Logo

Drängeln macht Stress – Verkehrserziehung im Schulbus

Neuhof. Es war bitterkalt, als morgens um 08:00 Uhr die ersten beiden Klassen mit knapp fünfzig Schülerinnen und Schülern sich in einer Reihe hinter dem Drängelgitter an ihren festgelegten Aufstellpunkten aufstellten und alle Ranzen in einer langen Reihe hintereinander auf dem Boden abstellten. Die Kinder erklärten der Rektorin, Ingrid Baumann, der Buskoordinatorin der Schloss-Schule, Irene Echtermeyer und dem Moderator Gerhard Brink von der Kreisverkehrswacht Fulda stolz, welche Schulregeln sie beim Aufstellen beachten müssen. Ina Blaffert aus der Klasse 2d erklärte: „Das klappt immer gut, wir haben keinen Streit mehr, und eine Lehrerin passt immer auf. Das ist toll!“

Danach wusste der Verkehrswachtmoderator die Kinder in seinen Bann zu ziehen und neugierig zu machen, was denn beim Busfahren alles gefährlich ist. An beiden Tagen wurde von Alfred Becker, dem Regionalbeauftragten des Schulbusbetreibers RKH, ein Schulbus mit dem Fahrer Thorsten Umkehr kostenlos zur Verfügung gestellt.

Der Fahrer des Schulbusses wartete auf das Zeichen zur ersten Spielszene. Vier große rot-weiße Leitkegel stellten einen Pkw dar, der dicht vor der Einfahrt in die Bushaltestelle stand. Ein roter Feuerwehrschlauch markierte den Bordstein, vor dem der Schulbus anhalten sollte. „Was passiert, wenn der Schulbus sehr eng in die Haltestelle einfährt?“, fragte Gerhard Brink die Schüler. Während des Durchsprechens der Gefahrensituation erschraken die Kinder kurz, als der Moderator, der dicht hinter dem roten Bordstein stand, von dem langsam einfahrenden Schulbus von hinten „angefahren“ und „weggeschubst“ wurde.

Der Schreck war weg, als sie merkten, dass dies zwischen dem Busfahrer und dem Moderator abgesprochen war. Jetzt begriffen alle: Man muss mindestens einen Meter von der Bordsteinkante entfernt stehen und immer zum einfahrenden Bus hinschauen. Der Bus schwenkt immer beim Ein- und Ausfahren über den Bordstein. Die zweite Lektion, das Einsteigspiel, folgte sofort. Die Kinder der Vorklasse spielten eine Gruppe und die Klasse 3 d die andere. Die Kleineren sollten dabei in einer Reihe hintereinander zügig vorne in den Bus einsteigen und sich sofort hinsetzen. Die Großen spielten die Drängler und mussten hinten in den Bus einsteigen. Alle Kinder hatten aus Sicherheitsgründen den Ranzen in der Hand. Auf das Kommando „Auf die Plätze, fertig los“ begann das Spiel. Am hinteren Eingang wurde es gleich sehr laut und hektisch. Es wurde geschubst und gedrückt. Mit zwei Stoppuhren wurde die benötigte Zeit gemessen. Die 21 Vorschulkinder benötigten 32 Sekunden, bis alle saßen. Die 22 älteren Schüler schubsten und schrien noch immer und benötigten 73 Sekunden.

Die Stoppuhr bewies es: Drängeln macht Stress und es dauert viel länger!

Als alle im Bus saßen, sollten die Kinder dem Busfahrer und dieser den Schülern erklären, was ihnen am Verhalten des anderen nicht gefällt. Die Kinder erkannten, warum Lärm im Bus gefährlich ist und der Busfahrer sich deshalb nicht auf den Straßenverkehr konzentrieren kann; dass nur der Sitzplatz der sicherste Platz im Bus ist und dass Herumlaufen während der Fahrt sehr gefährlich ist. Die Schüler erkannten auch wie wichtig beim Einsteigen ein nettes „Guten Morgen Herr Busfahrer“ ist. Schon ein kleines Lächeln hilft den morgendlichen Stress zu reduzieren und ein gutes Gefühl zu haben.

