gestaltetes computergestütztes Quiz, welches das Informationszentrum in Zella nun bereichert. Eine Nistkastenwand mit verschiedenen Nistkästen und Bauanleitungen sowie ein Insektenhotel wurden am Tag der Biodiversität im Klostergarten Zella vorgestellt.

Um den Deutschen Edelkrebs, der noch bis in die 70er-Jahre in der Ulster und einigen ihrer Nebenflüsse vorkam, wieder heimisch werden zu lassen, wurde von der Biosphärenreservatsverwaltung ein mehrjähriges Krebsprojekt gestartet. Nachdem ausgiebige Voruntersuchungen der potentiellen Gewässer abgeschlossen waren, wurden im Herbst 200 erwachsene und 600 einjährige Edelkrebse ausgesetzt. Auch mit diesem Projekt werde versucht, die Artenvielfalt in der Rhön zu erhalten und zu bereichern.

„Mehlschwalben und Mauersegler haben es zunehmend schwerer, eine geeignete Nistgelegenheit zu finden, da bei Sanierungsarbeiten an den Gebäuden die Schlupflöcher für Vögel verschlossen werden. Um neue Nistangebote zu schaffen, wurden im November mit Mitteln des Biosphärenreservats und mit Unterstützung der Gemeinde Helmershausen die ersten Vogeltürme der Rhön mit künstlichen Nestern für Mehlschwalben und Nistgelegenheiten für Mauersegler sowie mit Einfluglöchern für Fledermäuse aufgestellt“, nennt Karl-Friedrich Abe einen weiteren Baustein, um die Biodiversität zu erhalten. Helmershausen habe damit einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz im Dorf geleistet und habe nun auch eine touristische Attraktion zur Vogelbeobachtung.

Gemeinsam mit der Gemeinde, den Vereinen des Ortes, der Kirchgemeinde und dem Meininger Briefmarkensammlerverein wurden im September die nunmehr 5. Naturerlebnistage veranstaltet. Sie standen unter dem Motto „20 Jahre Nationalparkprogramm für den Osten Deutschlands“, „Internationales Jahr der Biodiversität“ und waren ein Beitrag zu den „Thüringer Aktionstagen für die UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung“. An den 20 verschiedenen Angeboten an diesem Festwochenende nahmen rund 1 000 Besucher teil.

Um das traditionelle und mit der Rhön sehr eng verbundene Schnitzerhandwerk zu fördern, unterstützte die Verwaltung des Biosphärenreservats das 11. Rhöner Holzbildhauersymposium und damit auch den seit zehn Jahren erstmals wieder angebotenen Meisterlehrgang der Empfertshäuser Schnitzschule durch die Bereitstellung von Eichenstammholz. Sechs angehende Holzbildhauermeister arbeiteten eine Woche im Garten der Propstei in Zella, um Figuren zum Thema „Mensch und Tier“ aus den Baumstämmen herauszuschnitzen.

Anschließend wurden die Kunstwerke von einer kleinen Jury unter der Leitung des Holzbildhauers Steffen Kranz bewertet. Den ersten Platz belegte Christoph Mencke mit seinem Kunstwerk „Die Wächterin“. Diese Figur wurde am Naturerlebnistag vom Biosphärenreservat angekauft, und sie bildet nun den Grundstein des geplanten Skulpturenweges vom Premium- Wanderweg DER HOCHRHÖNER über den Standort der Schnitzschule in Empfertshausen zum Informationszentrum nach Zella.

Wie schon bei den letzten Naturerlebnistagen in Helmershausen habe es auch in Zella zwei Sonderstempel gegeben, eine Sonderbriefmarke und Schmuckkarten. Ein Briefumschlag mit der Barockkirche des Ortes ergänzte das Sortiment. Zur Würdigung des Nationalparkprogramms von 1990, mit dem auch die thüringische Rhön als Biosphärenreservat ausgewiesen wurde, gab es eine spezielle Jubiläumskarte mit Fotos der „14 Kinder des Nationalparkprogramms“ (fünf Nationalparke, sechs Biosphärenreservate und drei Naturparke), einem Vorwort von Prof. Dr. Michael Succow (Träger des Alternativen Nobelpreises) und den Sonderstempeln „Frauenschuh – Orchidee des Jahres“ und „Zella/Rhön“.

