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Ganzjährige Kreuzweg-Treffen am Fuldaer Frauenberg

Fulda. Aus der Fastenzeit ist er nicht wegzudenken: Der Kreuzweg erinnert besonders intensiv an Leiden und Tod Jesu. Während diese Ausdrucksform der Volksfrömmigkeit mit ihren 14 Stationen meist ausschließlich vor Ostern zum Tragen kommt, gibt es beispielsweise am Fuldaer Frauenberg ein ganzjähriges Angebot. Einmal im Monat, und zwar jeweils am ersten Freitag, gehen dort etliche Gläubige aus Stadt und Landkreis Fulda den Weg, der an den einzelnen Stationshäuschen der Außenanlage entlang führt und die Kreuzigungsgruppe am Kalvarienberg einschließt. Die Darstellungen aus der Barockzeit machen das grausame Geschehen und den tiefen Schmerz des Gequälten plastisch. Es ist ein Weg, der niemanden kalt lässt. „Meist kommen 80 bis 100 Mitbeterinnen und Mitbeter“, betont Pater Max Rademacher.

Er ist geistlicher Begleiter der franziskanischen Gemeinschaft, Gruppe Klara, die den religiösen Rundgang fast immer gestaltet. „Die Teilnehmer bringen ihre ganz persönlichen Nöte mit, und die Anliegen der Kirche werden ebenfalls einbezogen“, berichtet der Franziskaner. Nach seinen Angaben hilft dieser Weg gerade denjenigen, die mit dem Leid auf der Welt ein großes Problem haben und häufig die Frage nach dem Warum stellen. „Darauf gibt es auch bei diesem gemeinsamen Gang keine Antwort, aber er führt deutlich vor Augen, wie Gott in seinem Sohn mit und für uns leidet“, sagt der Ordensmann. Dieses starke Zeichen der göttlichen Verbundenheit mit den Menschen könne Kraft geben für das Zurechtkommen mit eigenem Leid. Wer spüre, welch große Last Jesus aus Liebe für andere getragen habe, dürfe sich selbst entlastet und erlöst fühlen. „Beim Gehen des Kreuzwegs vergeht auch Manches“, so Pater Max.

Nach seinen Angaben verweist der fromme Brauch zurück zu den frühen Christen in Jerusalem. Unter den Gläubigen, denen der monatliche Frauenberg-Kreuzweg etwas bedeutet, ist Michael Hübner. Mit dem Vortragekreuz geht er an der Spitze der besonderen Prozession. Dies tut er jedes Mal, denn es ist für ihn Ehrensache. An den Freitagen der Fastenzeit treffen sich traditionell Mitglieder der Dompfarrei zum Kreuzweg am Frauenberg, und deshalb gibt es vor Ostern immer einen Tag, an dem franziskanische Gruppe und „Dömer“ den Weg zusammen gehen. So war es kürzlich am 1. April, wobei die Zusammenkunft vom Päpstlichen Missionswerk der Frauen gestaltet wurde. Dessen Diözesanleiterin Marianne Stehling ist mit ihrer Familie in der Dompfarrei engagiert und betont zum Missionswerk: „Wir fühlen uns unter anderem durch das Gebet mit der Weltkirche verbunden.“ Zum Aufgabenspektrum der Aktiven gehört zudem die Unterstützung von Frauenprojekten in Lateinamerika, Afrika, Asien und Osteuropa.

Internationale Solidarität klang auch bei den Kreuzweg-Texten an, die Stehling mit eindrucksvollen Holzschnitt-Darstellungen einem älteren Misereor-Kalender entnommen hatte. Die Betrachtungen, Gebete und Lieder führten die Passion Jesu deutlich vor Augen und zeigten Konsequenzen für ein bewusst mitmenschliches Leben heute auf. Wesentliche Aspekte dabei waren Achtsamkeit, Zuwendung, Mitleiden, Erbarmen und Versöhnung. „Es geht darum, das Hilfreiche zu tun, das heute in meiner Macht liegt“, lautete ein Impuls. Eine der Vorbeterinnen war Brigitte Schick, die den Kreuzweg gerade in der vorösterlichen Zeit als Chance sieht, sich verstärkt auf die Inhalte des Glaubens zu besinnen. Sie empfindet es als etwas Besonderes, „mit dem leidenden Jesus auf dem Weg zu sein, was mit Nachfolge zu tun hat“. Schick weist auch auf die Atmosphäre am Frauenberg hin, die derzeit von der erwachenden Natur geprägt wird.

Foto: Plappert

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