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Trennungs- und Scheidungsratgeber ist in 3. Auflage erschienen

Fulda (hm). „Wenn alle Stricke reißen“ – Der Trennungs- und Scheidungsratgeber ist in 3. Auflage erschienen und im Bürgerbüro der Stadt Fulda erhältlich. „Es war eine schwere Geburt – den richtigen Zeitpunkt für die Neuauflage zu bestimmen. Immer wieder standen gesetzliche Änderungen im Raum, die wir noch einarbeiten wollten – gleichzeitig kam von den Beratungsstellen immer drängender der Ruf nach der Neuauflage“, beschreiben die Autorinnen um die Fuldaer Frauenbeauftragte das Dilemma. Zum Jahresende wurde der Schlussstrich gezogen, als der Bundesrat die Reform von Hartz IV vorerst gestoppt hatte. „Wir müssen mit den ständigen Änderungen leben – jetzt wird gedruckt.“
Wichtige Informationen zum Thema

Die häufigsten Beratungsanfragen im Frauenbüro betreffen seit Jahren die Problemstellungen rund um das Thema Trennung und Scheidung. „Frauen wollen oft wissen, was im Falle einer Trennung überhaupt auf sie und die Kinder zukommt, welche Beratungsangebote es für die verschiedenen Problemstellungen gibt, wer in akuten Notfällen helfen kann, wann es sinnvoll ist, sich rechtzeitig anwaltliche oder auch sozialpädagogische Hilfe zu holen u.v.m.“ Um diesem großen Bedarf Rechung zu tragen, wurde der Trennungsratgeber sehr umfassend konzipiert. „Frauen sollen sich anhand der Broschüre eine Checkliste machen, welche Fragestellungen in ihrer persönlichen Situation von Bedeutung sind und dies dann konkret mit Ihrer Anwältin bzw. ihrem Anwalt besprechen. Alles was im Scheidungsverfahren nicht zufrieden stellend geregelt wurde, begegnet uns in den Beratungssituationen zu den Trennungs- und Scheidungsfolgen wieder. Das kann sich über Jahre hinziehen.“

Dem Schritt zur Trennung geht in der Regel schon ein langer schmerzhafter Prozess voraus, in dem sich die Frauen mit Fragen zu ihrer Trennung, der finanziellen Unsicherheit, eventuell drohendem sozialen Abstieg auseinandergesetzt haben. Die Auswirkung auf die Entwicklung der Kinder wird hinterfragt wie auch die eigene Angst vor dem Alleinleben. Besonders schwierig gestaltet sich die Situation der Frauen, die überraschend mit der Trennung durch den Ehemann konfrontiert werden. Sie müssen sich plötzlich umorientieren und haben es ungleich schwerer, eine neue Lebensperspektive zu finden und ihre Existenz neu zu gestalten.

Die Broschüre ist mit Blick auf die Frauen entwickelt worden, da sie in Trennungssituationen neben den meist für beide Seiten schmerzhaften persönlichen Erfahrungen auch noch besonderen materiellen und existentiellen Belastungen ausgesetzt sind, erläutert Fuldas Frauenbeauftragte Hildegard Hast: „Viele haben für die Familie ihre Erwerbstätigkeit aufgegeben bzw. soweit eingeschränkt, dass sie nicht über ein eigenes Existenz sicherndes Einkommen verfügen, sondern vielmehr von Unterhaltsleistungen und staatlicher Unterstützung abhängig sind. Frauen müssen ihre Rechte kennen, um ihre Interessen, die auch meistens die Interessen der Kinder mit einschließen, durchsetzen zu können.“

Eine ungewisse Zukunft macht Angst
Jeder Schritt in eine ungewisse Zukunft macht Angst. Das kennt auch Monika Möller-Schneider (Pro Familia) aus der alltäglichen Beratungsarbeit. „Oft beruht ein Teil der Unsicherheit auf mangelnder Information. Dem wollen wir mit dieser Broschüre abhelfen. Sie soll Frauen einen Überblick verschaffen, was alles in einem Trennungs- und Scheidungsverfahren von Bedeutung sein kann.“

