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Klinikum Fulda: Vorstandsvorsitzender Jeguschke tritt zum 30. Juni 2011 zurück

Fulda (mb). Noch ist der Sachverhalt nicht endgültig geklärt, warum nicht sterilisiertes OP-Gut aus der Zentralsterilisation des Fuldaer Klinikum in den Organisationsablauf gelangen konnte. Eine Entscheidung ist jedoch bereits gefallen: Klinikvorstandsvorsitzender Harald Jeguschke hat vor einer Sondersitzung des Aufsichtsrates seinen Rücktritt zum 30. Juni diesen Jahres angeboten. Wie Fuldas Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Möller auf einer anschließenden Pressekonferenz betonte, habe der Aufsichtsrat das Angebot Jeguschkes angenommen, der seine Entscheidung damit begründet hatte, einen „Neuanfang“ an der Leitungsspitze zu ermöglichen.

Darüber hinaus werde der Aufsichtsrat im Hinblick auf die künftige Führungsstruktur des Hauses die notwendigen Entscheidungen treffen. Im Hinblick auf die weitere Aufarbeitung und Begleitung der Krise wird Klinikvorstandsvorsitzender Jeguschke in vollem Umfang bis zum 30. Juni im Hause tätig sein. Er hat hierfür das Vertrauen des Aufsichtsratsvorsitzenden.

Der Aufsichtsrat hat zugleich beschlossen, dass nach der vorausgegangenen Sachlagenschilderung der aktuellen Hygiene-Krise am Klinikum „kein Anlass besteht, Vorwürfe gegen den Vorstandsvorsitzenden zu erheben.“ Mit ganzer Kraft und Engagement sowie mit außerordentlich hohem Pflichtbewusstsein dient Harald Jeguschke dem Haus.  Er werde weiterhin bis Ende Juni  seine Aufgaben ohne Einschränkungen wahrnehmen, „damit wir die Krise bewältigen und das Vertrauen in unser Klinikum möglichst rasch wieder herstellen können.“ Darüber hinaus, so berichtete Möller, werde der neu bestellte Vorstand Krankenhausversorgung, Privatdozent Dr. Thomas P. Menzel bereits vorzeitig zum 01. Mai 2011 seinen Dienst antreten.

Zum Sachverhalt selbst führte Aufsichtsratsvorsitzender Möller aus, dass unbeschadet  der weiteren Recherche es „offenkundig menschliches Fehlverhalten war und ist, dass Instrumente ohne Sterilisation im OP-Betrieb verwandt worden sind.“ Wichtige Teilsachverhalte ließen sich momentan nicht weiter aufklären. Nach Möllers Worten gibt es eine „Menge weiterer Details aufgrund der Aussagen und Maschinenprotokolle, die manche Widersprüche offenbaren.“ Allerdings gebe es keinen „Mangel der Regelungen und Vorgaben wie auch der Technik, die für den Sterilisationsprozess relevant sind.“ Nun werde es Aufgabe der Staatsanwaltschaft sein, den Sachverhalt zu klären.

Während der Pressekonferenz teilte Jeguschke mit, dass nach derzeitigem Kenntnisstand nicht 14, sondern 13 Patienten höchstwahrscheinlich mit nicht sterilem OP-Besteck operiert wurden. Auch er bekräftigte wie zuvor schon Fuldas OB, „dass wir es mit einem menschlichen Fehlverhalten zu tun haben, das jetzt von der Staatsanwaltschaft bearbeitet wird.“ Zu den Hintergründen, warum die Beteiligten sich falsch verhalten hatten, äußerte sich Jeguschke zurückhaltend und warnte vor  Vorverurteilungen.

Fest steht indes: „Es gibt einzelne Mitarbeiter, die ihre Pflicht offenkundig nicht erfüllt haben.“ Alles Weitere bleibe zunächst den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen vorbehalten. Wie Harald Jeguschke weiter erläuterte sei das gesamte Sterilgut vom 30. März aus dem Betrieb genommen und mit einer „Vier-Augen Kontrolle“ weitere Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. „Damit haben wir alles getan, was menschenmöglich ist, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten.“ Über die Gründe des menschlichen Fehlverhaltens „können wir nur spekulieren.“

Zu seiner persönlichen Entscheidung sagte Jeguschke, „ich halte es für erforderlich, dass für das Klinikum auf der Führungsebene ein Neuanfang möglich sein muss.“ In Unternehmen gebe es Situationen, „wo man sagen muss, es ist für das Haus gut, eine neue Konstellation herzustellen, um wichtige Zukunftsthemen nachhaltig unbelastet gestalten zu können.“ Jeguschke unterstrich, „sehr gerne für das Klinikum gearbeitet zu haben.“ Mit Herzblut werde er weiterhin seine Pflicht tun.

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