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Bischof Algermissen feierte Pontifikalamt am Tag der Seligsprechung Johannes Pauls II.

Fulda. Als einen der ganz bedeutenden Päpste der Kirchengeschichte und als einen der Großen der Weltgeschichte hat der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen Papst Johannes Paul II. (1978-2005) bezeichnet. Zu Beginn eines Pontifikalamt im Hohen Dom zu Fulda am Abend der Seligsprechung, die Papst Benedikt XVI. in Rom vorgenommen hatte, entzündete Algermissen eine Kerze vor der Gedenktafel am Eingang zur Bonifatiusgruft, die an den Besuch des polnischen Papstes in Fulda im November 1980 erinnert. Johannes Paul II. habe einen neuen Aufbruch der Kirche in Polen bewirkt. „Auch wir in Deutschland müssen zur Eindeutigkeit im Glauben zurückfinden“, forderte der Bischof zu Beginn des Gottesdienstes.

„Seine letzten Lebensjahre waren vom Gebeugtsein unter der Last des Amtes, von Krankheit und Behinderung, von seinen ehrlich gezeigten Wunden geprägt. So hat ihn die Welt gesehen und so liebt sie ihn bis heute“, betonte Bischof Algermissen in seiner Predigt. In seinen Schriften und Predigten, mit all seinen Besuchen weltweit wie mit den Weltjugendtagen habe der nun Seliggesprochene gezeigt, dass ihm die Botschaft in seiner ersten programmatischen Enzyklika „Redemptor Hominis“ (März 1979) ernst war: „Der Weg der Kirche ist der Mensch“ und: „Öffnet dem Erlöser die Türen! Habt keine Angst!“.

Der auf Jesus Christus als Gekreuzigter und Auferstandener, als Erlöser und Heiland ausgerichtete Humanismus des früheren Papstes sei der Schlüssel zum Verständnis seiner Wirkung auf die Geschichte. „Sein kompromissloses Eintreten für das Lebensrecht aller Menschen, seien sie schwach, alt, krank oder ungeboren, hat hier seine tiefe Quelle. Sein Kampf für die Kultur des Lebens und gegen die Kultur des Todes ist für mein eigenes bischöfliches Wirken maßgebend.“

Nach katholischem Verständnis sei das Petrusamt der äußere Bezugspunkt für die innere Einheit der Kirche, fuhr der Oberhirte fort. Papst Johannes Paul II. sei in den gut 26 Jahren seines Pontifikates ein deutlicher und eindeutiger Bezugspunkt der Kirche gewesen. „Ein großer Papst und Pontifex ist heute seliggesprochen worden. Eine große Freude für die Stadt des Hl. Bonifatius, der er sehr verbunden war!“ Bei seinem ersten Deutschlandbesuch hatte Papst Johannes Paul II. am 18. November 1980 vor Zehntausenden auf dem Fuldaer Domplatz gesagt: „Mit dem Hl. Bonifatius begann gewissermaßen die Geschichte des Christentums in eurem Land. Viele sagen, diese Geschichte neige sich jetzt ihrem Ende zu. Ich sage euch: Diese Geschichte des Christentums in eurem Land soll jetzt neu beginnen, und zwar durch euch, durch euer im Geist des Hl. Bonifatius geformtes Zeugnis!“ Als Algermissen ihm Anfang Juli 2003 im Rahmen einer Privataudienz eine Reliquie des hl. Bonifatius schenkte, sagte er mir mit strahlenden Augen: „Jetzt sind wir noch tiefer miteinander verbunden.“

Zu Beginn seiner Predigt hatte Bischof Algermissen gefragt, warum der Apostel Thomas unbedingt die Wunden Jesu ertasten wollte. „Wohl keiner von uns lebt ohne Wunden – wenn er wirklich lebt. Wer das Leben wagt, Beziehung wagt, wird auch Wunden tragen.“ Als Beispiele nannte der Bischof die Versuchung, mehr sein zu wollen als andere, die Verwundbarkeit durch Nähe und Beziehung, durch Krankheit und Tod eines geliebten Menschen, die Entwicklung eines eigenen Kindes zum eigenständigen Menschen.

Die Erinnerung an den neuen Seligen gipfele in den Bildern des in den letzten Monaten seines Lebens Schwerkranken und Sterbenden, „der sein verwundetes Leben nicht versteckte, sondern es der Welt sozusagen hinhielt“. Die Kraft dazu habe er durch das Evangelium von Thomas, der die Wunden des Auferstandenen ertasten darf, gewonnen. Daraus resultierte das tiefe Vertrauen, „dass der Gekreuzigte und Auferstandene stärker ist als alle Macht der Wunden und neues Leben verheißt, das österliche Licht – trotz allem.“ Das „Evangelium Vitae“, die Botschaft vom österlichen Leben, habe Johannes Paul II. geprägt und geleitet bis zum letzten Atemzug. Dieses Lebenszeugnis müsse allen Christen ein Vorbild sein. (bpf)

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