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In der Turnhalle in Hofaschenbach steppt der Bär

Nüsttal-Hofaschenbach. „15 + 4?“ fragt Mathelehrerin Kerstin Fischer. Und die in zwei Reihen stehenden Erstklässler hüpfen im Atrium der Mittelpunktschule Nüsttal in Hofaschenbach aufgeregt auf und ab, bis jemand „19“ ruft und seine Mannschaft unter Jubel ein als Markierung auf dem Boden postiertes Mäppchen eine Fliese  weiter nach vorne schieben darf. „Wir sind bereits seit einigen Jahren vom Frontalunterricht abgekommen zugunsten unkonventioneller Lehrmethoden“, erklärt Schulleiter Thomas Brodrecht.

Zum zeitgenössischen Unterricht gehört neben Gruppen- und Werkstattarbeit die Einbeziehung außerschulischer Einrichtungen und der Elternhäuser. Beispielsweise informierte ein Vater über Imkerei, eine Oma über Landwirtschaft und andere Mütter und Väter präsentierten Musikinstrumente. Auf den Einsatz engagierter Eltern kann Brodrecht, der seit dem Jahr 2000 die Schule leitet, auch in anderen Bereichen zurückgreifen. Der Schulförderverein mit seiner Vorsitzenden Gudrun Vieth-Stein spendiert jedes Jahr die Preise für den Lesewettbewerb aller Klassen. Für die Anschaffung von Waveboards stellte der Verein 1.000 Euro zur Verfügung.

Die Schülerzahl lag in den vergangenen sechs Jahren konstant im 140er-Bereich. In diesem Schuljahr werden 68 Mädchen und 75 Jungen von sieben Lehrerinnen und zwei Lehrern unterrichtet. 1842 waren es in Hofaschenbach 250 Kinder mit einem einzigen Lehrer. Dies weiß Thomas Brodrecht aus der Hofaschenbacher Chronik, die er hinsichtlich der Schulgeschichte aufgearbeitet und im Schaukasten ausgehängt hat. Schon damals zählten zum Schulbezirk die Dörfer Hofaschenbach, Mittelaschenbach, Morles, Oberaschenbach, Rimmels und Silges. Zwischen 1876 und 1926 wurden für Rimmels und Silges sowie für Mittel- und Oberaschenbach eigene Schulen gebaut. 1970 begann der Neubau einer Mittelpunktschule für alle Nüsttaler Grundschüler in Hofaschenbach. Doch bereits 1974 stand der Schulstandort auf der Kippe, obwohl Eltern und politische Gemeinde sich für den Erhalt stark machten. 1980 gab der  Landkreis Fulda als Schulträger die Zusage, dass die Grundschule Hofaschenbach erhalten bleiben sollte.

Die in den 1970er Jahren gebaute Turnhalle wird im Verbund mit der Grundschule in Schwarzbach genutzt. Während diese stolz ist auf ihre moderne Holz-Heizung, freuen sich die Nüsttaler Schülerinnen und Schüler über den Ertrag „ihrer“ Photovoltaik-Anlage, die der Landkreis im Juni 2010 installiert hat. Die 15 PCs in dem geplanten neuen Computerraum werden dann genau wie die acht bereits existierenden Rechner mit Ökostrom betrieben. Umweltschutz wird auch in anderen Bereichen groß geschrieben: Mit den Dritt- und Viertklässlern werden Nistkästen gebaut und aufgehängt (von denen einer mit einer Beobachtungs-Kamera versehen ist), es gibt einen Teich und die Schulgemeinde nimmt jedes Jahr an der Osterputz-Aktion des Landkreises teil. Trotzdem bemühe sich die Schule nicht um Zertifizierungen wie „Umweltschule“ oder „Gesunde Schule“. Statt bürokratischen Aufwand zu betreiben, wolle das Kollegium diese Zeit für Veranstaltungen mit den Kindern nutzen, erläutert der Schulleiter. Als Beispiel nennt er das bereits seit 23 Jahren praktizierte gemeinsame Frühstück nach den ersten 90 Unterrichtsminuten als Beitrag zu bewusster Ernährung und Gemeinschaftserleben.

Dass die kleine Schule sehr aktiv ist, belegen die Jahrbücher, die Brodrecht als Rückblick und Erinnerung erstellt. In der jüngsten Broschüre sieht man Fotos von Schülerinnen und Schülern beim  Backen von Weihnachtsplätzchen und Waffeln, beim Suppe kochen, im Schwimmbad, beim Wintersport, bei Aktionen mit dem örtlichen Tennis- und Tischtennis-Verein, aber auch Urkunden, wie die für den zweiten Platz beim „Kreisausscheid Schwimmen“.

Das Rechenspiel im Atrium ist inzwischen entschieden und die Klasse zurück in ihrem Raum. Nun fallen in der Halle bemalte Betttücher und Lianen aus Krepppapier ins Auge. Es handelt sich um Schmuck, den die Kinder für das Musical „Das Dschungelbuch“ gestaltet haben. Am Samstag, 9. April, führen es die acht Klassen gemeinsam vormittags im Rahmen eines  Schulfestes auf. Das Leitbild der Schule „Entfalten in Geborgenheit – mit Freude Neues lernen“ gefiele gewiss auch Moglis Lehrer, dem gemütlichen Bären Balou.

 

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