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Bischof Algermissen predigte am Gründonnerstag bei Pontifikalgottesdiensten im Fuldaer Dom

Fulda. Dazu, die Eucharistie als Aufbruchsmahl zu begreifen und die zentrale Bedeutung des Priesters für sie zu sehen, hat Bischof Heinz Josef Algermissen in den Pontifikalgottesdiensten am Gründonnerstag im Fuldaer Dom aufgerufen. Dass Eucharistie Aufbruchsmahl und „nicht das Mahl der Satten und Selbstzufriedenen“ sei, betonte der Oberhirte beim feierlichen Abendmahlsamt, das vom Fuldaer Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber mitgestaltet wurde. In der Eucharistie erkenne die Kirche ihr eigentliches Wesen. „Sie soll in der wiederholten Feier dieses Geheimnisses immer mehr Leib Christi werden, der sie aus Gnade schon ist.“ Kirche sei, wie es Paulus im ersten Korintherbrief sage, ihrem Wesen nach Teilhabe am Leib Christi, unterstrich Algermissen. Die Gemeinschaft, die sich da im Hl. Geist bilde, sei Verwandlung. „Darum kann auch Christsein nicht eine kleine Sonntagswelt zu unserer Werktagswelt hinzu sein, sondern ist neue Perspektive, die uns grundlegend verändert.“

Unter Hinweis auf die Haltung und Bekleidung bei der jüdischen Pascha-Feier in Erinnerung an den Aufbruch der Kinder Israels aus Ägypten machte der Bischof deutlich, dass jedes Pascha-Mahl ein Erinnerungsmahl an diesen Auszug sei. Bis heute feiere man es in gespannter, aufbruchsbereiter Haltung. Als bleibende Erinnerung an die Befreiung und Vergewisserung der Führung durch Gott feiere Israel das Mahl: „Jede Generation ist je neu zur Freiheit berufen“. Mit der Feier der Eucharistie stehe die Kirche ganz in dieser jüdischen Tradition des Mahlhaltens. Jesus als Lamm Gottes „ist Gastgeber und Mittelpunkt unseres Mahles, zugleich seine Speise“, hob Algermissen hervor. „Wir feiern heute die neue Freiheit, die uns Jesus Christus erwirkt hat.“

Die Feier der Eucharistie bezeichnete der Bischof als „Sammlung und Sendung“. Kommunion müsse zur Mission werden. Messe, „Missa“, bedeute ja auch Sendung. Die Christen sollten zeigen, wes Geistes Kind sie seien und Christi Licht in eine Welt voller Zwielicht und Schatten bringen. Die Osterfeier wolle diesen Aufbruch bringen. Vielleicht stehe der Kirche auch ein Wüstenzug mit Durststrecken bevor, wenn sich überkommene Formen und Strukturen auflösten und neue nicht so leicht zu finden seien. „Wenn wir uns aber dem Herrn der Kirche und seiner Führung anvertrauen, wird ER uns eine neue Perspektive öffnen“, so Algermissen. Es gehe dabei um den Dienst der Fußwaschung und des gebeugten Rückens. „Das ist eine Bewegung, die uns als Kirche seither fordert, herausfordert und nicht in Ruhe lässt.“

Eucharistiefeier braucht Dienst des Priesters

Am Gründonnerstagmorgen hatte Bischof Algermissen in der traditionellen Chrisam-Messe (der Name stammt von der Weihe der heiligen Öle für die Sakramentenspendung) alle Gläubigen und besonders die zahlreichen, aus dem gesamten Bistum versammelten Geistlichen an die zentrale Bedeutung des priesterlichen Dienstes für die Feier der Eucharistie erinnert. „Eine priesterlose Gemeinde ist ein Widerspruch in sich, die Feier der Eucharistie ohne den Dienst des Priesters eine Unmöglichkeit“, unterstrich der Oberhirte. „Bei dieser Feier finden wir als Priester je neu unser Proprium, hier verdienen wir am allermeisten die ehrenvolle Bezeichnung als ‚Geistliche’, denen die Kraft des Heiligen Geistes bei der Priesterweihe durch Handauflegung und Salbung mit Chrisam in besonderer Weise zeichenhaft und wirksam vermittelt wird“, betonte der Bischof.