„Das Biosphärenreservat Rhön hat einen großen Reichtum an Pflanzen- und Tierarten und einen großen Schatz an alten und ursprünglichen Apfel-, Birnen- und Pflaumensorten. Über 170 Apfel-, 38 Birnen- und 12 Pflaumensorten gibt es in der Rhön. Im thüringischen Teil sind es 124 Apfel-, 25 Birnen- und 7 Pflaumensorten. In den Sortengärten bei Dörrensolz und Kaltensundheim findet man über 112 verschiedene Apfelsorten“, zählt Abe auf.

Die Pflege und Erhaltung des Arten- und Sortenreichtum sei eine wichtige Aufgabe der Biosphärenreservatsverwaltung und des Landschaftspflegeverbandes „Biosphärenreservat Thüringische Rhön“ e.V. zur Bewahrung der Genreserven der Region. Gerade die Streuobstbestände bieten bis zu 5 000 verschiedenen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat. Damit sei der Schutz und die Nutzung des heimischen Streuobstes ein ganz wichtiger Beitrag im Internationalen Jahr der Biodiversität gewesen.

Unter dem Motto „Rhöner Apfelsaft – selbst gemacht – mit Auge und Ohr, mit Nase und Mund die Region entdecken und erschmecken“ wurden im vergangenen Jahr rund drei Tonnen heimische Äpfel zu leckerem Saft verwandelt. Über 1 400 Kinder in mehr als 17 Kindergärten und sieben Schulen konnte mit Hilfe der mobilen Saftpresse der Schatz der Rhön, die Bedeutung der Arten- und Sortenvielfalt, näher gebracht werden. Mit den Rhöner Junior- Rangern gab es ein vielfältiges und interessantes Programm. Fast jeden Monat war etwas Neues zu entdecken. So konnten die jungen Naturschützer die Nistkästen der Wasseramsel kontrollieren, bauten Nistkästen für die Haselmaus und versuchten unter Anleitung der Angler an den Teichen der Grimmelbach ihr Glück beim Fischen.

Das Informationszentrum in Zella wurde von 5 155 Gästen besucht. Das war eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um das 1,7 fache und gegenüber 2008 sogar um das 2,4 fache. Der Abteilungsleiter Forsten und Naturschutz im Thüringer Umweltministerium, Prof. Dr. Thöne, besuchte im Herbst das Biosphärenreservat Rhön und informierte sich dabei über die unterschiedlichsten Projekte. 50 Studenten des deutsch-französischen Planungsseminars für Raum- und Umweltplanung statteten der Rhön einen Besuch ab. Von besonderem Interesse waren Planungs- und Ablaufstrukturen bei der Vorbereitung und Umsetzung von Projekten.

„Miteinander reden – voneinander lernen“ – das ist das Motto der Erfahrungsaustausche, zu denen sich zweimal im Jahr die Leiter der 16 deutschen Modellregionen treffen. Im April war der thüringische Teil der Rhön Gastgeber dieser Begegnung. Eine Exkursion führte vom Katzenstein zum Informationszentrum in die Propstei nach Zella, und am Abend hatte der Thüringer Umweltminister Jürgen Reinholz Partner des Biosphärenreservats zum Regionalen Abend in den Schalander der Rhönbrauerei nach Kaltennordheim eingeladen.

Auch im europäischen Ausland wurde kräftig Werbung für die deutschen Biosphärenreservate und damit auch für die Rhön gemacht. In der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommerns in Brüssel wurde eine Ausstellung mit dem Titel „UNESCO-Biosphärenreservate – Modellregionen von Weltrang“ eröffnet.

Der am weitesten gereiste Gast kam aus dem Mornington Peninsula Biosphere Reserve in Australien, um sich in der Rhön die verschiedensten Projekte anzusehen und Anregungen für „Down Under“ mitzunehmen.

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