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Dr. Fennel (CDU): Keine weitere Zentralisierung der medizinischen Versorgung

Hünfeld. Auf einem Irrweg befindet sich der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Dr. Thomas Spies mit seinen Vorstellungen zur Sicherung einer medizinischen Versorgung im ländlichen Raum. Diese Auffassung vertritt Hünfelds Bürgermeister Dr. Eberhard Fennel und verweist dabei auf die negativen Erfahrungen, die das Hünfelder Land mit der Zentralisierung der ärztlichen Bereitschaftsdienste an Wochenenden bereits gemacht hat. Wenn der SPD-Politiker den Ausbau medizinischer Versorgungszentren fordere, dann sei dies gerade kontraproduktiv für eine flächendeckende ortsnahe Versorgung in ländlichen Räumen.

Für jedes medizinische Versorgungszentrum mit mehreren Arztpraxen, die sich meist in zentralen Standorten wie Fulda ansiedelten, gingen ebenso viele Arztpraxen in der Fläche verloren, weil die Anzahl der Arztsitze durch die Vorgaben der Kassenärztlichen Vereinigung nicht erhöht werden könne, wenn in einem Kreis die Kopfzahl an niedergelassenen Ärzten in den einzelnen Fachrichtungen erreicht sei. Konkret bedeute dies, ein neues Versorgungszentrum in Fulda mit fünf neuen Praxen setze die Aufgabe von fünf Arztsitzen in der Rhön, dem Hünfelder Land oder im Süden und Westen des Kreises voraus. Was dies für Folgen für die Qualität der ortsnahen Versorgung habe, hätten hilfesuchende Patienten im Hünfelder Land seit 2009 erfahren können, als die Wochenendbereitschaftsdienste in Fulda zentralisiert worden seien.

Dr. Fennel empfiehlt dem gesundheitspolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Spiel, tatsächlich einmal das Gespräch mit betroffenen Patienten zu suchen, die beispielsweise mit öffentlichem Personennahverkehr aus einem kleinen Dorf in den Randlagen des Kreises den beschwerlichen Weg bis zu einem Praxen-Zentrum aufnehmen und von dort zu einer Apotheke und wieder nach Hause gelangen müssten. Dies sei einschließlich der Wartezeit häufig genug die Strapaze einer Tagesreise, die kranken Menschen dabei zugemutet werde. In der Frage der medizinischen Versorgung gehe es nicht um Nebensächlichkeiten, sondern zentrale Fragen der Daseinsvorsorge, betont Dr. Fennel.

Unkritisch wiederhole Dr. Spies von der SPD die Thesen des gesundheitspolitischen Sprechers der SPD-Bundestagsfraktion, Prof. Dr. Karl Lauterbach, der als Aufsichtsrat der privaten Rhönkliniken-Gruppe offenbar auch das Geschäftsmodell dieser Klinikkette unterstütze. In allen Diskussionen zu dieser Frage propagiere der Rhönklinikum-Konzern die die Notwendigkeit der Bildung solcher zentralen Arztpraxen-Zentren möglichst in der Nähe großer Kliniken als Lösung der Versorgungsprobleme. Dies diene aber weniger einer flächendeckenden Versorgung der Menschen, sondern eher den großen Kliniken selbst, für die Lauterbach als Aufsichtsrat der Rhönkliniken als Lobbyist in Erscheinung trete.

Vielmehr sei ein Umsteuern der Politik und der Kassenärztlichen Vereinigungen erforderlich, dass solche Versorgungszentren an zentralen Standorten nicht auch noch finanziell massiv gefördert würden, sondern dass die wirtschaftliche Grundlage von Praxen und Praxisgemeinschaften in den ländlichen Räumen nah am Patienten unterstützt würde. Gegenwärtig geschehe genau das Gegenteil durch die Gesundheitspolitik, aber besonders durch die strukturelle Verteilung der Budgets durch die Kassenärztlichen Vereinigungen.

Gefährlich ist aus Sicht von Bürgermeister Dr. Fennel auch der Vorschlag des SPD-Gesundheitspolitikers, dass Landkreise und Kommunen sich dann auch noch finanziell an solchen zentralistischen Strukturen beteiligen sollten. „Was will die SPD den Städten und Gemeinden noch alles zumuten?“, fragt Dr. Fennel. Dafür hätten finanzschwache Kommunen sicherlich keinen Gestaltungsspielraum. Es sei ausreichend Geld im Gesundheitssystem vorhanden. Es müsse aber mehr Kompetenz dafür aufgewandt werden, dass die vorhandenen Mittel sinnvoller eingesetzt und verteilt würden, damit künftig weniger im System versickere, sondern der Nutzen für die Patienten gerade im ländlichen Raum verbessert werde.

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