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“The Kings Speech – Die Rede des Königs” – Kammerspiel zweier großer Schauspieler – Rezension von Thomas Bayer

Fulda. Der große Favorit für die Oscarverleihung „The Kings Speech – Die Rede des Königs“ läuft nun im Fuldaer Cinestar. Bereits bei der Berlinale war dieser Film der Publikumsliebling.

Inhalt: England 1925: Albert, Herzog von York und zweiter Sohn der englischen Königsfamilie hat ein Problem, er stottert. Bei seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen versagt er. Sein Vater, der König, wird darüber immer ungehaltener. Zumal viele Botschaften über das Radio gesendet werden.

Albert hat so viel ausprobiert, war bei so vielen angeblichen Spezialisten und Ärzten, doch niemand konnte ihm helfen. Da stößt seine Frau bei der Lektüre der  Zeitung auf die Anzeige eines Sprachtherapeuten. Ihre letzte Chance wie sie glaubt.

Sie macht sich auf den Weg zum exzentrisch wirkenden Lionel Logue (fantastisch gespielt von Geoffrey Rush.) Logue´s Methoden sind ungewöhnlich, muten seltsam ja fast lächerlich an und doch verbindet die beiden großen Männer sehr schnell eine tiefe Vertrautheit. Des öfteren wird Albert die Therapie abbrechen und dennoch findet er immer wieder den Weg zurück.

Als der König stirbt und England 1938/39 kurz vor einem Krieg mit Nazi-Deutschland steht wird das Ausmaß von Alberts Behinderung immer augenscheinlicher. Sein Bruder David, der neue König von England, will eine verheiratete Frau ehelichen, was unmöglich ist. Da fassen Regierung und Armee den Plan ihn auf den Königsthron zu setzen. Letztlich kommt es zur großen Rede des Königs, der nie einer sein wollte, an sein Volk.

Dieser Film ist ein Abbild seiner Zeit, der späten 20er und 30er Jahre. Zunächst denkt man, es würde bei dem steifen aristokratischen Gehabe bleiben und so dem Film an der Entfaltung hindern, doch weit gefehlt. Geoffrey Rush als Lionel Logue entledigt sich solcher Nebensächlichkeiten wie Titel und Ämter, er spricht als Mensch zu dem Königssohn.

Stets mit witzigem und ironischem Unterton therapiert Lionel den königlichen Albert. Das ganze wirkt wie ein Kammerspiel zweier großer Schaupieler (Colin Firth und Geoffrey Rush). Der Film spielt fast nur in Logues Behandlungszimmer. Beide sind unheimlich präsent.  Sie spielen mit Klasse und Bravour auch Helena Bonham Carter als Alberts Frau. Von Anfang an fiebert man mit, hofft auf schnelle Hilfe für Albert. Dabei erhebt sich der Film nie über seinen Protagonisten, macht sich nicht lustig. Viel mehr baut er einen Spannungsbogen auf und das auf sehr vergnügliche Art und Weise.

England steht mit Hitler–Deutschland nach dessen Angriff auf Polen kurz vor dem Krieg und so wird die geschichtliche Dimension klar. Die Menschen, die vor ihren Radiogeräten sitzen, erwarten ein Wort der Klarheit, der Entschlossenheit und des Trostes von ihrem König. Im Film wird sogar die Originalszene der Krönungsfeierlichkeiten gezeigt.

Geschichtlich hält sich der Film an Tatsachen, denn den Sprachtherapeuten Logue gab es wirklich und ihn verband eine tiefe Freundschaft mit dem König George VI., dem Vater von Elizabeth. Drehbuchautor David Seidler recherchierte die Originalgeschichte bereits in den 80er Jahren und stellte auf Wunsch der Königin die Realisierung als Theaterstück und Film zurück. Grandios ist die Filmmusik, sie wurde mit einem großen Orchester eingespielt.

„The King´s Speech“ war für 7 Golden Globes nominiert und ist nun für 12 Oscars nominiert u. a. als Bester Film, Bestes Original – Drehbuch, Bester Schnitt, Bester Haupt- und Nebendarsteller, Beste Nebendarstellerin, Beste Kamera, Beste Kostüme, Bestes Szenenbild und Bester Ton. Ich hoffe, dass Colin Firth und Geoffrey Rush den Oscar bekommen werden. Colin Firth spielt die Rolle Alberts mit großer Glaubwürdigkeit. Der Ausnahmeschauspieler Geoffrey Rush beeindruckte u.a. im Film „Shine“ über den australischen Ausnahmemusiker David Helfgott. Dafür bekam er den Oscar. Er spielte u.a. in „Fluch der Karibik“ mit.

Fazit: Ein Film, der sein Publikum von der ersten bis zur letzten Minute fesselt und ihn in seinen Bann zieht. Man kann ihn  mühelos öfters anschauen. Der wohl beste Film der letzten Jahre. Sehr gute Regiearbeit von Tom Hooper. Der Film kann lässig mit dem Publikumsrenner „Kokowääh“ von Til Schweiger mithalten. Unverständlicherweise hätte dieser Film fast keinen Verleiher in Deutschland gefunden. (Thomas Bayer)

Großbritannien 2010, 111 min
Regie:
Tom Hooper
DarstellerInnen:
Colin Firth (Georg VI), Geoffrey Rush (Lionel Logue), Helena Bonham Carter u. v.a.

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