Algermissen wies auf das Wirken des Heiligen Geistes in der heutigen Zeit hin, in der immer häufiger Jugendliche und Erwachsene mit dem Chrisamöl gesalbt würden. Meist hätten diese Menschen einen langen Weg des Suchens und Fragens hinter sich und bäten dann um die Aufnahme in die Gemeinschaft der Kirche. Dazu sei es gekommen, weil etliche der erwachsenen und jugendlichen Taufbewerber einer Generation angehörten, die als Kinder nicht mehr getauft worden seien. Eine Ursache für die Zunahme der Erwachsenentaufen sie die Öffnung der Grenzen zum ehemaligen Ostblock gewesen, fuhr der Bischof fort.

„Viele der Menschen, die aus der ehemaligen DDR oder Osteuropa zu uns gekommen sind, wurden infolge der kommunistischen Religionspolitik als Kinder nicht getauft und wollen nun getauft werden.“ Diese Entwicklung halte seit Jahren an, und so empfingen auch im Bistum Fulda in der bevorstehenden Osternacht zahlreiche Erwachsene und Jugendliche die Sakramente der Aufnahme in die Kirche. „Wir dürfen für diese neue Entwicklung dankbar sein und wollen uns zunehmend öffnen für suchende Jugendliche und Erwachsene“, unterstrich Bischof Algermissen.

Zu Beginn seiner Predigt hatte der Bischof an die Szene in der Synagoge von Nazareth erinnert, in der von der begnadeten Rede Jesu und dem Staunen der Leute berichtet wird. Das habe Eindruck gemacht, weil Jesus eine Ursehnsucht seiner Zuhörer angesprochen habe, so Algermissen weiter. „Sie wussten nämlich aus den Schriften des Alten Testamentes, dass der Geist Gottes immer wieder Männer und Frauen erfasst hatte, die das Volk dann aus Gefahr und Not erretten konnten.“ In der Messfeier am Gründonnerstagmorgen werde besonders deutlich, wie zentral das ganze Leben der im Geist sei: „Kein christlicher Glaube ohne den Heiligen Geist“.

Jesus selbst sei ohne den Geist Gottes überhaupt nicht verständlich und vorstellbar, stellte Algermissen klar. Alle Evangelisten wie auch der Apostel Paulus hätten dies gezeigt, sei es in Bezug auf die Empfängnis, die Taufe im Jordan, die Wüste und die Heilung von Menschen durch die Kraft des Geistes. Auch könnten die Christen nur deshalb glauben, weil sie die Gabe des Geistes empfangen hätten, unterstrich der Bischof. Dieser Glaube an Jesus Christus in der Kraft des Heiligen Geistes mache sie zu Kindern Gottes, so dass sie zu Gott Vater sagen dürften. Alles, was einen mit Christus verbinde, sei vom Heiligen Geist vermittelt: Glaube, Erwählung, Freiheit, Zeugnis des Glaubens.

Bischof Algermissen verdichtete dies sodann auf den priesterlichen Dienst hin, der als Existenz im Heiligen Geist beschrieben werden könne. Jesus habe nämlich nicht nur das Volk im Allgemeinen, sondern in besonderer Weise die Zwölf berufen und gesandt. „Nach seiner Auferstehung hat er bestimmte Männer ausgewählt und sie als Apostel ausgesandt. Ihnen und den von ihnen durch Handauflegung eingesetzten Nachfolgern und deren priesterlichen Mitarbeitern kommt seit frühester Zeit aufgrund ihrer Weihe der Vorsteherdienst bei der Feier der Hl. Eucharistie zu“, sagte der Bischof. Weder der priesterliche Dienst noch die Eucharistie ließen sich „von unten“ und aus der Gemeinde ableiten, denn die Eucharistie gründe im „Voraus“ und „Zuvor“ des göttlichen Heilshandelns in Kreuz und Auferstehung.

Sie sei erfülltes Zeichen der bleibenden Zuwendung Gottes in Jesus Christus durch den Heiligen Geist. Bischof Algermissen gab zwar zu bedenken, dass der Priester wie jeder andere Christ täglich neu auf Gottes Erbarmen und Gnade angewiesen sei, machte aber auch deutlich, dass er in seinem priesterlichen Dienst der Gemeinde als Repräsentant dessen, der das Haupt der Kirche und der eigentliche Zelebrant sei, gegenüberstehe. Die Spannung zwischen dem „In und Gegenüber“ von Priester und Gemeinde sei grundlegend für den priesterlichen Dienst wie für das Gemeindesein.

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