Wie unberechenbar eine Busfahrt werden kann, zeigte die nächste Demonstration.

Mit Tempo 30 befuhr der Bus den Zollweg in Richtung Kreisel. Mehrere größere Schüler, die beiden Klassenlehrerinnen und die Rektorin standen im Mittelgang und hielten sich mit beiden Händen fest. Plötzlich ohne Ankündigung führte der Bus ein starkes Ausweichmanöver nach links durch. Kinder und Erwachsene kippten zuerst nach links und dann wieder zurück. „Unglaublich“, meinte David, „wie der Bus geschaukelt hat“. Alle Kinder mussten sich wieder setzen, denn jetzt sollte der Busfahrer eine Vollbremsung aus Tempo 20 Km/h durchführen. Keiner wusste, wann die Bremsung erfolgt. Im Mittelgang stand unser Dummy, ein Wasserkasten, den alle gespannt beobachteten. Plötzlich bremste der Fahrer. Der Wasserkasten und ein Schulranzen, den ein Schüler nicht richtig festgehalten hatte, rutschten mehrere Meter weit nach vorne. Der Wasserkasten prallte dicht neben dem Fahrer gegen ein Hindernis und kippte mit Gepolter um. „So geht es euch auch, wenn ihr nicht korrekt im Sitz sitzt oder beim Stehen im Mittelgang euch nicht mit beiden Händen an den Haltegriffen festhaltet“, erklärte der Moderator den staunenden Kindern.

Was ist ein „toter Winkel“?

Gerhard Brink erklärte den Kindern: „Wetten, dass ich eine ganze Klasse dicht neben dem Bus verstecken kann, ohne dass der Busfahrer die Kinder sehen kann?“ Anfangs zweifelten viele, weil der Bus ja viele Rückspiegel hat. Der Moderator legte mit den Kindern rot-weiße Plastikketten auf den Boden, hinter denen sich die ganze Klasse aufstellen musste. Der Busfahrer Thorsten Umkehr, sah im rechten Außenspiegel kein Kind stehen, obwohl sie nur knapp zwei Meter neben dem Bus standen. Damit die Schüler dies auch glaubten, durfte jeder von ihnen sich auf den Fahrersitz setzen und stauend berichten: „Ich sehe gar keinen!“ So erfuhren die Kinder, was ein toter Winkel ist und erkannten, warum dieser so gefährlich ist.

Viel gelernt haben die Kinder der Schloss-Schule an beiden Tagen und es hat allen Spaß gemacht. Ina Blaffert von der 2 d fragte den Moderator: „Kannst Du morgen nicht nochmal kommen, es hat mir so gut gefallen!“ Am letzten Tag machte Ben Külper von der Klasse 1c einen tollen Verbesserungsvorschlag, den alle Kinder seiner Klasse gleich ausprobierten. Beim Aussteigen aus dem Bus mit dem Ranzen in der Hand müssen die Kinder dort, wo keine Bordsteinerhöhung vorhanden ist, einen großen Schritt nach unten auf die Straße machen. Vielen Schülern der 1. Klassen ist dieser gut 40 Zentimeter tiefe Absatz zu groß, und sie machen einen Sprung nach vorne, um nicht zu stürzen. Ben Külper erklärte den Kindern seine ganz einfache Lösung. „Bevor ich den Schritt auf die Straße mache, stelle ich meinen Ranzen an der Ausstiegskante im Bus ab, halte ihn noch locker fest und hüpfe die Stufe runter. Jetzt erst ziehe ich den Ranzen von der Ausstiegskante.“ Eine Superidee fanden seine Mitschüler. Klar, dass Ben von seiner Klassenlehrerin und vom Verkehrswachtmoderator gelobt wurden. Zum Abschluss wurde noch das Video„Miteinander im Bus und Bahn – kein Chaos mehr im Busverkehr“ angesehen. Hier wurden alle Stationen des Rollenspiels nochmals gezeigt und Gelerntes vertieft.

Categories:

Alle Nachrichten, Jugend & Familie