Warum die Broschüre dem Thema „Wenn Gewallt im Spiel ist“ einen besonderen Beitrag widmet, erläutert Birgit Schmidt-Hahnel von der Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt des SkF. Sie weist auf den Zusammenhang von Trennung und Gewalterfahrung hin: „Häusliche Gewalt ist ein zentraler Grund, warum sich Frauen oftmals nach jahrelangem Stillschweigen und vergeblichem Hoffen auf eine gewaltfreie Partnerschaft von ihren Männern trennen wollen. Gerade in dieser schwierigen Situation ist es notwendig, Frauen über ihre Rechte zu informieren und sie auf ihrem Weg aus der Gewalt zu unterstützen.“

Oft ist es schwer abzuschätzen, ob einvernehmliche Regelungen möglich sind und ob sie auch dauerhaft tragen. „Gerade weil auf beiden Seiten so viele verletzte Gefühle und enttäuschte Erwartungen vorliegen, lässt sich hier selten eine Prognose stellen. Von daher ist es ganz wichtig, dass die rechtliche Situation abgeklärt ist. Hier erleben wir immer wieder Überraschungen und wir wollen dazu beitragen, dass den Frauen klar ist, auf welche Risiken sie sich ggf. einlassen. Deshalb ist uns auch der ausführliche Hinweis auf das Mediationsverfahren (Streitschlichtungsverfahren) so wichtig“, betont die Frauenbeauftragte.

Gute, fachkundige Beratung
Auch Oberbürgermeister Gerhard Möller weist darauf hin, dass diese Broschüre nicht die fachkundige Beratung durch eine Rechtsanwältin bzw. einen Rechtsanwalt ersetzt. „Aber ohne die fachliche Unterstützung durch die Rechtsanwältinnen Dorothee Hauck-Hiersch und Eva Wisser-Esmaty hätte diese Broschüre nicht herausgegeben werden können. Ich danke ihnen wie auch den Beraterinnen Monika Möller Schneider (Pro Familia) und Birgit Schmidt-Hahnel (SkF) für das große Engagement unter der Regie des Frauenbüros“.

Als jahrelang tätige Familienrechtsanwältin hält Eva Wisser-Esmaty es für besonders wichtig, dass ein breites Publikum durch den Trennungsratgeber erreicht wird. „Insbesondere wünschen viele Betroffene eine Vorinformation für den Fall der Trennung bzw. eine schriftliche Information für die Konsequenzen einer eingetretenen Trennung, die wir im Ratgeber zusammengestellt haben.“ Für sie sind alle in der Broschüre angesprochenen Gesichtspunkte sehr wichtig, „insbesondere natürlich Unterhaltsfragen, die sich sofort nach der Trennung erfahrungsgemäß als regelungsbedürftig erweisen“.

Rechtsanwältin Dorothee Hauck-Hiersch, die weitere Mitautorin, vergleicht die Broschüre mit einer „Medizinischen Vorsorgeberatung“. „Sie soll Angst nehmen, Kosten sparen, auf die Gespräche bei den Anwältinnen bzw. Anwälten vorbereiten, die dann aus ihrer Erfahrung beurteilen können, welche Schritte aufgrund der jeweils spezifischen Situation von besonderer Wichtigkeit sind. Sie ist eine Richtschnur, anhand derer überprüft werden kann, welchen Fachleuten welche konkreten Fragen zu stellen sind, damit keine falschen Entscheidungen getroffen werden. Darüber hinaus sensibilisiert sie die Frauen für alle mit der Trennung zusammenhängenden Fragestellungen.“ Hinweise auf ein vielseitiges Beratungsangebot und wichtige Anlaufstellen helfen sich zu orientieren. Ein breit gefächertes Literaturverzeichnis bietet Anregungen für Erwachsene und Kinder/Jugendliche.

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