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Vogelsberger Denkmalbeirat tagte in Homberg/Ohm

Schlitz. Zu seiner turnusgemäßen Sitzung traf sich der Vogelsberger Denkmalbeirat diesmal in Homberg/Ohm. Neben der Vorstellung des neuen Landeskonservators ging es um verschiedene Objekte im Kreis und allgemeine Fragen. Der Vogelsberger Denkmalbeirat traf sich diesmal im Alten Brauhaus von Homberg/Ohm, das als sehenswertes Stadtmuseum ausgebaut ist. Die 1. Vorsitzende, Frau Müller, begrüßte neben dem Gastgeber, Bürgermeister Prof. Dören, den Nachfolger von Herrn Baumann im Amt des Landeskonservators und die anwesenden Mitglieder aus Nah und Fern.

Prof. Dören hieß die Versammelten herzlich willkommen und plädierte für eine kreativ-dynamische Grundhaltung des Denkmalschutzes. Kulturdenkmäler müssten besser mit der Moderne verbunden werden, um ihre Attraktivität zu behalten, An vielen Beispielen aus den Mittelmeerländern könne man sich in dieser Hinsicht orientieren. Eine solche Verbindung von Alt und Neu könnte auch dazu beitragen, wieder mehr Leben in Ortskerne zu bringen.

Zum Nachfolger für den langjährigen Landeskonservator Herrn Baumann, ist Herr Dipl. ing. Ansgar Brockmann bestimmt worden. Er stellte sich der Versammlung kurz vor und hofft auf gute Zusammenarbeit. Einige Zeit wird er noch brauchen, das für ihn neue Gebiet kennenzulernen. Frau Müller ermunterte ihn und versprach ihm alle Hilfe, die der Denkmalbeirat zu leisten imstande ist. Herr Hofmann ging sodann auf Angelegenheiten des Kreises ein. Zuerst wurde die Vorschlagsliste: Mitglieder des Denkmalbeirats in der nächsten Wahlperiode vorgelegt. Sie hat sich nicht verändert, die altbewährten „Kämpfer“ bleiben an Bord; man möchte aber gern neue und auch jüngere Interessenten dazu gewinnen.

Probleme einzelner Objekt

In Lautertal-Meiches steht ein Schulhaus zur Disposition, das kurz nach 1900 errichtet worden ist. Abriss oder neue Nutzung, das ist hier die Frage. Die Bausubstanz würde ein Beibehalten rechtfertigen; wenn sich aber keine Möglichkeit einer sinnvollen Nutzung findet, wird dieses Gebäude wohl abgerissen werden müssen. Mit Lauterbachs „Altem Esel“ hatte sich der Denkmalbeirat ja schon ausführlich beschäftigt. Nun haben Fachleute aus Marburg Vorschläge unterbreitet, wie eine „energetische Ertüchtigung“ des Gebäudes erfolgen kann, die den Forderungen des Investitionsprogramms der Bundesregierung und dem Denkmalschutz Rechnung trägt.

Wie zu vermuten: es geht um einen Kompromiss: das Gebäude soll straßenseits verschindelt werden und eine passende Innendämmung erhalten. Die Hohhaus-Bibliothek ist inzwischen in das alte Gebäude des „Deutschen Roten Kreuzes“ ausgelagert, wo sie nach Freiwerden verschiedener Räume neu aufgestellt werden wird. In Schlitz hatte man unter dem „Hotel Vorderburg“ Schäden festgestellt, die durch defekte Leitungen aus Küche und Zimmern verursacht worden sind. Lange Zeit sind verschiedenste Flüssigkeiten, auch Seifenlauge, in den Boden zwischen Stadtmauer und gewachsenem Felsen gesickert und haben dort den Untergrund aufgeweicht + Folgeschäden an der Mauer bewirkt.

Bei Sanierungsarbeiten wurde dazu auch noch ein bisher unbekanntes altes Gewölbe entdeckt. Dieses Gewölbe soll verfüllt, der Grund statisch gesichert und die Mauer saniert werden. Dafür kommt die zuständige Versicherung auf. Problemfall MUNA (Grebenhain). Als „prominentes“ Munitionslager stellt dieses Gebiet heute ein zeitgeschichtliches Denkmal dar und sollte entsprechend sichtbar bleiben. Die letzten dort vorhanden Bunker will man erhalten und ein kleines Museum einrichten, in dem einschlägige Archivalien und Objekte ausgestellt werden. Vorher ist aber eine genaue Inventarisierung des Geländes und eine „Entrümpelung von Kriegsgut“ erforderlich.

Allgemeine Themen

Die Baubehörde des Vogelsbergkreises ist rege. Sie hat zusammen mit dem Amt für den ländlichen Raum eine Baubroschüre erstellt, die dem demographischen Wandel Rechnung trägt und Hinweise gibt, wie man mit alter Bausubstanz richtig umgehen kann/sollte. Auch ein Info-Blatt zur Fachwerksanierung wird erstellt (wie bessere ich aus?, welche Materialen sind zu empfehlen?, welche Farben sind angebracht?).

Immer wieder fallen bei Abbruch- und Sanierungsarbeiten „historische Baustoffe“ an: alte Balken, Pflastersteine, Sandsteinplatten u. ä. m.  Wünschenswert wäre eine „Börse für historische Baustoffe“, wo Interessenten Einzelstücke für ihre Bauvorhaben erwerben können. Bisher werden solche Materialen – wenn überhaupt – meist nur dezentral auf den Bauhöfen gelagert. Vielleicht konnte man aber eine zentrale Stelle dafür schaffen und die vorhandenen Materialen im Internet anbieten? Die Frage ist nur: wer organisiert das? Vorbilder dafür gibt es übrigens in anderen Bundesländern.

Frau Müller ging dann auf den diesjährigen „Tag des Offenen Denkmals“ ein, der unter dem Motto steht „Realismus-Romantik-Revolution“ und Gelegenheit bietet, entsprechende Gebäude oder Anlagen zu präsentieren und im jeweiligen historischen Zusammenhang zu erläutern. Dazu zählen auch die Baudenkmäler des Historismus, die wir in verschiedenen Städten, wie z. B. in Schlitz, finden.

Damit nicht nur theoretisiert wird, hatte Frau Müller eine kleine Ausstellung von Bodendenkmälern aus der bandkeramischen Epoche der Jungsteinzeit vorbereitet, Bodendenkmäler, die sie bei Homberg-Bleidenrod entdeckt hat. Überraschend war für die Archäologen der ungewohnte, gar nicht spektakuläre Fundort. Frau Müller und Dr. Thiedmann vertreten dazu die Ansicht, dass dieser ungewöhnliche Platz etwas mit bestimmten  Gesteinen zu tun hat, die dort vorkommen und die, zu Farbpulver zerrieben, für Bandkeramiker willkommene Farbtöne lieferten. Deshalb dürfte sich hier eine Siedlungsstätte befinden haben, für die heute noch Pfeilspitzen, Steinbeile, Obsidianfragmente zeugen.

Die nächste Sitzung des Vorgelsberger Denkmalbeirat soll in Grebenau stattfinden, wo man sich u. a. besonders mit dem Fachwerk befassen will, zumal Herr Eifert als Fachmann und Ortskundiger zur Verfügung steht.

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